Um die Frage nach der finanziellen Situation richtig einschätzen zu können, lohnt es sich, den Blick zu weiten. Man dürfe die aktuellen Ergebnisse nicht nur mit denen der vergangenen Jahre vergleichen, sagt Branchenexperte Frank Schwope, der an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover Automobilwirtschaft lehrt. "Wir sehen im Moment eine Normalisierung nach einer Sondersituation mit bisher nicht gekannten Profiten. Nach dem ersten Corona-Einbruch 2020 gab es in den folgenden Jahren - insbesondere durch den Chip- beziehungsweise Fahrzeugmangel - kaum Rabatte und eine Verschiebung hin zu teureren Modellen", erklärt er. "Das brachte den Herstellern wie VW, Mercedes oder BMW exorbitant hohe Margen ein, die normalerweise so nicht zu erreichen sind."
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Das lässt sich auch an den Zahlen von BMW ablesen: Der bisherige Rekordgewinn von 18,6 Milliarden Euro stammt aus dem Jahr 2022. In den Jahren 2021 und 2023 waren es jeweils über 12 Milliarden Euro. Dagegen sieht das aktuelle Ergebnis mickrig aus. Doch bevor diese drei Sonderjahre den Maßstab veränderten, lag der alte Rekordgewinn aus dem Jahr 2017 bei 8,7 Milliarden Euro. Selbst wenn man die Inflation berücksichtigt, sieht das aktuelle Ergebnis von 7,7 Milliarden im Vergleich gar nicht so schlecht aus.
Das sieht auch Schwope so, allerdings mit Blick auf alle drei großen Konzerne: "Die aktuellen Zahlen sind nicht schlecht. Sie sehen nur im Vergleich zu den Sonderjahren schlecht aus", sagt er. Von einer Krise will er deshalb nicht sprechen. "Natürlich kommt es immer darauf an, wie man Krise definiert, aber ich denke da eher an Zeiten, in denen beispielsweise VW in die roten Zahlen gerutscht ist." Die aktuellen Zahlen seien jedenfalls kein Grund zum Jammern.