Welche Maßnahmen sehen Sie als wirksam, um sich gegen Plattformstreichungen, SOP-Verschiebungen oder abrupte Volumensänderungen der OEMs abzusichern?
Rathausky: OEM-induzierte Planungsrisiken wie Plattformstreichungen oder Volumensprünge sind für Zulieferer eine konstante Herausforderung. Entscheidend ist ein proaktiver, strategischer Umgang: Unternehmen müssen regelmäßig prüfen, welche Bereiche strukturell profitabel oder zu abhängig von einzelnen Technologien und Kunden sind. Die Devise „Fix, Sell, Close“ steht dabei im Zentrum – unrentable oder riskante Segmente werden restrukturiert, verkauft oder geschlossen.
Im Tagesgeschäft helfen datenbasierte, klar dokumentierte Claims, die Ursachen und Mehrkosten von OEM-Entscheidungen transparent zu machen und fair zu verteilen. Frühzeitiges Stakeholder-Management, faire Vertragsmodelle und professionelle Verhandlungsführung – abgestimmt zwischen Vertrieb, Technik und Management – erhöhen dabei die Chancen auf Ausgleich und nachhaltige Partnerschaft.
Erfolgsentscheidend ist dabei die Integration dieser Ansätze in die Gesamtstrategie sowie die kontinuierliche Szenarioplanung. Nur wer seinen Risikoappetit kennt und konsequent bewertet, wo operative und strategische Risiken entstehen, kann gegensteuern. So werden Effizienz und Liquidität gesichert, und die Rolle als Partner des OEM gestärkt.
Welchen Einfluss haben Geopolitik und Subventionsprogramme auf die Wettbewerbsfähigkeit?
Rathausky: Geopolitische Fragmentierung und Subventionspolitik sind Taktgeber für Maschinenbauer und Automobilzulieferer. Zölle, Handelsblöcke und Rohstoffmonopole wirken direkt in die Kostenstruktur und die Standortstrategie. Für beide Sektoren gilt: Wer Strukturen aktiv diversifiziert – Produktion und Beschaffung nach dem Prinzip „local for local“, alternative Rohstoffquellen etwa in Afrika oder Lateinamerika und der Einsatz von Recyclingmaterial – erhöht seine Widerstandskraft.
Subventionsprogramme schaffen Spielräume, wenn sie strategisch in langfristige Innovations- und Investitionsprojekte eingebettet werden, etwa durch gezielte Nutzung von EU-Förderungen für Wasserstofftechnologien oder Digitalisierung. Entscheidend ist, die Transformation aktiv zu gestalten.