China Autos in Russland : China ersetzt Europa: So dramatisch verändert sich Russlands Autowelt

Russlands Automarkt hat sich in wenigen Jahren komplett gewandelt. Wo früher Volkswagen, Renault oder Toyota die Straßen beherrschten, prägen heute Marken aus China das Bild. Nach dem Rückzug westlicher Hersteller sind es vor allem Haval, Chery, Geely und Changan, die die entstandene Lücke füllen – und das mit erstaunlicher Geschwindigkeit. 

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Bereits zwei Drittel aller Neuwagen in Russland tragen inzwischen ein chinesisches Logo. Unterstützt von staatlichen Förderungen, Montagewerken im Land und einer aggressiven Modellpolitik haben sich die chinesischen Konzerne zu den neuen Platzhirschen entwickelt. Russland ist damit nicht nur zu einem Rettungsanker für Chinas Autoindustrie geworden, sondern zugleich zu einem Symbol für die tektonische Verschiebung der Kräfte im globalen Autogeschäft.

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2024 erreichte der russische Automarkt rund 1,55 Millionen Neuzulassungen. Zwar noch immer deutlich unter dem Niveau der Vorkriegsjahre aber doch von strategischer Relevanz für Autohersteller weltweit. Doch hinter dieser Zahl verbirgt sich eine völlig neue Struktur: Während westliche Hersteller vollständig verschwunden sind, entfallen inzwischen 61 Prozent aller Verkäufe auf chinesische Marken. Am stärksten wächst das SUV-Segment, in dem Anbieter wie Haval, Geely und Chery mit modernen Modellen und vergleichsweise günstigen Preisen dominieren. Marktführer bleibt zwar AvtoVAZ mit gut 440.000 verkauften Lada, doch die einstige Vormachtstellung des russischen Konzerns schmilzt dahin – die Zukunft des Marktes gehört den Chinesen.

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Great Wall Motors ist heute der wichtigste chinesische Hersteller im Land – und nach Lada die klare Nummer zwei im Markt. Unter der Kernmarke Haval dominieren vor allem SUVs, die den russischen Geschmack perfekt treffen: Modelle wie der Jolion, der F7 oder der robuste Dargo sind inzwischen allgegenwärtig. 2024 setzte Haval rund 190.000 Fahrzeuge ab und erreichte damit einen Marktanteil von etwa zwölf Prozent – mehr als jeder andere chinesische Anbieter.

Ein entscheidender Vorteil: Haval betreibt seit 2019 ein eigenes Werk in Tula, etwa 200 Kilometer südlich von Moskau. Dort wird im CKD-Verfahren montiert, wodurch der Konzern unabhängig von westlichen Fabriken blieb. Während andere chinesische Hersteller auf übernommene Ex-Werke von VW oder Mercedes setzen, konnte Haval seine eigene Produktionsbasis nutzen und systematisch ausbauen.

Mit einem dichten Händlernetz, aggressiven Finanzierungsangeboten und massiver Werbung hat sich Haval so zur Speerspitze des chinesischen Erfolgs in Russland entwickelt.

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Chery hat sich in Russland in kürzester Zeit als einer der wichtigsten Herausforderer von Haval und Lada etabliert. 2024 brachte der Konzern rund 160.000 Fahrzeuge auf die Straße und erreichte damit einen Marktanteil von etwa zehn Prozent. Zum Portfolio gehören vor allem SUVs und Crossover wie der Tiggo 7 Pro oder der Tiggo 8 Pro, die mit großzügiger Ausstattung und vergleichsweise moderaten Preisen gezielt die Mittelschicht ansprechen.

Chery nutzte die hinterlassenen Strukturen westlicher Hersteller: Im ehemaligen Mercedes-Werk Esipovo bei Moskau produziert heute die Chery-Premiummarke Exeed Modelle wie den Exeed VX im SKD-Verfahren. Zudem werden unter der Marke Omoda speziell auf junge Käufer zugeschnittene Crossover montiert – ebenfalls auf Basis chinesischer Bausätze. Zudem baut Avilon im Ex-VW-Werk in Kaluga inzwischen Modelle für die Marke. So sichert sich Chery nicht nur Importvorteile, sondern auch eine größere Nähe zu russischen Kunden.

