Künstliche Intelligenz : Wittmann Battenfeld: Warum AI zum Effizienzbooster des Maschinenbaus wird

Wittmann Michael

Michael Wittmann, Geschäftsführender Gesellschafter Wittmann Kunststoffgeräte

- © Wittmann Kunststoffgeräte

Rasend schnell erwischte Microsofts Chatbot-Technologie ChatGPT Beobachter auf dem falschen Fuß. Die jüngste AI aus dem Repertoire der Transformer-Methodiken schaffte etwas ungeheuerliches: Sie fusionierte die bislang nur getrennt auftretenden AI-Felder Sprache, Bild und Text. In einer Zeit, in der AI Identitäten durcheinanderwirbelt und womöglich die letzten Vertrauensbildungen des Geschäftsalltags erschüttert, sind die Herausforderungen für Unternehmen damit gewaltig: Sie müssen Sandboxes errichten, mit AI experimentieren und neue Engineering-Skills aufbauen.

Die gute Nachricht: Viele stellen sich dem neuen Wettlauf. Entweder, um die Gewinnmaschine AI anzuwerfen, oder um Prozesse abzusichern oder künstlich zu optimieren. Bereits mittendrein im Paradigmenwechsel, schrauben sie an performanten KI-Systemen. INDUSTRIEMAGAZIN stellt die Industrial-AI-Vordenker der Industrie vor.

Auch Michael Wittmann machte die Probe aufs Exempel: Von ChatGTP ließ sich der Geschäftsführende Gesellschafter des Kunststoffspritzgießmaschinenbauers Wittmann-Battenfeld eine Darstellung der Spritzgießindustrie erarbeiten. Fazit: Es wurden dem Manager keine Märchen aufgetischt. "Die Struktur der Branche samt ihrer Player wurden von der AI realistisch eingefangen", sagt Wittmann. Auch sonst ist sein Interesse an den neuen Möglichkeiten von AI erwacht: Wenn Maschinen künftig noch mehr Maschinencodes schreiben - 60 Prozent aller Programmieraufgaben sollen bereits KI-generiert sein - dann freut das auch einen Maschinenbauer, der seine eigene Steuerung samt Oberfläche im Portfolio hat. "Das wäre revolutionär", sagt Wittmann.

Der die Herausforderung nicht ausblendet, dass die Echtzeitprogramme der Maschinensteuerung, auf Basis von C++ erstellt, um vieles kritischer als Webanwendungen wie Phython seien.

AI und Datenbrille in Bedienanwendung bei Wittmann Kunststoffgeräte

- © Wittmann Kunststoffgeräte

Neue Zeitrechnung

AI sieht er durchaus als Anbruch einer neuen Zeit, der man sich nicht verschließen wird können. "In einem Hochlohnland wie unserem nimmt man jeden Effizienzboaster, den man kriegen kann, dankbar an", sagt Wittmann. Wo also sieht er die herausragenden Anwendungsfelder für AI?

In einem Showcase nutzt der Maschinenbauer schon heute ein Sprachmodul, das eine Datenbrille ansteuert. 1.500 typische Sätze und Kommandos wie "Maschine starte" oder "Auswerfer nach hinten" können Maschinenbediener der Brille zurufen - mit dem Ergebnis, einen Spritzgießprozess, der alles andere als trivial ist, effizienter zu gestalten. Heute noch nicht serienreif, weckt die Anwendung große Hoffnungen. "Ein Produktionsleiter könnte durch die Halle schreiten und schon aus einiger Entfernung Statuschecks durchführen", so Wittmann. Chancen sieht der CEO auch in der Disposition, wo eine AI "wohl sehr viel fundiertere Vorschläge auf Basis einer Mustererkennung von historischen Bestellverhalten durchführen kann", glaubt Wittmann.

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Ein weiterer potenzieller Einsatzort von AI: Die Maschinenabnahme. Beim erstmaligen Anfahren der Werkzeuge - wenn sich entscheidet, ob die Form vollständig ausgespritzt oder womöglich überspritzt ist - könnte die AI aus den gesammelten Daten wie Drehmomente, Temperaturen oder Drücke die Maschine schneller ans Optimum führen.

Die WITTMANN Group mit Hauptsitz in Wien/Österreich ist weltweit tätig. Sie ist mit 10 Produktionsstätten in 6 Ländern und 36 Niederlassungen auf allen wichtigen Kunststoffmärkten der Welt vertreten. 2020 übernahm sie das österreichische Unternehmen FarragTech mit Sitz in Wolfurt, Vorarlberg.