Transformation der OMV : Strategie 2030: So will die OMV nachhaltiger werden

OMV Logo 2024

Das neue OMV-Logo

- © OMV

Die OMV möchte ihre geplante Transformation von einem Öl- und Gaskonzern zu einem integrierten, nachhaltigen Chemie-, Kraftstoff- und Energieunternehmen durch eine neue Corporate Identity und ein neues Markenlogo auch visuell erkennbar machen. CEO Alfred Stern hat die OMV-Strategie 2030 beim Kapitalmarkttag in London in den wichtigsten Punkten bestätigt. "Zu den Schiedsverfahren mit Gazprom und zum geplanten Joint Venture Borealis/Borouge gab es keine Neuigkeiten."

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Ein zentrales Element des neuen Markendesigns ist eine Schleife bzw. ein Ring, der die Ausrichtung der OMV auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft symbolisieren soll. Dieses Branding und Design wird auch an allen rund 1.000 OMV-Tankstellen in sieben Ländern eingeführt. Ein Update gab es bei den Ergebniszielen für 2030: Das angestrebte CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten (bereinigt um Bewertungseffekte bei Lagerbeständen) wurde von bisher 6 Mrd. Euro auf nun mindestens 6,5 Mrd. Euro erhöht. Zudem wird ein Cashflow aus der Betriebstätigkeit von mindestens 7,5 Mrd. Euro angestrebt, im Vergleich zu zuvor 7 Milliarden.

Ein Effizienzprogramm, das nicht nur auf Kostensenkungen fokussiert, soll bis Ende 2027 mindestens 500 Mio. Euro einbringen, wie Stern betonte. Bis 2030 strebt die OMV ein CCS Ergebnis je Aktie vor Sondereffekten von rund 10 Euro an. Etwa 50 Prozent sollen aus dem Segment Chemicals kommen, 20 Prozent aus Fuels & Feedstock und 30 Prozent aus dem Geschäftsbereich Energy.

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Alfred Stern Topmanager Industriemagazin OMV
Alfred Stern, CEO von OMV. - © OMV

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Nachfrage nach herkömmlichen Kraftstoffen wird sinken

Diese Steigerungen reflektieren ein günstigeres Marktumfeld für Brent-Rohöl, Erdgas und Raffineriemargen. Für den Zeitraum 2025 - 2030 wird ein durchschnittlicher Preis von etwa 80 Dollar pro Fass Brent-Rohöl (bisher 70 Dollar) und ein THE-Gaspreis (Trading Hub Europe) von 25 - 30 Euro je Megawattstunde (bisher 24/MWh) erwartet. Die OMV geht davon aus, dass die Nachfrage nach herkömmlichen Kraftstoffen sinken wird, wodurch der Rohöldurchsatz in den Raffinerien zurückgeht. Die Raffinerie-Referenzmarge in Europa wird für 2025 - 2030 auf 6 bis 7 Dollar pro Barrel geschätzt (bisheriges Ziel: 4,3 Dollar/bbl).

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Die Prioritäten bei der Kapitalallokation des Unternehmens wurden bestätigt. Dazu gehören auch jährliche organische Investitionen von rund 3,8 Mrd. Euro, wovon 40 bis 50 Prozent in nachhaltige Projekte fließen sollen.

Die regulären Dividenden sollen jährlich erhöht oder zumindest auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden. Zusätzlich werden Sonderdividenden ausgeschüttet, wenn der Leverage-Grad der OMV (die Verschuldung gemessen am Eigenkapital) unter 30 Prozent liegt. Die Dividendenpolitik sieht vor, dass die Gesamtdividende zusammen mit der progressiven ordentlichen Dividende etwa 20 bis 30 Prozent des Cashflows aus der Betriebstätigkeit ausmacht. Zum Ende des ersten Quartals 2024 belief sich die Nettoverschuldung auf 1,2 Mrd. Euro bei einem Leverage-Grad von 4 Prozent.

Mehr erneuerbare Kraftstoffe bis 2030

Das Ziel, die absoluten Treibhausgas-Emissionen, die direkt von der OMV verursacht oder ihr zugerechnet werden können, bis 2030 um 30 Prozent (im Vergleich zu 2019) zu reduzieren, wurde bestätigt. Geothermie ist eine weitere Säule der Low-Carbon-Strategie der OMV. Der geografische Fokus liegt aufgrund des aktuellen regulatorischen Umfelds und der starken Präsenz in Deutschland und Österreich.

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Die OMV plant bis 2030 eine Produktionskapazität von 1,5 Millionen Tonnen erneuerbarer Kraftstoffe und chemischer Rohstoffe pro Jahr, einschließlich der Produktion von nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) und erneuerbarem Diesel (HVO). Die Co-Processing-Anlage in der Raffinerie Schwechat in Österreich wurde kürzlich in Betrieb genommen und soll noch in diesem Jahr flüssige Biomasse in erneuerbare hydrierte Pflanzenölkomponenten umwandeln. Die meisten anderen Projekte werden voraussichtlich gegen Ende des Jahrzehnts starten, darunter eine Anlage für SAF/HVO in der Raffinerie Petrobrazi in Rumänien.

An ihren rund 1.700 Tankstellen in Mittel- und Osteuropa (davon rund 60 Prozent in Österreich und Rumänien) installiert die OMV unter der Marke OMV eMotion rund 5.000 schnelle und ultraschnelle Ladestationen für Pkw und Schwerlastfahrzeuge.

