Automobilzulieferer : Boxmark: Öffentliche Pläne, anonyme Briefe

Einen schöneren Herbsttag hätte sich Borut Pahor nicht aussuchen können. Als der slowenische Ministerpräsident am 15. September 2010 das Werk des Autobezügehersteller Prevent Global im nordslowenischen Slovenj Gradec besuchte, strahlte die Sonne vom Himmel. Die bewaldeten Hügel auf der gegenüberliegenden Seite des Firmengeländes boten die passende Kulisse vor dem inszenierten Eintreffen. Im Anzug aber ohne Krawatte entstieg Pahor seinem Dienstwagen und ging schwungvoll in Richtung Eingang. Vielleicht wollte er schon mit seinem Auftritt vorwegnehmen, was er später bei der Führung durch das Werk des insolventen Autobezügehersteller betonen würde – dass nämlich Prevent ein hervorragendes Beispiel für einen Neuanfang sei. Temporärer Betrieb. Das Lob des Ministerpräsidenten hat die Geschäftsführung der slowenischen Boxmark sicherlich gerne vernommen. Das Unternehmen, das über partnerschaftliche Verträge mit der in Feldbach ansässigen Boxmark GmbH & Co. KG verbunden ist, hatte das beste Angebot für den insolventen Konkurrenten Prevent Global gelegt, wie Anfang August vom slowenischen Wirtschaftsministerium bekannt gegeben worden war. Boxmark hatte in Aussicht gestellt, als strategischer Partner aufzutreten und die Produktion in kurzer Zeit wieder aufnehmen. Anfang September lief die Produktion im Werk in Slovenj Gradec an. Seitdem nähen dort 150 Frauen Autobezüge für Mercedes. Bei Slovenj Gradec handelt es sich allerdings nur um einen temporären Betrieb bis die Produktion in Radlje, einem Ort nahe der Grenze zu Kärnten, ausgebaut ist. Dort sollen dann eines Tages die Aktivitäten von Prevent konzentriert werden. Ob Slovenj Gradec dann sofort geschlossen oder zumindest noch einige Zeit weiter geführt wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen, so der Boxmark-Geschäfsführer Marjan Trobis. Anonyme Briefe. Doch das ist nicht der einzige Schatten, der über dem neuen Investor schwebt. Von mehreren Seiten wird die Nachhaltigkeit des Engagements in Frage gestellt. So warnte die Tageszeitung „Vecer“ nach dem Besuch des Ministerpräsidenten vor allzu großem Optimismus . Da sich das Konkursverfahren hinzieht, tritt Boxmark bisher lediglich als Mieter beider Werke auf. Abgeschlossen wurde lediglich ein Sechsmonatsvertrag, der mit 1. September begann. Die Kosten sollen sich auf 26.000 Euro pro Monat belaufen. „Wir haben eine Kaufoption und die wollen wir auch ziehen, sagt Marjan Trobis, “allerdings darf der Preis nicht zu hoch sein“. Für Verwirrung sorgten zuletzt fünf anonyme Briefe, die im Unternehen kursierten. In den slowenischen Medien werden als Absender zumindest eines Schreibens „zehn ausgebeuteten Boxmark-Mitarbeiter“ genannt. Sie beklagen sich, dass die Gruppe, nur darin interessiert sei, Gewinn zu erzielen. Die Löhne der Arbeiter lägen bei 460 Euro netto und die Mitarbeiter müssten oftmals deutlich länger arbeiten. Zudem wird der Vorwurf erhoben, dem Unternehmen gehe es bei dem Prevent-Engagement lediglich darum, die staatlichen Hilfen einzustreichen, die es für dafür erhält, dass es ehemalige Prevent-Mitarbeiter beschäftigt. Den Inhalt der Briefe will der Geschäftsführer nicht kommentieren. Er lässt aber durchblicken, dass er sie für eine Retourkutsche gekündigter Prevent-Mitarbeiter hält. Boxmark-Gruppe. Dass ein ausgeprägtes Naheverhältnis zwischen der österreichischen und der slowensichen Boxmark besteht, belegt ein Blick auf die Webseite. Dort ist das Unternehmen mit Sitz in Kidricevo als einer von vier Standort aufgelistet. Die österreichische Boxmark hat sich auf die Herstellung von Leder spezialisiert, das – neben anderen Kunden – von dem gleichnamigen slowenische Unternehmen erworben und dann weiterverarbeitet wird. Die slowenische Boxmark plant heuer rund 110 Millionen Euro umzusetzen, der Turnaround gelang ihr 2009.