Fabrik24-Evaluierung bei Palfinger : So effizient fertigt Palfinger in Lengau

PALFINGER Jobs Welder

Schweißarbeiten im Palfinger-Werk Lengau

- © Palfinger

Bestände maßgeblich reduziert, Effizienzen in die Höhe geschraubt: Was dem Technologiekonzern Palfinger "im magischen Dreieck Kosten, Qualität und Liefertreue" (O-Ton Martin Rehling) gelungen ist, ist bemerkenswert. Und es ist im oberösterreichischen Werk Lengau zu bewundern, dessen Leitung Rehling, ein langjähriger Palfinger-Mitarbeiter, innehat. Dort wurden Prozesse kürzlich konsequent am Wertstrom ausgerichtet. "Der Umstieg vom Push- zum Pull-Prinzip im Stahlbau ist schon eine Herausforderung", erzählt der Manager. Die Mühe blieb nicht unbelohnt, denn angesichts der steigenden Variantenvielfalt von Produkten ist es auch für den Ladekranhersteller ein Gewinn, nachvollziehen zu können, auf welchem Weg eine Komponente am besten - und mit möglichst wenig Pufferung - durch die Produktion fließt.


Lesen Sie auch: Palfinger-Chef Klauser: „Wir brauchen noch mehr Speed“


"Das Versprechen, den Standort am Kunden auszurichten, löst der Wertstrom ein", sagt Rehling. Weil auch die Mitarbeiter innerhalb des Wertstroms nun an einem Strang ziehen. "Früher wurde geheftet, bis das Material aus war", sagt Rehling. Heute orientieren sich die Produktionsarbeiter viel stärker am Gesamtprozess. "Da wird – stets mit Blick auf das Endprodukt - schon einmal nachgelagerten Prozessen zur Seite gesprungen, wenn diese erforderlich sind", sagt er. Puffer? Gibt es jetzt wesentlich weniger und in definierter Größe. So erhalte man sich ein "Atmen der Produktion".

Palfinger-Werk Lengau setzt auf Digitalisierung

Eigentlich sind es drei - intern stark gelebte - Themen, die das größte Palfinger-Werk zur Teilnahme an Fabrik2024, Österreichs härtestem Produktionswettbewerb, veranlasst hat. "Wertstrom, Digitalisierung und Automatisierung sowie das Shopfloormanagement", fasst Franz Wirnsperger, Local Production Manager Fabrication in Lengau diese zusammen. Durch Fraunhofer Austria Mitte Juli evaluiert wurde dieser Produktionsbereich „Fabrication“. So galt der Kleinteile- und den automatisierten Profilfertigungslinien (O-Ton: "Profilfertigen ist unsere Kernkompetenz") sowie einer Reihe von nachgelagerten Prozessen wie dem Heften und Schweißen das Augenmerk.

>>> Automatisierter E-Lkw: Testmarathon

Der Startschuss für Palfinger, stärker in die Prozessoptimierung zu investieren, erfolgte mit der Zusammenführung der Bereiche Stahlbau, Beschichtung sowie Schlauch- und Leitungsfertigung. "Wir strukturierten um und sorgten hier für gleiche Standards", sagt Franz Wirnsperger.

Martin Rehling, Leiter Palfinger-Werk Lengau
"Der Umstieg von einem Push- auf ein Pull-Prinzip im Stahlbau ist schon eine Herausforderung." Martin Rehling, Leiter Palfinger-Werk Lengau - © GERHARD KUPFNER

Quantensprung

In punkto Automatisierung gab es mehrere Hebelpunkte. Etwa beim Schweißen. So wurde für das Schweißen der Profile für das Teleskopsystem - einer exakten Wissenschaft, bei der nur ein minimaler Schweißverzug toleriert wird – neuerdings ein robotergestützter Laserschweißprozess eingeführt. Auch bei der Schubarmfertigung geht der Heftprozess dank des Abschlusses eines Projekts mit einem strategischem Partner nun großteils automatisiert vonstatten. "Ein Quantensprung", sagt Werksleiter Martin Rehling. So konnten bereits jetzt mehr als zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an werthaltigere Arbeitsplätze im Unternehmen wechseln.

>>> Quantenphysik: Diese Anwendungen für die Industrie könnten bald marktreif sein

Palfinger-Werk Lengau
Wurde durch Fraunhofer Austria auf Herz und Nieren evaluiert: Palfinger-Werk Lengau - © Palfinger

Lengau setzt auf Shopfloormanagement

In Sachen Shopfloormanagement zieht das Palfinger-Werk alle Register. "Wir beschränken uns nicht nur auf Teamboards und Regelkommunikation", sagt Rehling. Von der strukturierten Problemlösung bis zur Lean-Schulung und KVP reichen die Maßnahmen. Von Fraunhofer Austria erwarte man sich im Rahmen des Wettbewerbs noch detailliertere Vergleichsmöglichkeiten.

>>> Digitalisierung in der Industrie: WLAN oder 5G am Shopfloor?

Und auch in punkto Nachhaltigkeit ist Lengau nicht untätig. Auf dem neuesten Stand befindliche Heiztechnik, PV am Dach, Ausschussreduktion, energieeffizientere Produktionsverfahren: "Auf diesem Klavier spielen wir", sagt Franz Wirnsperger. Und man übernehme in der Produkteinführung so schnell wie möglich das 3D-Modell. Nicht selten habe das zweite Bauteil, das vom Band geht, demnach "Serienstatus", schmunzelt er.

Franz Wirnsperger, Local Production Manager Fabrication, Palfinger-Werk Lengau
"Nicht selten hat das zweite Bauteil, das vom Band geht, Serienstatus." Franz Wirnsperger, Local Production Manager Fabrication, Palfinger-Werk Lengau - © Palfinger

Der Wettbewerb Fabrik24

Zum 14. Mal schreiben Fraunhofer Austria und das INDUSTRIEMAGAZIN die renommierte Auszeichnung für Produktionsunternehmen in Österreich aus.

Unter anderem diese drei Unternehmen - Geberit Österreich in Pottenbrunn, GW St. Pölten (ebenda) und Palfinger in Lengau stellten sich im Sommer der Vor-Ort-Evaluierung durch Experten von Fraunhofer Austria.

Bis Ende Juni bewarben sich Unternehmen durch Einreichung eines schriftlich ausgefüllten Fragebogens für die Wettbewerbsteilnahme.

Bis Mitte August liefen auf Basis dieser ersten Vorselektion in den Fabriken der Teilnehmer Vor-Ort-Evaluierungen durch ein Expertenteam von Fraunhofer Austria.

Am 3. Oktober stellen sich die Finalisten der hochkarätig besetzten Hearing-Jury. Dabei werden der Gesamtsieger der „Fabrik2024“ sowie die Gewinner der drei Wettbewerbskategorien „Efficient Factory“, „Smart Factory“ und „Green Factory“ prämiert.

Das Finale samt anschließender Siegerkür findet bei Engel Austria in St. Valentin statt, zuvor wird es eine Werksführung beim Vorjahressieger geben.

Mehr Informationen hier