E-Auto-Batterien von Varta : Porsche plant Übernahme des Varta Elektroautobatterie-Geschäfts

Varta-Forschungszentrum in Graz

Varta-Forschungszentrum in Graz

- © Varta

Der Sportwagenhersteller Porsche AG beabsichtigt, das Elektroautobatterie-Geschäft des angeschlagenen Batteriekonzerns Varta zu übernehmen. Aktuell befinden sich die beiden deutschen Unternehmen in Verhandlungen über ein mögliches Mehrheitsinvestment in die Varta-Tochter V4Drive, wie Varta in der Nacht mitteilte. Zu diesem Zweck haben die Firmen bereits eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet.

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Zunächst soll die Varta-Tochter ausgegliedert werden, bevor Porsche als Tochtergesellschaft des Volkswagen-Konzerns durch eine Kapitalerhöhung einsteigt. Varta nannte keine finanziellen Details. Das Zustandekommen des Deals hängt laut Varta von verschiedenen Faktoren ab, darunter eine eingehende Prüfung der Bücher durch Porsche. Die Mehrheit an Varta hält der österreichische Investor Michael Tojner.

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- © Industriemagazin

Varta schwer angeschlagen

Dennoch schöpften die Anleger des einstigen Börsenlieblings wieder etwas Hoffnung: Der Aktienkurs stieg am Freitag nach Handelsbeginn um bis zu 32 Prozent auf 11,76 Euro. Zuletzt lag die Aktie noch etwa ein Viertel im Plus. Porsche-Vorzugsaktien legten um 0,4 Prozent zu.

Für langfristige Varta-Aktionäre ist der starke Kursanstieg jedoch nur ein geringer Trost. Anfang 2021 erreichten die Aktien ihr Rekordhoch von über 181 Euro, bevor sie schrittweise an Wert verloren und im Herbst 2022 stark einbrachen. Im Mai dieses Jahres wurde das Unternehmen aufgrund eines verspätet vorgelegten geprüften Jahresfinanzberichts, der durch einen Hackerangriff verursacht wurde, aus dem deutschen Kleinwerteindex SDAX ausgeschlossen.

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Varta ist schwer angeschlagen, da das Geschäft nicht mehr gut läuft. Derzeit lässt der Konzern sein bestehendes Sanierungsgutachten aktualisieren (sogenanntes IDW-S6-Gutachten). Darin sollen die Möglichkeiten für einen grundlegenden Umbau und daraus resultierende Finanzierungsmaßnahmen untersucht werden.

Varta-Gläubiger müssen Deal zustimmen

Die Elektroautobatterie V4Drive sollte Varta neue Geschäftsmöglichkeiten im Bereich Elektromobilität eröffnen. Es wurde bereits lange spekuliert, dass Porsche ein erster Kunde für die Batteriezellen von Varta sein könnte. DZ-Bank-Analyst Holger Schmidt schrieb, dass sich die V4Drive-Technologie noch in der Entwicklung befindet und Investitionen im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erfordert, um nötige Größenvorteile zu erreichen. Aufgrund der angespannten Finanzlage kann Varta dies derzeit nicht leisten. Nächstes Jahr soll die V4Drive-Zelle in Serienproduktion gehen. Der Analyst hält das Zustandekommen des Deals für wahrscheinlich, obwohl die Gläubiger von Varta zustimmen müssen. Eine Transaktion würde Geld in die Kasse spülen, das für die notwendige Sanierung von Varta eingesetzt werden könnte.

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Der deutsche Sportwagenhersteller plant ohnehin eine eigene Batteriezellproduktion mit Partnern. Laut früheren Angaben plant Porsche den Aufbau einer Produktion im Umfang von 10 bis 20 Gigawattstunden Zellkapazität jährlich in den kommenden Jahren. Dies würde rechnerisch für 200.000 Autos mit einer Batteriekapazität von 100 Kilowattstunden reichen. 2023 verkaufte Porsche rund 320.000 Autos, wobei der Großteil noch aus Verbrennungsmotoren besteht.

Für 20 Gigawattstunden seien Investitionen von 2 bis 3 Milliarden Euro nötig. Porsche sucht dafür Partner. Wo eine solche Zellproduktion entstehen würde, ist noch unklar. Porsche plant zudem eine Zusammenarbeit mit der Batteriefirma der Konzernmutter Volkswagen namens PowerCo.