Serie Junge Talente : Haidlmair: Wie der Werkzeugbauer sein Handwerk industrialisieren will

Produktion bei Haidlmair: Die Elektrodenfertigung laufe beinahe vollautomatisiert, die digitale Verkettung von vier Fräsanlagen brächte Intelligenz in den Maschinenpark.
- © Markus Kohlmayr2020Schon in der HTL habe er großes Interesse für das Unternehmen seines Vaters Josef entwickelt - so ist es nur fair, dass Mario Haidlmair, Geschäftsführer des Nussbacher Unternehmens, heute 54 Prozent der Anteile des Unternehmens mit etwa 80 Millionen Euro Gruppenumsatz hält (sein drei jahre jüngerer Bruder René: 26 Prozent). Seit 2011 leitet er die Geschäfte des oberösterreichischen Spritzgießwerkzeugbauers, den er weiter expandiert hat: Das Geschäftsjahr 2021-22 war das beste der Unternehmensgeschichte für den Hersteller von Werkzeugen für Lager- und Logistikbehälter, aber auch Automotiveteile, der Unternehmen wie den niederländischen Kunststoffverpackungshersteller Schoeller Allibert oder den deutschen Lagerbehälterhersteller Bekuplast zu seinen Kunden zählt.
Ein kurz aufgerissenes Auftragsloch verflüchtigte sich wie damals, als ein solches im Nachgang der Finanzkrise aufging. "Die Pandemie beschleunigte unser Wachstum", sagt Haidlmair.
Industrialisierter Werkzeugbau
Und Haidlmair hat mit dem Unternehmen einiges vor: So etwas wie einen industrialisierten Werkzeugbau gibt es eigentlich nicht, Mario Haidlmair will das ändern - seine Vision: das Handwerk stärker zu automatisieren, ohne dass dies zulasten von Mitarbeitern geht: Die Elektrodenfertigung laufe beinahe vollautomatisiert, die digitale Verkettung von vier Fräsanlagen brächte Intelligenz in den Maschinenpark. "Wir sind bei der Industrialisierung des Handwerks ziemlich weit und können und werden weitere Wegmarken setzen", sagt er.
US-Markt lockt.
Sein Vater, der noch 20 Prozent am Unternehmen hält und 1979 den Schmiedebetrieb in einen modernen Werkzeugbauer umbaute, findet das alles ziemlich großartig. "Er hat mich perfekt auf die Unternehmenslaufbahn vorbereitet und mich auch Fehler machen lassen", sagt der Junior. Der sich mittelfristig noch stärker auf dem US-Markt behaupten will. Nach dem Ende des Engagements in Kanada und dem Start der Kooperation mit dem deutschen Werkzeugbauunternehmen Pfaff Moulds in dessen US-Niederlassung in Charlotte, North Carolina, wolle man nicht wie bisher nur die Reparaturwerkstätte nutzen.
In fünf oder zehn Jahren wolle man in den USA auch eine möglichst den europäischen Standards folgende Fertigung betreiben. "Wir werden einen Maschinenpark aufbauen", sagt der Unternehmer, der bei Tennis und der Jagd Ausgleich findet und Haidlmair nicht nur zum besten und in Zykluszeiten gesprochen effizientesten Werkzeugbauunternehmen aufbauen möchte, sondern - dank Maßnahmen in Scope 1 bis 3 - auch zum nachhaltigsten. Schon heute ist der Standort klimaneutral.