Lieferketten stabilisieren : Industrie-Standort Oberösterreich: Frühwarnsystem ASCII soll Lieferketten stabilisieren
Landesrat Markus Achleitner (li.) mit Franz Staberhofer, Obmann Verein Netzwerk Logistik und Leiter Logistikum an der FH OÖ in Steyr
- © Land OÖ / Daniel KauderRe:Think: Herr Landesrat, wie bewerten Sie die Bedeutung robuster und resilienter Lieferketten für die wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Oberösterreich?
Markus Achleitner: Oberösterreich ist das Wirtschafts- und Industriebundesland Nr. 1 der Republik. Deshalb sind möglichst reibungslose Produktionsprozesse und belastbare Logistiknetzwerke gerade für den Standort Oberösterreich von zentraler Bedeutung. Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit, wie die Corona-Pandemie, aber auch ein querstehendes Containerschiff im Suezkanal haben uns sehr eindringlich vor Augen geführt, wie schnell Lieferketten unterbrochen sein können und welche massiven Auswirkungen sich daraus ergeben.
Mit der Förderung des ASCII in Höhe von 2,5 Millionen Euro setzt Oberösterreich ein starkes Signal. Welche Ziele verfolgt das Land mit dieser Investition?
Achleitner: Durch die Forschungsergebnisse des ASCII sollen drohende Engpässe möglichst frühzeitig erkannt und die Sicherheit und Verlässlichkeit von Lieferketten erhöht werden. Oberösterreich verfügt durch das Logistikum der FH OÖ am Campus Steyr und den Verein Netzwerk Logistik über viel Know-how beim Thema Logistik, vor allem beim Supply Chain Management und bei Wertschöpfungsnetzwerken. Diese Kompetenz bringen wir über diese beiden Einrichtungen auch beim ASCII ein.
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Dieser Artikel ist zuerst in Re:Think (02/2025) erschienen, einem Magazin des Verein Netzwerk Logistik (VNL).
Re:Think ist das Mitgliedermagazin des VNL und unterstützt mit seinen Inhalten das Wissen um wirtschaftliche und politische Hintergründe des modernen Supply-Chain-Management.
Lieferkettenresilienz in Schlüsselbranchen: Welche Herausforderungen bestehen in Automotive, Halbleiter und Life Sciences?
Automotive, Halbleiter und Life Sciences gelten als Schlüsselindustrien. Welche Herausforderungen sehen Sie in diesen Sektoren im Hinblick auf Lieferkettenresilienz?
Achleitner: Gerade die Automobil-Zulieferbranche ist besonders auf funktionierende Lieferketten angewiesen. Deshalb ist es wichtig, dass die Stärkefelder in diesem Bereich analysiert werden, damit darauf aufbauend für krisenresiliente Lieferketten und Netzwerke gesorgt werden kann. Das ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass beispielsweise die Chancen der E-Mobilität entsprechend genutzt werden können. Dazu gibt es eine ganz aktuelle Studie des ASCII zu den Batterie-Lieferketten, die zum Ergebnis gekommen ist, dass Europa, Österreich und natürlich auch Oberösterreich in diesem Bereich ganz stark auf Recycling und Kreislaufwirtschaft setzen soll.
Wie rüstet sich Oberösterreich gegen externe Schocks?
Achleitner: Das ASCII liefert beispielsweise mit dem Austrian Supply Chain Pressure Index einen wichtigen Beitrag dazu, drohende Engpässe möglichst frühzeitig zu erkennen und damit die Sicherheit und Verlässlichkeit von Lieferketten zu erhöhen. Die Betriebe können auf dieser Basis kurzfristige Maßnahmen setzen, wie die Langerbestände planvoll anpassen oder alternative Transportmittel nutzen. Bei längeren Stressperioden in den Lieferketten muss die Resilienz in der Lieferketten erhöht werden. Das können unter anderem eine Verkürzung der Lieferketten, Wechsel zu alternativen Lieferanten sowie der Aufbau zusätzlicher Hub- und Transportrouten oder Verkehrsträger sein.
Und wie kann sichergestellt werden, dass die im Rahmen von ASCII gewonnenen Erkenntnisse rasch in die Praxis überführt werden?
Achleitner: Die Logistik und das Lieferketten-Management sind der Blutkreislauf der heimischen Wirtschaft. Dieser muss vor Beeinträchtigungen möglichst geschützt werden. Das ASCII ist unser Frühwarnsystem für Lieferkettenrisiken und zugleich eine Brücke zwischen Analyse und der konkreten Umsetzung. Dazu bündeln wir unsere Kräfte mit dem ASCII, unserer oö. Standortagentur Business Upper Austria, der Fachhochschule OÖ und dem Verein Netzwerk Logistik. Das schafft die Grundlage, um gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz der Lieferketten und damit der Produktionsabläufe setzen zu können.