Sie waren 7 Jahre CEO von Greiner Packaging und zusätzlich zu ihrer Rolle als COO der Greiner AG auch ein Jahr Interims CEO von Greiner Bio-One. Welche Spuren haben Sie hinterlassen, welche Parallelen gibt es?
Stanek: Ich kann zwei Dinge herausstreichen, die in meiner strategischen Arbeit parallel sind. Das Erste ist in der Organisation volle Transparenz walten zu lassen. Nicht nur mein Team und ich wissen, was eigentlich los ist, sondern ich habe es auch allen Mitarbeitern kommuniziert. Und das wieder und wieder. Bei Greiner Packaging haben wir eine extreme Umstellung Richtung Kreislaufwirtschaft vollzogen. Sie betraf jeden Bereich des Unternehmens, vom Einkauf, über die Produktion bis zum Vertrieb in einem 4.892 Personen Unternehmen mit weltweit 30 Niederlassungen. Das bedeutete, dass die „innerbetriebliche Lieferkette“ wirklich gut zusammenarbeiten und die Mitarbeiter diese Veränderung mittragen mussten. Die Lösung und das Erfolgskonzept waren Kommunikation, Transparenz und Aufnahme dieser Ziele in die persönlichen Zielvereinbarungen. Diese Maßnahmen waren für die Mitarbeiter das Signal, dass wir es ernst meinten und es sich nicht um eine vorübergehende Purpose-Modeerscheinung handelte.
Bei Bio-One (2.659 Mitarbeiter und 29 Standorte weltweit) arbeiteten wir ebenfalls an dieser innerbetrieblichen Lieferkette. Das Unternehmen war systemisch durch die Extremanforderungen und Schwankungen eines Medizintechnikunternehmens während und nach der Pandemie aus dem Lot geraten. Es ging nicht um Schuldzuweisung, sondern um gemeinsames Verständnis der Situation und darum, systemische Gründe transparent zu machen. In diesem Fall waren die Forecasts inakkurat, das ergab sich teilweise aus den Forecasts unserer Lieferanten, die auch mit Nachfrageschwankungen zu kämpfen hatten. In dem Moment, indem wir diese Diagnose stellten, konnten wir zielgerichtet einen starken Hebel ansetzen und so die Profitabilität des Unternehmens in kurzer Zeit verdoppeln. Die zweite Parallele, an der ich immer von Anfang an arbeite, ist: Vertrauen zu schaffen. Den nur in einer vertrauensvollen Kultur können auch schwierige Diskussionen geführt werden. Und wenn man sich in einer schwierigen Situation befindet, sind die Diskussionen auch schwierig. In Diskussionen, die auf Vertrauen basieren, involvieren sich alle und übernehmen im nächsten Schritt Verantwortung. Und wenn Menschen Verantwortung übernehmen, liefern sie von ganz allein wünschenswerte Ergebnisse, die sich wie bei einem Puzzle ineinanderfügen.
Sie mussten sich zweimal auf die Nachfolgesuche nach CEOs von federführenden Industrieunternehmen machen, was sind die besten Tipps?
Stanek: Wir sind alle Opfer unserer Vorlieben und Vorurteile. Ein Rapidfan etwa wird sich einem anderen Rapidfan immer näher fühlen. Ich bin daher ein starker Verfechter eines Nachfolgekomitees und beziehe auch Tools wie Assessments und verschiedene Persönlichkeitstests – wenn diese auch mit Vorsicht zu genießen sind – in das Recruiting ein. Der Blick von Vielen bringt eine gute Perspektive in die Auswahl des geeignetsten Nachfolgenden. Persönliche Vorlieben – inklusive vielleicht meiner eigenen – werden durch die vielen Augen und Meinungen relativiert, so können ausgewogene Entscheidungen getroffen werden. Als Letztes ist es mir wichtig, darauf zu achten, ein diverses Kandidatenprofil zu bekommen. Damit meine ich jetzt gar nicht klassisch Genderdiversity, sondern Diversität im Denken.
Sie haben von Purpose gesprochen, welcher Purpose treibt Sie persönlich an?
Stanek: Mein Ziel ist es eigentlich immer gemeinsam mit und in meinem Umfeld etwas zu erreichen. Die Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen und Transparenz, denn so zu arbeiten macht mir persönlich am meisten Spass und ist auch am effektivsten. Diesen Purpose nehme ich in jedes Unternehmen mit.