Stellenabbau Voestalpine : Voestalpine-Krise: Mürzzuschlag zittert vor massivem Jobabbau

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Das Voestalpine Böhler Bleche-Werk in Mürzzuschlag blickt einer ungewissen Zukunft entgegen.

- © Voestalpine

Nach dem Abbau von Leiharbeitern wächst nun auch unter der Stammbelegschaft des Voestalpine-Standorts Böhler Bleche in Mürzzuschlag die Unsicherheit. „Wir fürchten uns um unsere Jobs“, heißt es hinter vorgehaltener Hand aus dem Werk. Derzeit nimmt ein externes Beratungsunternehmen den Standort genau unter die Lupe – was bei vielen die Sorge vor weiteren Einschnitten schürt. Intern ist bereits von einem „Sanierer“ die Rede.

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„Ich höre diese Stimmen auch, die wirtschaftliche Lage ist schwierig“, bestätigt Bürgermeister Karl Rudischer die angespannte Stimmung in der Region. Auch er sorgt sich: „Es gibt Leute, die sagen mir: Wir haben zwar genug Arbeit, aber wir verdienen nichts dabei.“ Rund 450 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, wie auch das Portal MeinBezirk.at berichtete.

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Standort unter Beobachtung: Externer Berater soll Werk bewerten

Der Voestalpine-Konzern räumt ein, dass es an diesem Standort „dringenden Handlungsbedarf“ gebe. Ziel sei es, schnell zu handeln, alle Optionen zu prüfen und dem Management eine solide Entscheidungsgrundlage zu liefern. Zu diesem Zweck wurde ein externer Berater hinzugezogen.

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Wie tiefgreifend die Maßnahmen ausfallen könnten, ist derzeit offen. Spekulationen zufolge könnte etwa der Verkaufsbereich nach Kapfenberg verlagert werden. Andere wiederum befürchten, dass der gesamte Standort auf der Kippe steht. Eine konkrete Stellungnahme zu diesen Gerüchten lehnt der Konzern ab. In einer internen Mitteilung heißt es: „Wir, als voestalpine Böhler Bleche, müssen uns neu aufstellen.“

Die Analysephase läuft – konkrete Maßnahmen sollen laut Felsbach bis spätestens Ende des Jahres abgeleitet und rasch umgesetzt werden. Auch Kapazitätsanpassungen seien dabei nicht ausgeschlossen. Langfristiges Ziel sei es, das Unternehmen so aufzustellen, dass trotz hoher Energie- und Standortkosten sowie schwieriger Rahmenbedingungen – etwa durch US-Zölle – wettbewerbsfähige Preise erzielt werden können.

Die Belegschaft wurde laut Konzern „proaktiv“ informiert. In Mürzzuschlag seien bereits erste Projekte zur Verbesserung der Profitabilität gestartet worden. Doch: „Die aktuelle wirtschaftliche Situation allerdings macht weitere Schritte notwendig.“

Absatzprobleme und US-Zölle: Voestalpine kämpft mit schwankender Auftragslage

Felsbach beschreibt gegenüber der Kleinen Zeitung die Lage als weiterhin „volatil und unberechenbar“. Besonders beim Werkzeugstahl seien die Absatzmengen deutlich rückläufig. Zwar laufe es im Bereich Sonderwerkstoffe besser, doch auch hier bleibe die Situation schwankend. 

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Bereits Anfang August hatte Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner erste Konsequenzen angedeutet: Seit Juni gelten erhöhte US-Zölle von 50 Prozent auf Stahlimporte und Vorprodukte – ein Einschnitt, der mittelfristig auch die Produktion in Österreich unter Druck setzen könnte. Eibensteiner stellte in Aussicht, dass im Werk Kindberg möglicherweise eine Schicht gestrichen werden muss. Auch der Standort Kapfenberg stand damals im Fokus: Dort wurden bereits im vergangenen Geschäftsjahr rund 250 Arbeitsplätze abgebaut. Insgesamt rechnet der Konzern durch die US-Strafzölle mit einer jährlichen Zusatzbelastung von 50 bis 70 Millionen Euro.

Der Stahl- und Technologiekonzern aus Oberösterreich hat im ersten Quartal 2025 spürbar an Umsatz eingebüßt: Dieser sank um 5,9 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Noch drastischer fiel das operative Ergebnis (EBIT) aus, das um fast ein Viertel auf 171,5 Millionen Euro zurückging. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 106,3 Millionen Euro – ein Minus von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie Voestalpine am Mittwoch mitteilte.

Im Geschäftsjahr 2024/25 erwirtschaftete Voestalpine Böhler Bleche einen Umsatz von 138 Millionen Euro. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Bleche und Zuschnitte aus Schnellarbeits- und Werkzeugstahl, Werkstoffe für die Luftfahrtindustrie sowie korrosions- und hitzebeständige Sonderstähle. Zudem ist es der einzige europäische Hersteller von Titanblechen und -platten.

Die Zukunft des Voestalpine Böhler Bleche-Werkes in Mürzzuschlag ist derzeit Inhalt von wilden Spekulationen.

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