Gasanteil soll an Gesamtproduktion steigen

Bestätigt wurde auch das Ziel einer Gesamtproduktion von rund 350 kboe/d im Jahr 2030, wobei der Gasanteil auf 60 Prozent steigen soll. Die OMV will ihr Portfolio auf drei Regionen neu ausrichten: Nord (Norwegen), Mittel- und Osteuropa (reife Felder in Österreich und Rumänien sowie Wachstumschancen im Schwarzen Meer) und Süd (Nordafrika und Mittelmeerraum). Eines der Kernstücke der Strategie im Segment Energy ist das Projekt Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres. Die OMV Petro ist die Betreiberin und hält einen 50-prozentigen Anteil an dem Projekt im Wert von 4 Mrd. Euro. Das Genehmigungsverfahren läuft, die Bohrungen sollen 2025 beginnen und die erste Gasproduktion wird 2027 erwartet.

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Zum geplanten Joint Venture Borealis/Borouge hatte OMV-Chef Stern auch heute nichts Neues zu vermelden: "Für die ergebnisoffenen Verhandlungen mit ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company) habe man sich kein Zeitlimit gesetzt - die Materie sei sehr kompliziert, weil man für alle Eigentümer ein optimales Ergebnis erreichen wolle."

Zu den laufenden Schiedsverfahren mit dem russischen Gazprom-Konzern wollte sich Stern im Detail nicht äußern. "Mit dem von russischer Seite verlangten Gerichtsstandort St. Petersburg ist die OMV nicht einverstanden, man habe vertraglich etwas anderes vereinbart," betonte Stern. Beim bis 2040 laufenden Gasliefervertrag mit Gazprom verweist der OMV-Chef darauf, dass als Übergabeort die slowakisch-österreichische Grenze vereinbart sei. Sollte der russisch-ukrainische Gastransit-Vertrag wie erwartet Ende 2024 nicht verlängert werden, würde Gazprom vertragsbrüchig.

Fördermenge geht erneut zurück

Der teilstaatliche Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat im zweiten Quartal 2024 weniger Öl und Gas produziert. Die Förderung sank auf 338.000 Barrel Öläquivalent pro Tag (boe/d), verglichen mit 352.000 boe/d im ersten Quartal und 353.000 boe/d im gleichen Zeitraum des Vorjahres, so die OMV am Dienstag. Seit März 2022 wird die Produktion in Russland nicht mehr in die Zahlen einbezogen. Die Ergebnisse für das zweite Quartal werden am 31. Juli veröffentlicht.

Die Förderung von Rohöl und Natural Gas Liquids (NGL) verringerte sich von 187.000 boe/d im ersten Quartal 2024 auf 183.000 boe/d. Auch die Erdgasproduktion ging auf 156.000 boe/d zurück, nach 165.000 boe/d im Vorquartal.

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Der durchschnittliche Brent-Ölpreis lag im zweiten Quartal bei 84,97 US-Dollar pro Barrel, was einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorquartal (83,16 US-Dollar) darstellt. Der von der OMV im Durchschnitt erzielte Ölpreis stieg auf 81,5 US-Dollar pro Barrel, nach 79,5 US-Dollar pro Barrel im ersten Quartal 2024.Auch der durchschnittlich erzielte Erdgaspreis stieg etwas an. Im zweiten Quartal lag er bei 23,2 Euro je Megawattstunde, im Vergleich zu 21,9 Euro im Vorquartal. Verglichen mit dem Vorjahr ist der Preis jedoch deutlich gefallen. Im zweiten Quartal 2023 lag er noch bei 28,5 Euro je Megawattstunde.

Die OMV Raffinerie-Referenzmarge in Europa sank deutlich. Im zweiten Quartal lag sie nur noch bei 7,00 US-Dollar pro Barrel, nach 10,76 US-Dollar im Vorquartal. Der Auslastungsgrad der Raffinerien in Europa stieg jedoch von 85 auf 89 Prozent.Im Chemiebereich in Europa stiegen die Referenzmargen durchweg. Für Ethylen erhöhte sie sich im zweiten Quartal auf 512 Euro pro Tonne (1. Quartal 2024: 475 Euro pro Tonne), für Propylen auf 397 Euro je Tonne (Q1: 348), die Marge für Polyethylen stieg auf 438 Euro je Tonne (403) und für Polypropylen auf 405 Euro pro Tonne (395). Der Auslastungsgrad der Steamcracker in Europa sank auf 83 Prozent, nach 87 Prozent im Vorquartal.

Im Jahr 2020 verkündete BP ambitionierte Pläne für eine grüne Zukunft, doch vier Jahre später hat sich die Ausrichtung geändert. Mit einem neuen CEO geht BP nun eine "pragmatischere" Route bei grünen Investitionen. Auch andere Ölriesen wie Saudi Aramco, Exxon, Shell, Total und ENI drosseln ihre Nachhaltigkeitsbemühungen und investieren verstärkt in fossile Brennstoffe. Der globale Bedarf an Öl und Gas, besonders aus Asien, führt zu einem Anstieg von Übernahmen in diesem Bereich. Geopolitische Entwicklungen, wie der Ukrainekrieg, beeinflussen ebenfalls die Energieversorgung. Trotz früherer Versprechen einer grünen Wende bleibt die Ölindustrie ein mächtiger und profitabler Akteur.