Stahlindustrie Europa : Thyssenkrupp in der Krise: Asien-Konkurrenz gefährdet ganze Standorte
Thyssenkrupp-Standort Duisburg
- © ThyssenkruppDer angeschlagene Stahlkonzern Thyssenkrupp sieht bei seiner Tochtergesellschaft Electrical Steel (tkES) in Deutschland und Frankreich rund 1.200 Arbeitsplätze in Gefahr. Grund dafür sei die zunehmende Billigkonkurrenz aus Asien. Wie das Unternehmen am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte, soll die Produktion im laufenden Geschäftsjahr reduziert und teilweise eingestellt werden.
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Ab Mitte Dezember werden die Werke in Gelsenkirchen sowie im französischen Isbergues bis zum Jahresende vollständig geschlossen. Darüber hinaus ist geplant, den Standort Isbergues ab Januar für mindestens vier Monate nur noch mit 50 Prozent der Gesamtkapazität zu betreiben. Damit reagiert das Unternehmen auf stark angestiegene, preisgünstige Importe, insbesondere aus Asien.
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Dreifache Einfuhren seit 2022: Europas Elektroband-Produktion vor dem Kollaps
In den beiden betroffenen Werken wird sogenanntes kornorientiertes Elektroband hergestellt – ein Werkstoff, der vor allem in der Energiewirtschaft, beispielsweise in Transformatoren oder Windkraftanlagen, Verwendung findet. Der europäische Markt steht laut Unternehmen massiv unter Druck. Die Einfuhren seien seit 2022 um das Dreifache gestiegen und hätten im Jahr 2025 nochmals um 50 Prozent zugenommen. Diese Importwelle erfolge zu Preisen, die deutlich unter den durchschnittlichen Produktionskosten in der EU liegen, was zu einem dramatischen Rückgang der Auftragsmengen und zu erheblicher Unterauslastung der europäischen Produktionskapazitäten geführt habe.
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Thyssenkrupp Steel Europe ist gemeinsam mit dem polnischen Unternehmen Stalprodukt SA einer der letzten verbliebenen Hersteller dieses speziellen Werkstoffs in Europa. Zu den größten Importeuren zählen die chinesische Baowu, POSCO aus Südkorea sowie Nippon Steel aus Japan.
Energiewende in Gefahr: Thyssenkrupp fordert Marktschutz für strategisches Schlüsselmaterial
„Kornorientiertes Elektroband ist für die europäische Energieinfrastruktur und die Energiewende unverzichtbar“, betonte Marie Jaroni, Vorsitzende von Thyssenkrupp Steel Europe. „Wir setzen uns nachdrücklich für die Aufrechterhaltung der Produktion in Europa ein und bemühen uns derzeit um einen wirksamen Marktschutz, um faire Wettbewerbsbedingungen für dieses strategisch wichtige Produkt zu gewährleisten.“ Zudem gehe es um rund 1.200 qualifizierte Arbeitsplätze an den Standorten Gelsenkirchen und Isbergues. „Eine schnelle Umsetzung effizienter und angemessener Handelsschutzmaßnahmen auf europäischer Ebene würde dazu beitragen, die Auslastung an beiden Standorten wieder auf ein tragbares Niveau zu erhöhen.“
Milliardenverluste und Massenabbau: Thyssenkrupp-Stahl steht vor ungewisser Zukunft
Die Stahlproduktion bei Thyssenkrupp steht bereits seit Jahren unter Druck. Der Konzern plant, bestehende Überkapazitäten zu reduzieren und bis zu 11.000 der rund 27.000 Stellen zu streichen oder auszugliedern. Die Kosten für die laufende Restrukturierung sind ein wesentlicher Grund dafür, dass für das laufende Geschäftsjahr ein Verlust von 400 bis 800 Millionen Euro erwartet wird. Der indische Stahlkonzern Jindal Steel International prüft derzeit eine mögliche Übernahme des Geschäftsbereichs.