Stellenabbau Industrie Österreich : HAI-Stellenabbau alarmiert Industrie: CEO fordert Kurswechsel in der EU-Politik
Hammerer Aluminium Industries (HAI) mit Zentrale in Ranshofen bei Braunau baut weitere 20 Stellen in der Zentrale ab, nachdem 2024 bereits konzernweit 250 Jobs gestrichen wurden
- © HAI GruppeHammerer Aluminium Industries (HAI) mit Sitz in Ranshofen bei Braunau streicht weitere 20 Arbeitsplätze an der Unternehmenszentrale. Das teilte das Familienunternehmen am Dienstag mit und bestätigte damit einen Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN). Bereits im Jahr 2024 wurden konzernweit 250 Stellen abgebaut – nun folgen zusätzliche Kürzungen, insbesondere im Verwaltungsbereich.
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In Summe sind seit dem Jahr 2022 rund 450 Arbeitsplätze entfallen, davon allein 170 in Ranshofen. Parallel dazu verzeichnete HAI einen deutlichen Umsatzrückgang: von 989 Millionen Euro im Jahr 2022 auf aktuell 822 Millionen Euro. Die Ursachen liegen laut CEO Rob van Gils in einer breitflächigen Investitionszurückhaltung auf Kundenseite: „Unsere Kunden tun sich allesamt schwer. Das hat sich abgezeichnet und trifft nicht nur die Autoindustrie, sondern auch den Maschinenbau und die Baubranche. Die Stimmung ist schlecht, es wird wenig investiert.“
HAI beliefert mit seinen Produkten zahlreiche Branchen, darunter die Automobil-, Bau- und Maschinenbauindustrie. Der international tätige Aluminiumverarbeiter betreibt acht Standorte in Österreich, Deutschland, Rumänien, Polen und Südkorea.
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Kurzarbeit endet: HAI reagiert mit strukturellem Umbau und sozialverträglichen Maßnahmen
Was vor drei Jahren nach einer Erfolgsstory aussah, hat sich mittlerweile in ein Ringen um Wettbewerbsfähigkeit verwandelt: Hammerer Aluminium Industries (HAI) mit Sitz in Ranshofen bei Braunau verzeichnet seit 2022 nicht nur sinkende Umsätze, sondern auch einen spürbaren Beschäftigungsrückgang. Hatte das Unternehmen 2022 noch rund 2.150 Mitarbeiter und einen Umsatz von knapp 990 Millionen Euro, sind es heute konzernweit 1.700 Beschäftigte. Der Umsatz ist auf 822 Millionen Euro gesunken.
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Vorstandsvorsitzender Rob van Gils nennt die Lage beim Namen: „Wir sehen, dass das Problem kein temporäres ist, sondern ein strukturelles.“ Zwar habe man versucht, den Personalstand möglichst schonend anzupassen – etwa durch den Abbau von Leiharbeitsplätzen und das Nicht-Nachbesetzen von Pensionierungen. Doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erforderten nun einen klaren Schnitt: Weitere 20 Stellen – hauptsächlich in der Verwaltung – werden in Ranshofen gestrichen.
Das seit 15 Monaten laufende Kurzarbeitsmodell, das einen Gehaltsverzicht von 15 Prozent für die betroffenen Angestellten bedeutete, wird zum Jahresende beendet. Für van Gils ist klar, dass es sich nicht mehr um eine vorübergehende Schwächephase handelt: „Wir sehen, dass das Problem kein temporäres ist, sondern ein strukturelles.“ Daher werde man nun „sehr sozialverträgliche“ Maßnahmen umsetzen, um auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren. In den vergangenen Jahren habe man bereits durch den Abbau von Leiharbeitsverhältnissen und durch das Nicht-Nachbesetzen von Pensionierungen gegengesteuert.
Wettbewerbsfähigkeit unter Druck: HAI kritisiert Politik und investiert trotz Gegenwind
Vor dem Hintergrund einer schwachen Auslastung – aktuell liegt diese laut Unternehmen bei rund 60 Prozent – sieht van Gils Handlungsbedarf: „Wir sind deutlich zu teuer geworden und müssen als Standort schauen, unsere Wettbewerbsfähigkeit zurückzuerlangen.“ Trotz des wirtschaftlichen Gegenwinds investierte HAI in den vergangenen Jahren über 100 Millionen Euro, etwa in eine neue Strangpressanlage und in ein Logistikzentrum am Standort Ranshofen. Auch im Bereich der Automobilzulieferung wurde in Richtung Elektromobilität umgerüstet.
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Neben der Auftragslage macht van Gils in einem Interview mit den OÖNachrichten vor allem die steigenden Standortkosten verantwortlich: „Wir sind deutlich zu teuer geworden und müssen als Standort schauen, unsere Wettbewerbsfähigkeit zurückzuerlangen.“ Insbesondere Energie- und Lohnkosten würden HAI belasten. Gleichzeitig habe das Unternehmen in den vergangenen Jahren über 100 Millionen Euro investiert – etwa in eine neue Strangpressanlage sowie in ein Logistikzentrum in Ranshofen. Auch im Bereich E-Mobilität wurde nachgerüstet.
Kritik übt van Gils auch an der europäischen Industriepolitik. Die Zollregelungen im Handel mit den USA seien aus seiner Sicht widersprüchlich und wirtschaftsfeindlich: „Es ist ein Wirrwarr, niemand hat Planungssicherheit.“ Während auf Aluminiumprodukte Zölle von bis zu 50 Prozent erhoben würden, liege der Zoll auf Aluminiumschrott nur bei 15 Prozent – ein Ungleichgewicht, das nicht nur Preisverzerrungen erzeuge, sondern auch das europäische Recycling gefährde. „Es besteht das Risiko, dass Schrott verstärkt in die USA abfließt, wodurch Kapazitäten in Europa verloren gehen.“
Auch der EU-Green-Deal wird von van Gils als überhastet und realitätsfern kritisiert: „Was die Kommission in Brüssel macht, ist Politik mit dem Vorschlaghammer.“ Die überambitionierten Ziele hätten viele Unternehmen zu Investitionen verleitet, die sich nun als schwer kalkulierbar erweisen. „Beim E-Auto sieht man, dass der Markt nicht ausgereift war – vor allem bei Infrastruktur und Batterien.“
Stark in der Region – HAI bleibt Schlüsselspieler der Aluminiumindustrie unter Druck
HAI ist 2007 aus dem Aluminiumkonzern AMAG hervorgegangen und wird mehrheitlich von der Familie Hammerer (74,9 Prozent) gehalten. Vorstandschef Rob van Gils hält 25,1 Prozent der Anteile. Das Unternehmen ist in der Verarbeitung von Aluminium entlang der gesamten Wertschöpfungskette tätig – von der Vormaterialaufbereitung über das Gießen und Strangpressen bis hin zur mechanischen Bearbeitung komplexer Bauteile für unterschiedlichste Industriezweige.
Trotz der aktuellen Turbulenzen bleibt HAI ein bedeutender Arbeitgeber in der Region und ein zentraler Player in der europäischen Aluminiumindustrie. Doch der Handlungsdruck wächst – sowohl intern als auch auf politischer Ebene.