Roboter : Automatisierung: Günstige Scara-Roboter

Roboter Automobilbau
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Der frühe Vogel war Adept Technology vor gut einem Jahr. Die Dortmunder rauschten in den Markt für preiswerte Scara (Selective Compliance Assembly Robot Arm, horizontale Gelenkarm)-Roboter – und lebten sich dort gut ein: „Mit Steuerung bieten wir unsere Einstiegsmodelle um rund 10.000 Euro an“, erzählt Vertriebsleiter Rüdiger Winter. Nur einen Augenaufschlag später mischt auch Epson mit. „Unsere neue Roboterfamilie (LS) wurde auf günstige Kosten ausgelegt“, heißt es bei Epson Deutschland – und Volker Spanier, Leiter Factory Automation, erklärt den Umstand so: Bei einfachen Pick & Place-Aufgaben “schoss man früher übers Ziel“. Speziell nach China sollen die Einstiegsroboter gehen – „ein Markt mit Potential für Automation“, so Spanier. „Jeder zehnte“ verkaufte Epson-Roboter soll aber auch in Österreich bald ein Sparroboter sein. Eine Kampfansage an die wachgerüttelte Konkurrenz: Bisher ging es im unteren Preissegment gemütlich zu. Spanier kämpferisch: „Unser Einstiegsgerät soll auch eine Antwort auf mehrachsige Linearsysteme sein“. Hickhack.Scara-Roboter, auch horizontale Gelenkarmroboter genannt, besitzen vier Achsen und vier Freiheitsgrade. Die erlauben der Maschine rotatorische und lineare Bewegungen – das Werkzeug selber ist an der Z-Achse positioniert. Immer wieder mal spielten die Japaner mit dem Gedanken, billigere Roboter unter einer Zweitmarke anzubieten – „was wir stets verwarfen“, so Spanier. Modelle mit Reichweiten von 400 und 600 Millimeter sowie einer Tragkraft von drei oder sechs Kilo sind nun erhältlich. Und Modelle wahlweise in Standard- oder Reinraum-Konfiguration (ISO Klasse 4) an. Die Wiederholgenauigkeit liegt bei 0,01 Millimeter, die Taktzeit bei einer halben Sekunde. Eine Einschränkung gibt es bei der Z-Achse: „Die ist nur als 200-Millimeter-Ausführung zu haben“, so Spanier. Wichtiger sei eine “hohe Verfügbarkeit” (98 Prozent). Und man schießt scharf auf den Mitbewerb: „Bei den extrem billigen Scaras des Mitbewerbs erfahren wir oft von Problemen bei der Standfestigkeit“, schildert der Epson-Mann.Kontrahenten zahlen in gleicher Münze retour: Aus Österreich sei “große Unzufriedenheit über den Epson-Service überliefert“, heißt es harsch. Und überhaupt: Die neue Epson-Baureihe sei lediglich „gegen Adept gebaut“, meint ein Branchenvertreter. Es sei wohl kein Zufall, dass man dort gerade mit einer Software zur Roboterprogrammierung “nachlegt”: “Sie soll der Kundschaft einwöchige Schulungen ersparen”, bestätigt Adept-Vertriebsleiter Rüdiger Winter. Er wolle die Preispolitik von Epson in den kommenden Wochen „sehr genau verfolgen“, meint Markus Leier, Vertriebsleiter bei IAI Industrieroboter. Und notfalls preislich reagieren. Speziell wenn es gegen das Hauptgeschäft, “unsere Linearachsen”, gehe. Marktgerangel.Natürlich weiß man auch bei Epson, dass Roboter in manchen Segenten einfach chancenlos sind. „Gegen ein- oder zweiachsige Linearsysteme treten wir gar nicht erst an“, sagt Volker Spanier von Epson Deutschland. Gelte es zum Beispiel, immer gleiche Teile stur aus einer Spritzgießmaschine abzulegen, wären kartesische Systeme (Linearsysteme) „unschlagbar“, sagt Spanier. So sehen das auch die Linearsystemhersteller selber. „Solange man die Drehbewegung nicht braucht, sind Linearachsen im Vorteil“, meint Markus Leier von IAI Industrieroboter. Trotzdem will Epson dem Linearsektor Marktanteile wegnaschen – und teilt aus: „Der Aufbau der Anlage und die Programmierung sind bei Achssystemen häufig umständlich“, heißt es bei Epson Deutschland. Und abermals geht es gegen manch ein Billg-Scara-Produkt: Sie würden durch geringe Traglasten und schwache Antriebe „Grund zur Klage liefern“. Objekterkennung. Man habe “untereinander ein wirklich entspanntes Verhältnis”, heißt es in der Branche. Angesichts des Rundumschlags von Epson überrascht dieser Befund. Einigkeit demonstrieren die Firmen aber immerhin in einem Punkt: Dass Epson sich nun neue Konkurrenz im eigenen Haus “hochzüchte”. “Sie machen sich ihr eigenes Premiumprodukt kaputt”, meint ein Experte. Bei Epson sieht man es aber entspannter. Spanier glaubt nicht an “massive Einbrüche” im höherpreisigen Segment. Denn nur hier gebe es die Wahl zwischen „Wand- und Deckenausführung“, so Spanier. Oder die Funktion “Conveyor Tracking”, also die Objekterkennung durch Bildverarbeitung. Also alles gut? Einige von Epsons Vertriebspartnern sollen über die Billigschiene “wenig erfreut“ sein. Einen Augenaufschlag später könnte aber wieder alles anders sein. Daniel Pohselt Fortsetzung auf Seite 2: Alle Roboter unter 12.000 Euro im Überblick

Adept Modell: Cobra e-Vario Armlänge in cm: 600 Max. Tragkraft in kg: 3 Preis: 11.000 Euro Epson Modell: LS Armlänge in cm: 400 Max. Tragkraft in kg: 3 Preis: 10.000 Euro IAI Modell: NNN Armlänge in cm: 120 Max. Tragkraft in kg: 1 Preis: rund 10.000