Mit seiner Mehrmarken-Strategie – Chery, Exeed und Omoda – besetzt der Konzern gleich mehrere Preissegmente und baut seine Präsenz systematisch aus. Damit ist Chery nicht nur ein quantitativ starker Anbieter, sondern auch einer der flexibelsten Spieler im neuen russischen Automarkt.

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Der chinesische Hersteller Geely hat sich in Russland rasch vom Außenseiter zum Top-Player entwickelt. Mit einem Marktanteil von knapp unter zehn Prozent und rund 150.000 Neuzulassungen im Jahr 2024 liegt Geely direkt hinter Haval und Chery. Besonders erfolgreich sind die Modelle Coolray (Kompakt-SUV), Atlas Pro (Mittelklasse-SUV) und Monjaro (Oberklasse-SUV), die mit moderner Ausstattung und vergleichsweise günstigen Preisen punkten.

Ein besonderes Pfund von Geely ist die Nähe zu Volvo, das seit Jahren Teil des Konzerns ist: Viele Fahrzeuge greifen auf westliche Technologie zurück – ein Argument, das im russischen Markt gut ankommt, da sie als moderner und zuverlässiger gelten als klassische chinesische Modelle.

Im Gegensatz zu Chery hat Geely bisher kein ehemaliges westliches Werk in Russland übernommen, sondern setzt vor allem auf Importe und SKD-Montage über lokale Partner. Für 2026 ist jedoch eine stärkere lokale Fertigung geplant, um Kostenvorteile zu sichern und die Abhängigkeit von Importwegen zu reduzieren – der Bau konkreter Werke ist aber noch nicht bekannt gegeben worden. 

Damit etabliert sich Geely in Russland als eine Art Brückenmarke: technisch stark durch die Volvo-Verbindung, preislich konkurrenzfähig und klar auf Expansion ausgerichtet.

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Während Haval, Chery und Geely die Schlagzeilen dominieren, hat sich auch Changan in Russland fest etabliert – wenn auch etwas leiser. Der staatliche Konzern aus Chongqing gilt in China als einer der größten Autobauer und verfolgt auch in Russland ehrgeizige Pläne.

2024 setzte Changan in Russland rund 75.000 Fahrzeuge ab, was einem Marktanteil von etwa fünf Prozent entspricht. Besonders erfolgreich sind die SUV-Modelle CS35 Plus und CS55, die im mittleren Preissegment angesiedelt sind und direkt mit Ladas Vesta-Varianten konkurrieren. Mit dem Uni-K bietet Changan außerdem ein höherwertiges Modell an, das sich im Segment der gehobenen Mittelklasse-SUVs bewegt.

Auch bei der Elektromobilität positioniert sich Changan früh: Erste Elektro-SUVs und Plug-in-Hybride wurden 2024 über russische Händler eingeführt – ein Markt, den bislang vor allem Tesla und westliche Marken dominierten. Offiziell hält sich Changan zwar mit Produktionsplänen in Russland zurück, doch Branchenexperten spekulieren, dass der Konzern mittelfristig von den freigewordenen westlichen Fabriken profitieren könnte, um eigene CKD-Montagen zu starten.

Damit ist Changan zwar noch nicht auf Augenhöhe mit Haval, Chery oder Geely, hat sich aber als verlässlicher Herausforderer etabliert – und könnte mit seiner breiten Modellpalette und staatlicher Rückendeckung in den kommenden Jahren stark wachsen.

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Der russische Automarkt hat in nur wenigen Jahren eine tektonische Verschiebung erlebt. Wo früher europäische, japanische und koreanische Hersteller den Takt vorgaben, prägen heute fast ausschließlich chinesische Marken das Bild. Zwischen 2022 und 2024 stieg ihr Anteil an den Neuzulassungen von weniger als zwanzig auf mehr als sechzig Prozent.

Für Europa ist Russland damit ein verlorener Markt. Milliardeninvestitionen in Werke, Händlernetze und Zulieferketten sind abgeschrieben. Für China dagegen ist Russland ein strategischer Gewinn: ein großer Absatzmarkt direkt vor der Haustür, ein Schaufenster für die Leistungsfähigkeit der eigenen Industrie – und ein Testfeld, wie sich chinesische Marken im internationalen Wettbewerb behaupten.

Russland ist für China ein Rettungsanker – und für Europa ein verlorener Markt. Doch was wie ein Triumph aussieht, bleibt fragil: ohne Kaufkraft, ohne westliche Technologie, ohne echte Zukunft.

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