Konsolidierung in der Autoindustrie : Volkswagen, BMW, Mercedes - Wer überlebt den „darwinistischen Ausleseprozess“

Die Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Sinkende Gewinne, schrumpfende Margen und stagnierende Absätze setzen selbst etablierte Hersteller unter Druck. Die Transformation hin zur Elektromobilität und softwaredefinierten Fahrzeugen verlangt den Unternehmen hohe Investitionen ab. Unsicherheiten aufgrund möglicher Zölle der US-Regierung erschweren zudem die Planung von Produktion und Investitionen.

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Eine aktuelle Studie des Center of Automotive Management (CAM) unterstreicht die Dramatik der Lage: Die durchschnittliche EBIT-Marge der 14 weltweit größten Automobilhersteller fällt von 8,0 % im Vorjahr auf nur noch 6,3 %. Die kumulierten operativen Gewinne schrumpfen um über 20 %. Die Branche verliert an wirtschaftlicher Substanz – ein deutliches Signal für eine beginnende Konsolidierung.

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Der weltweite Automarkt zeigt 2024 ein geteiltes Bild: Während die Verkaufszahlen insgesamt auf Vorjahresniveau stagnieren, verschieben sich die Kräfteverhältnisse spürbar. Zehn der vierzehn größten Automobilhersteller mussten rückläufige Verkaufszahlen hinnehmen. Besonders stark trifft es die europäischen Traditionsmarken – allen voran Stellantis mit einem Rückgang von 8,7 Prozent, gefolgt von BMW (-4,1 %), Volkswagen (-2,3 %) und Mercedes-Benz (-2,1 %). Die Ursachen sind vielfältig – von der anhaltenden Absatzflaute in Europa bis hin zu strukturellen Versäumnissen bei der Elektrifizierung und Softwareentwicklung. Parallel dazu wachsen der Investitionsdruck und die Abhängigkeit von neuen Partnerschaften. So prüft etwa Volkswagen, Werke in Deutschland an chinesische Autohersteller zu verkaufen – ein Schritt, der noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.

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Ganz anders präsentiert sich die Lage bei den chinesischen Herausforderern: BYD steigert seine Verkäufe um satte 42 % auf 4,3 Millionen Fahrzeuge und steigt damit zum siebtgrößten Automobilhersteller weltweit auf. Auch Geely wächst mit einem Plus von 20 % deutlich und etabliert sich erstmals unter den Top 10 der absatzstärksten Autobauer.

Noch deutlicher als bei den Verkaufszahlen zeigt sich der Druck auf die Branche beim Blick auf die Gewinnentwicklung. Im Schnitt kommen die Hersteller nur noch auf eine EBIT-Marge von 6,3 Prozent, im Vorjahr waren es noch 8,0 Prozent. Insgesamt sind die operativen Gewinne um 20,7 Prozent eingebrochen. Einmal mehr stehen besonders europäische Hersteller unter Druck: Bei Stellantis sinkt der Gewinn um 82% - die EBIT-Marge fällt damit auf nur noch 2,6%. Auch BMW (-38%), Mercedes (-31%) und Volkswagen (-16%) müssen empfindliche Rückgänge verkraften. Aber auch nicht-europäische Anbieter entwickeln sich teilweise negativ: so meldet Nissan einen Einbruch des Ergebnisses um 75% und Tesla um 20%.

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Gleichzeitig gelingt es einigen Konzernen, sich gegen den Trend zu behaupten. General Motors kann seinen operativen Gewinn um 37,5 % steigern, Honda um 19 %, Renault um 3,5 %. Auch der chinesische Hersteller Geely wächst kräftig und steigert seinen EBIT um 48 % auf rund 3,75 Milliarden Euro. Bei BYD entwickelt sich der Gewinn leicht positiv, wenn auch die Margen weiterhin stark unterdurchschnittlich sind.

Absolut erzielt Toyota - trotz rückläufigen Zahlen - weiterhin den mit Abstand höchsten operativen Gewinn mit rund 29,3 Milliarden Euro gefolgt von Volkswagen (19,1 Mrd. €) und Hyundai (18,3 Mrd. €).

Ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Margen liegt in der zunehmenden Bedeutung von Elektrofahrzeugen (EVs) am Gesamtabsatz. Im Jahr 2024 wurden weltweit 10,4 Millionen reine Elektroautos neu zugelassen – ein Anstieg zum Vorjahr um über 14 Prozent. China ist der dominante Markt für Elektroautos. 6,7 Millionen Elektroautos wurden in der Volksrepublik neu zugelassen, was etwa zwei Drittel der weltweiten Neuzulassungen entspricht. Die USA war 2024 der zweitgrößte Markt mit 1,2 Millionen Neuzulassungen, gefolgt von Großbritannien mit 382.000 und Deutschland mit 381.000 Neuzulassungen.

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Das Problem: Im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennerfahrzeugen ist der Gewinn pro verkauftem Fahrzeug bei E-Autos deutlich niedriger. Dies liegt unter anderem an den hohen Kosten für die Batterieproduktion und Softwareentwicklung. Insbesondere größere Elektro-SUVs, die aufgrund ihrer Beliebtheit zunehmend die Modellpalette dominieren, sind in der Herstellung teurer und erfordern zusätzliche Ressourcen für Antriebstechnologie, Akkus und Software. Da die Preisgestaltung aufgrund der kompetitiven Wettbewerbssituation auf den Märkten schwierig bleibt, können die Anbieter die höheren Kosten nur bedingt an den Endkunden weitergeben, die Folge: die Profitabilität pro Fahrzeug sinkt.

Der ökonomische Druck auf die Hersteller wächst. „Die Automobilindustrie steht am Vorabend einer großen Konsolidierungswelle“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel. Eine Kombination aus schwacher Nachfrage, geopolitischer Unsicherheit, disruptiven Technologien und immer härterem Preiswettbewerb werde in den kommenden Jahren zu massiven Veränderungen führen – auch unter den heute noch führenden Unternehmen.

Bratzel spricht von einem „darwinistischen Ausleseprozess“, in dem nicht nur kleinere Newcomer, sondern auch traditionsreiche Konzerne ihre Eigenständigkeit verlieren könnten. Die technologische Umstellung auf Elektromobilität, softwaredefinierte Fahrzeuge und automatisiertes Fahren erfordert massive Investitionen, die längst nicht jedes Unternehmen allein stemmen kann.

Strategische Allianzen, Kosteneffizienz und Innovationsgeschwindigkeit werden entscheidend sein. Nur wer in der Lage ist, flexibel zu agieren, technologisch zu skalieren und gleichzeitig profitabel zu wirtschaften, wird am Ende bestehen.

Die Automobilbranche befindet sich an einem Wendepunkt. Während neue Wettbewerber wie BYD und Geely an Boden gewinnen, verlieren vor allem europäische Hersteller nicht nur Marktanteile, sondern auch wirtschaftliche Schlagkraft. Angesichts des bestehenden Aufholbedarfs im Digitalisierungsbereich sind jedoch besonders jetzt Investitionen notwendig. Um mit der wachsenden Konkurrenz aus Fernost auch künftig zurecht zu kommen wird die Marge wohl auch weiterhin auf niedrigem Niveau verharren. Importzölle werden die europäische Autoindustrie nicht dauerhaft vor dem drohenden Preiswettbewerb schützen. Die ersten chinesischen Autobauer sichern sich bereits Produktionen innerhalb der Europäischen Union. Es gilt Ausschau zu halten nach strategischen Allianzen, da nicht wenige Unternehmen die weiterhin notwendigen hohen Investitionsausgaben für technologischen Wandel rund um Elektromobilität, Software-definierte Fahrzeuge sowie automatisiertes Fahren nicht mehr allein werden stemmen können. Innovation, Geschwindigkeit sowie Kosteneffizienz und Flexibilität sind dabei wichtige Attribute einer erfolgreichen Zukunft.