Insolvenzen in Österreich 2024 : Konkurse in Österreich: Immer mehr Unternehmen stehen vor dem Aus
Inhalt
- Größte Pleiten Österreichs: Einzelhandel bleibt Sorgenkind
- Insolvenzen 2023/2024 in Österreich: Welche Branchen stark betroffen?
- Wirtschaft am Scheideweg: KSV1870 CEO warnt vor Kostenproblemen
- Insolvenzen-Statistik nach Bundesländern 2023
- Zuwächse der Insolvenzen in Österreich 2023
- Die 10 größten Insolvenzen nach Verbindlichkeiten 2023
- 10 Größte Insolvenzen in Österreich nach Arbeitnehmern 2023

News Insolvenzen: Die Anzahl der Insolvenzanträge verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 13 Prozent im Jahr 2023.
- © Marco2811 - stock.adobe.comLaut einer Hochrechnung des Kreditschutzverbandes KSV1870 stehen in Österreich immer mehr Unternehmen vor dem Aus. Wie die Gläubigerschützer am Mittwoch mitteilten, stieg die Zahl der Insolvenzanträge 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent. Betroffen sind 5.401 Unternehmen, das entspricht 15 Firmenpleiten pro Tag und so vielen Fällen wie zuletzt vor zehn Jahren. Nicht zuletzt durch die Pleite der Signa Holding GmbH sind auch die vorläufigen Passiva massiv gestiegen, hieß es.
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Konkret stiegen die vorläufigen Passiva nach Schätzungen des KSV1870 um 286 Prozent auf rund 8,53 Milliarden Euro. Diese Entwicklung ist auf die bisher größte Firmenpleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte - die Insolvenz der Signa Holding - zurückzuführen. Hier stehen rund 5 Mrd. Euro Passiva zu Buche. Aber auch ohne die Signa Holding lägen die geschätzten Passiva mit 3,26 Mrd. Euro um rund die Hälfte über dem Vorjahresniveau, so der Kreditschutzverband.
Größte Pleiten Österreichs: Einzelhandel bleibt Sorgenkind
"Das zeigt, dass die Insolvenzen in Österreich nicht mehr so kleinteilig sind, sondern schon an Masse auch dazugewinnen", sagte Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz beim KSV1870, bei der Präsentation der Zahlen in Wien. Auch die Zahl der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sei um 45 Prozent auf 22.500 gestiegen - hier spiele die Kika/Leiner-Pleite eine Rolle, so Götze. Auch die Zahl der Gläubiger sei um 41 Prozent auf rund 45.000 gestiegen.
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"Die aktuelle Situation ist, dass wir hohe Insolvenzzahlen haben, aber es ist nicht alarmierend", erklärte Götze weiter. So habe die Insolvenzquote vor zwanzig Jahren bei rund zwei Prozent gelegen, heute liege sie bei 1,2 Prozent, zog er einen Vergleich. "Das Negative ist, wir haben noch viel zu viele nicht eröffnete Insolvenzen", zeigte er sich angesichts eines Anstiegs von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 2.000 nicht eröffnete Verfahren beunruhigt. Als "gute Nachricht" wertete Götze dagegen den Anstieg der eröffneten Insolvenzen um 16 Prozent auf 3.378 Verfahren.
Insolvenzen 2023/2024 in Österreich: Welche Branchen stark betroffen?
Demnach sind der Handel, das Bauwesen sowie das Beherbergungs- und Gaststättenwesen besonders von Insolvenzen betroffen. Der Handel inklusive Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen überschritt mit genau 1.003 Pleiten (+ 17 Prozent) erstmals seit Jahren wieder die 1.000er-Marke, wie der KSV1870 errechnete; besonderes Sorgenkind bleibt der Einzelhandel. Hohe Energiekosten, vielfach ausbleibende Nachholeffekte aus Pandemiezeiten sowie die derzeit sinkende Kaufkraft der Privatpersonen sehen die Kreditschützer als Hauptgründe.
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Dass die Insolvenzen im Baugewerbe um 21 Prozent auf 936 zunahmen, sei nicht zuletzt auf die hohen Baukosten und die stark gestiegenen Zinsen zurückzuführen, hieß es. Vor allem akuter Personalmangel und ein verändertes Konsumverhalten seien die Gründe für den Anstieg der Insolvenzen im Bereich Beherbergung und Gastronomie um 19 Prozent auf 709 Fälle.

Wirtschaft am Scheideweg: KSV1870 CEO warnt vor Kostenproblemen
An einem "Scheideweg" sieht der CEO der KSV1870 Holding AG, Ricardo-José Vybiral, die österreichische Wirtschaft. Nur mehr 49 Prozent der befragten Unternehmen hätten gegenüber den Kreditversicherern angegeben, dass sie sich in einer sehr guten oder guten Geschäftslage befänden. Vybiral nannte mit Blick auf die hohen Lohn- und Energiekosten das "Kostendilemma" als Thema Nummer eins. Hinzu kämen der Mangel an Arbeitskräften und die politische Instabilität. Die heimische Wirtschaft müsse aus dem "Stottermodus" herauskommen. Hier sieht der CEO auch die Politik gefordert.

