Umsatzrückgang durch Automobilkrise : Voestalpine spürt Konjunkturflaute und Autokrise: Gewinn halbiert, Ausblick gesenkt

Der heimische Stahlkonzern voestalpine bekommt die schwache Konjunktur und die Autokrise in Deutschland mit voller Wucht zu spüren
- © voestalpineDer österreichische Stahlkonzern voestalpine leidet massiv unter der schwachen Konjunktur und der anhaltenden Krise in der Automobilbranche in Deutschland. Wie das börsennotierte Unternehmen am Mittwoch mitteilte, halbierte sich der Gewinn nach Steuern in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2024/25 im Vergleich zum Vorjahr von 415 auf 207 Millionen Euro. Infolgedessen wurde der Ergebnisausblick für das Gesamtjahr erneut nach unten korrigiert.
Konzernchef Herbert Eibensteiner kommentierte die Situation: "Dem aktuell schwierigen konjunkturellen Umfeld in Europa begegnen wir mit aktivem Management und einer globalen Wachstumsstrategie." Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen betonte er, dass die voestalpine finanziell solide aufgestellt sei. Der Konzern setzt verstärkt auf seine internationale „local for local“-Strategie, die den Ausbau der Produktion in den Abnehmerländern vorsieht.
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Gesamtjahresprognose weiter gesenkt
Die Geschäftszahlen verdeutlichen die schwierige Lage: Das Ergebnis vor Steuern (EBT) sank um fast 55 Prozent auf 254 Millionen Euro, während das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um rund 44 Prozent auf 391 Millionen Euro fiel. Das EBITDA lag nach den ersten drei Quartalen bei 968 Millionen Euro, was einem Rückgang von fast 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Belastet wurde das Ergebnis durch negative Einmaleffekte in Höhe von rund 170 Millionen Euro, darunter der Verkauf der deutschen Buderus Edelstahl, die Reorganisation des Automotive-Components-Bereichs in Deutschland und Bewertungseffekte des voestalpine-Gasspeichers.
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Für das Gesamtjahr 2024/25 erwartet voestalpine nun ein EBITDA von 1,3 Milliarden Euro, nachdem die Prognose zuvor bei 1,4 Milliarden Euro lag. Das EBIT soll sich auf rund 500 Millionen Euro belaufen. Bereits im Geschäftsjahr 2023/24 war das operative Ergebnis (EBITDA) von 2,5 Milliarden Euro auf 1,7 Milliarden Euro gefallen, während das EBIT von 1,6 Milliarden Euro auf 569 Millionen Euro schrumpfte.
Schwäche in der Automobil- und Bauindustrie
Trotz der insgesamt angespannten Lage gibt es bei voestalpine auch positive Entwicklungen. Der Bereich Bahninfrastruktur zeigte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres eine besonders gute Performance. Auch die Luftfahrtbranche setzte ihren Aufwärtstrend fort, und im Bereich Lagertechnik blieb die Nachfrage nach automatisierten Hochregallagern stabil hoch. Diese Geschäftsbereiche sollen laut voestalpine auch in den kommenden Monaten weltweit stabile Wachstumsimpulse liefern.
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Dem gegenüber stehen jedoch die schwachen Entwicklungen in der Automobilindustrie, die für voestalpine von zentraler Bedeutung ist. Im dritten Geschäftsquartal 2024/25 schwächte sich die Marktdynamik in Europa deutlich ab. Auch die Konsumgüterindustrie, der Bausektor und der Maschinenbau verharrten auf einem niedrigen Niveau. Für diese Bereiche erwartet voestalpine im letzten Quartal des laufenden Geschäftsjahres keine Erholung.
In Nordamerika sind die Erwartungen gemischt: Während die lokalen Standorte des Konzerns von der positiven Wirtschaftsdynamik profitieren, sind Exporte in die USA durch die angekündigten Zölle auf Stahlprodukte mit Unsicherheiten behaftet. Die voestalpine AG ist in über 50 Ländern mit rund 500 Konzerngesellschaften vertreten. Der Personalstand verringerte sich seit Beginn des laufenden Geschäftsjahres um 1,8 Prozent von 51.589 auf 50.670 Mitarbeiter, blieb jedoch im Vergleich zum 31. Dezember 2023 stabil. Die voestalpine-Aktie ist seit 1995 an der Wiener Börse notiert.
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Heute vereinfache ich unsere Zölle auf Stahl und Aluminium, damit jeder genau verstehen kann, was das bedeutet. Es sind 25 Prozent ohne Ausnahmen (...). Und das gilt für alle Länder, egal, woher es kommt.
Im Februar 2025 verkündete US-Präsident Donald Trump die Einführung von 25-prozentigen Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte.
US-Importzölle auf Stahl und Aluminium: Potenzielle Auswirkungen auf die voestalpine AG
Die von den USA angekündigten Importzölle auf Stahl und Aluminium könnten erhebliche Auswirkungen auf den österreichischen Stahlkonzern voestalpine AG haben. Als global agierendes Unternehmen, das in über 50 Ländern tätig ist, zählt der nordamerikanische Markt zu den wichtigen Absatzmärkten des Konzerns.
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Im Geschäftsjahr 2022/23 erzielte voestalpine einen Gesamtumsatz von 16,7 Milliarden Euro. Der Anteil des nordamerikanischen Marktes lag dabei bei rund 2,2 Milliarden Euro, was etwa 13 % des Gesamtumsatzes entspricht. Die USA sind für voestalpine besonders im Bereich hochwertiger Spezialstähle von Bedeutung, die in der Automobilindustrie, der Luftfahrt sowie in der Energieinfrastruktur eingesetzt werden.
Durch die Einführung von Strafzöllen verteuern sich die Kosten für den Export von Stahl- und Aluminiumprodukten in die USA erheblich. Dies betrifft insbesondere hochwertige Spezialstähle, die voestalpine für Branchen wie die Automobilindustrie, den Maschinenbau und die Luftfahrt liefert. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der voestalpine gegenüber US-amerikanischen und anderen zollfreien Anbietern würde dadurch deutlich eingeschränkt.
Um die Abhängigkeit von Exporten zu verringern, betreibt voestalpine bereits mehr als 50 Produktions- und Vertriebsstandorte in Nordamerika. Zu den wichtigsten zählen Werke in den USA, Kanada und Mexiko, die auf die Herstellung von Automotive-Komponenten, Stahllösungen für die Bauindustrie und Luftfahrttechnik spezialisiert sind. Dennoch werden zahlreiche hochwertige Produkte, insbesondere hochlegierte Stähle und Technologielösungen, weiterhin aus Europa in die USA exportiert und wären damit direkt von den Zöllen betroffen.
Um den Auswirkungen entgegenzuwirken, könnte voestalpine seine „local for local“-Strategie intensivieren. Dies würde bedeuten, dass mehr Produktionskapazitäten direkt in den USA aufgebaut oder erweitert werden, um lokale Kundenzollfrei zu beliefern. Bereits jetzt hat der Konzern in den USA mehrere Werke, unter anderem in Alabama, Texas und Michigan.