IM-Expertenpool: E-Mobilität : Die e-Flotte als Alternative

Die Autoren einer Studie des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) und der DEKRA sagen voraus, dass die Gesamtkosten eines Elektrofahrzeuges weiter sinken und bereits 2020 ohne zusätzliche staatliche Förderungen unter den Kosten eines Fahrzeuges mit Verbrennungsmotoren liegen. Nachdem gerade Wartung und Reparatur bei Fuhrparks die Kostenspirale nach oben treiben, ist dies bei Elektrofahrzeugen auf Grund des geringeren Anfalls ein schlagendes Argument. Die Wirtschaftlichkeit beginnt bereits mit der Anschaffung und auch hier sind die Vorteile mehr und mehr im Schwinden. Elektrische Nutzfahrzeuge, im Leasing betrieben und abgeschrieben, werden ebenfalls zunehmend günstiger. Alleine die Batteriekosten, die 2010 noch einen Preis von mehr als 600 Euro pro Kilowattstunde aufwiesen, sind heute bei rund 200 Euro und werden 2020 wohl unter 100 Euro liegen.

Kostenvergleich e-Flotte

Einen für Unternehmen sehr interessanten Kostenvergleich erstellte im Jänner 2018 der ADAC in Deutschland. Der e-Golf beispielsweise kostet bei einer Laufleistung von 10.000 Kilometern im Jahr 63,2 Cent pro Kilometer. Im Vergleich dazu ist die Benziner-Variante bei gleicher Laufleistung um 0,3 Cent teurer, in der Dieselversion schlägt sich der Mehrpreis mit 5,7 Cent zu Buche. Auch bei höheren jährlichen Laufleistungen behält der Elektro-Bruder die Oberhand. Die Kostenentwicklung wird noch positiver wenn die Fahrzeuge mit selbst erzeugtem Strom z.B. mittels einer PV-Anlage geladen werden. Höhere Stückzahlen und damit weiter sinkende Kaufpreise lassen Elektrofahrzeuge in den nächsten Jahren noch stärker den Flottenmarkt erobern.

Umweltkompetenz in den Unternehmen

Die hohe Energieeffizienz von Elektrofahrzeugen tut der Umwelt gut und ermöglicht hohe Energieeinsparungen. Neben den Kostenvorteilen reduziert sich bei einem e-Golf gegenüber seinem Diesel-Pendant bei einer Jahresfahrleistung von 30.000 Kilometern der Energieverbrauch von rund 13.400 Kilowattstunden auf rund 3.800. Dies entspricht einer jährlichen Einsparung von mehr als 70 Prozent. Noch überzeugender stellt sich der Vergleich bei den CO2 Emissionen dar mit einer über 90- prozentigen jährlichen Reduktion von rund 3.250 kg auf 187 kg. Ein mit Ökostrom betriebenes Elektrofahrzeug ist damit unschlagbar umweltfreundlich. Der Einsatz von Elektrofahrzeugen im Fuhrpark zeugt von einer hohen Umweltkompetenz im Unternehmen – auch in der Öffentlichkeit.

Corporate Carsharing

E-Flotten und Corporate Carsharing könnten für die Mobilitätswende bei Unternehmen zum Traum-Duo werden. Die zunehmende Digitalisierung und die stärkere Vernetzung der Fuhrparks sind eine hervorragende Ausgangsbasis sich mit dieser neuen Art von Mobilitäts Services näher zu beschäftigen. Heute werden Elektrofahrzeuge von Unternehmen vorwiegend als Pool-Fahrzeuge eingesetzt, doch dies wird sich in den nächsten Jahren alleine schon aus wirtschaftlichen Gründen massiv ändern. Einige Unternehmen haben bereits damit gestartet, fossil betriebene Fahrzeuge nur mehr als Pool-Fahrzeuge anzuschaffen und das Elektrofahrzeuge quasi zum Firmenstandard erhoben.

Von Handwerksbetrieben bis zu Lieferbetrieben

Elektrofahrzeuge sind für Klein- und Mittelbetriebe die kosten- und umweltfreundlichste Alternative. Die meisten Handwerksbetriebe, Architekten, Ingenieurbüros, Altenpflege oder auch kommunale und private Lieferbetriebe agieren in einem Radius von 50 bis 100 Kilometern, in Ballungszentren meist in noch geringeren Distanzen. Der Betrieb von e-Flotten bietet sich für diese Einsatzarten geradezu an, zumal die realistischen Reichweiten gegenwärtig zwischen 200 und 400 Kilometern liegen. Zudem tragen die aktuellen Diskussionen um Dieselfahrverbote in der Wirtschaft zusätzlich zur Verunsicherung bei - gravierende Konsequenzen drohen.

Individuelle Ladelösungen

Was für Verbrennungsmotoren die Tankstelle, ist für E-Fahrzeuge die Steckdose, die Ladesäule oder die Wasserstoff-Zapfsäule. Eine anwenderfreundliche, sichere, flächendeckende und leistungsfähige Ladeinfrastruktur stellt daher eine Grundvoraussetzung dar. Die Möglichkeiten zur Ladung sind sehr unterschiedlich, von der privaten Ladestelle – auch mittels einer eigenen PV-Anlage - über halb-öffentliche bis hin zu öffentlichen Ladestationen. Anbieter von Abrechnungssystemen bieten bereits heute praxiserprobte Lösungen für eine getrennte Verrechnung von privat bzw. für das Unternehmen benötigter Energie.

Strategischer Ansatz notwendig

Einige Unternehmen beginnen die Mobilität mit einem ganzheitlichen Ansatz bereits neu zu denken. Alle Fuhrparkverantwortlichen und -betreiber sind gezwungen sich verstärkt mit der Hebung des ökologischen und des ökonomischen Chancenpotential ihrer Fahrzeugflotte zu beschäftigen. Mit neuen innovativen, digitalen Mobilitätsservices haben Betriebe die Möglichkeit sich ein strategisches Fuhrpark-Planungstool für eine kurz- und mittelfristige Umstellung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge aufzubauen um Mehrwert zu lukrieren. Eine professionell durchgeführte Fuhrparkanalyse unter Einbindung der kommenden Fahrzeugvernetzung eröffnet den Unternehmen einen ausgezeichneten Blick auf vorhandene Chancen - sowohl aus ökologischer (Treibstoff, Energieverbrauch, CO2-Emissionen, Einsatzmöglichkeiten für Elektro-Fahrzeuge, …), als auch aus ökonomischer Sicht (Kostenreduktionen Fahrzeuge, Treibstoff, Mitarbeitereinsatz, nutzenstiftende neue Business Solutions, ...).

Raimund Wagner ist CEO von Carsulting.