Serie Ventures Almanach : Defibrillator für die Handtasche

Jasper Ettema ist der Beweis dafür, dass eine gute Idee ausreicht, um ein Unternehmen auf die Füße zu stellen. Und das Produkt muss dafür nicht einmal neu sein. Der Betriebswirt entwickelt einen „PocketDefi“, einen Defibrillator für die Handtasche, der über Mobilnetze funktioniert. „Zielgruppe sind Sanitäter und andere Ersthelfer, die auf diese Weise in jeder Lebenssituation über einen transportablen Defi verfügen.“ Derzeit sei es „schwierig, einen öffentlichen Defibrillator zu finden, viele davon sind am Wochenende oder in den Nachtstunden versperrt“. Das zu ändern, sieht Ettema als seine Aufgabe, immerhin sterben weltweit 17 Millionen Menschen an den Folgen eines Herzstillstandes, acht Millionen davon könnten bei einer stärkeren Verbreitung von Defis gerettet werden.

Der Firmenname Life improving technologies (Liimtec) ist dabei zukunftsgerichtet, dem einen Produkt könnten durchaus noch andere folgen. Für die Entwicklung des Erstlings hat sich der Gründer richtig Zeit genommen: „Für dieses Medizinprodukt gelten laut europäischem Gesetz höchste Sicherheitsstufen. Mit Hilfe der aws (Austria Wirtschaftsservice) und ihrer PreSeed-Förderung konnten wir uns auf die technische und rechtliche Seite konzentrieren. Das hat zwar fast ein Jahr gedauert, sorgt aber dafür, dass wir jetzt genau wissen, was wir tun.“

Mittlerweile beschäftigt Ettema zehn Mitarbeiter. Und zwei Jahre nach der Unternehmensgründung geht es diesen Mai „vom Reißbrett in die Realität“, so der Liimtec-Geschäftsführer: „Dann werden wir mit dem ersten Prototyp ein physisches Produkt in Händen halten.“

Hohe Einstiegsgebühren für Medizintechnik

Gleichzeitig beginnt die heiße Phase der Investorensuche. „Wir sind gerade in der ersten Finanzrunde für die Industrialisierung des Defis.“ Ettema will dafür eine siebenstellige Summe aufstellen: „Die Einstiegsgebühren sind für Medizinprodukte sehr hoch, verschaffen uns dann aber auch Zutritt zum gesamten europäischen Wirtschaftsraum.“

Warum der Gründer dieses Vorhaben ausgerechnet in Graz startet? „Ich bin vor 15 Jahren eher durch Zufall nach Graz gekommen“, lacht der gebürtige Niederländer, „und bin froh, dass ich hier das perfekte Umfeld für meine Ideen vorfinde.“ Außerdem, so Ettema, werde die steirische Start-up-Szene mitunter „schwer unterschätzt“.

Mehr zur heimischen Start-up-Szene finden Sie in unserem Ventures Almanach.