Insolvenzen-Statistik nach Bundesländern 2023
Statistiken zu Firmenpleiten in den österreichischen Bundesländern im Jahr 2023:
- Insolvenzen in Burgenland: 209 Unternehmen, Steigerung um 26 Prozent.
- Insolvenzen in Kärnten: 299 Unternehmen, Steigerung um 23 Prozent.
- Insolvenzen in Vorarlberg: 128 Unternehmen, Steigerung um 21 Prozent.
- Insolvenzen in Steiermark: 611 Unternehmen, Steigerung um 17 Prozent.
- Insolvenzen in Wien: 1930 Unternehmen, Steigerung um 13 Prozent.
- Insolvenzen in Oberösterreich: 587 Unternehmen, Steigerung um 12 Prozent.
- Insolvenzen in Niederösterreich: 1047 Unternehmen, Steigerung um 10 Prozent.
- Insolvenzen in Salzburg: 272 Unternehmen, Steigerung um 7 Prozent.
- Insolvenzen in Tirol: 318 Unternehmen, Steigerung um 5 Prozent.
Quelle: creditreform.at
Zuwächse der Insolvenzen in Österreich 2023
Die größten Zuwächse bei der Zahl der Insolvenzen gab es im Burgenland (+ 26 Prozent), in Kärnten (+ 23 Prozent) und in Vorarlberg (+ 21 Prozent). Es folgen die Steiermark (+ 17 Prozent), Wien (+ 13 Prozent), Oberösterreich (+ 12 Prozent), Niederösterreich (+ 10 Prozent), Salzburg (+ 7 Prozent) und Tirol (+ 5 Prozent). Nicht positiver stimmt die Kreditschützer der Blick in die Zukunft. Zwischen 5.800 und 6.000 Unternehmensinsolvenzen erwarten sie für das kommende Jahr.
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Die Privatkonkurse stiegen im Jahr 2023 um 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, es wurden 8.956 Ausgleichsverfahren eröffnet. Die vorläufigen Passiva sind mit 895 Millionen Euro um ein Prozent niedriger. Die durchschnittliche Schuldenhöhe sank um 11.000 Euro auf 100.000 Euro pro Schuldner.
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Besonders stark war der Anstieg den Berechnungen zufolge in Vorarlberg (+36,2 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgten Kärnten (+17,9 Prozent), das Burgenland (+14,5 Prozent), Salzburg (+12,4 Prozent), Oberösterreich (+11,9 Prozent), Wien (+10,6 Prozent), Tirol (+5,6 Prozent) und Niederösterreich (+2,6 Prozent). Lediglich die Steiermark verzeichnete einen leichten Rückgang von 0,1 Prozent.

Die 10 größten Insolvenzen nach Verbindlichkeiten 2023
- Leiner & kika Möbelhandels GmbH (Niederösterreich): 132,0 Mio. Euro.
- KSR Group GmbH (Niederösterreich): 123,0 Mio. Euro.
- Zentrasport Österreich e.Gen. (Oberösterreich) : 63,9 Mio. Euro.
- geomix AG (Steiermark): 44,9 Mio. Euro.
- Forstinger Österreich GmbH (Niederösterreich): 33,0 Mio. Euro.
- mglass gmbh (Oberösterreich): 32,0 Mio. Euro.
- ALPHA Privatstiftung (Wien): 31,6 Mio. Euro.
- Hitzinger Electric Power GmbH (Oberösterreich): 29,7 Mio. Euro.
- Gazprom Austria GmbH (Wien): 27,0 Mio. Euro.
- Christof International Management GmbH (Wien): 24,5 Mio. Euro
Quelle: creditreform.at
10 Größte Insolvenzen in Österreich nach Arbeitnehmern 2023
- Leiner & kika Möbelhandels GmbH (Niederösterreich): 3.296 Mitarbeiter.
- GemNova Bildungspool Tirol gemeinnützige GmbH (Tirol): 582 Mitarbeiter.
- Forstinger Österreich GmbH (Niederösterreich): 552 Mitarbeiter.
- KSR Group GmbH (Niederösterreich): 220 Mitarbeiter.
- BRIDGE PERSONAL & SERVICE GmbH & Co KG (Steiermark): 215 Mitarbeiter.
- Pharmazeutische Fabrik Montavit Ges.m.b.H. (Tirol): 197 Mitarbeiter.
- Hitzinger Electric Power GmbH (Oberösterreich): 169 Mitarbeiter.
- geomix AG (Steiermark): 137 Mitarbeiter.
- Zentrasport Österreich e.Gen. (Oberösterreich): 131 Mitarbeiter.
- Eggendorfer Dienstleistungs GmbH (Oberösterreich): 130 Mitarbeiter.
Quelle: creditreform.at