Industrial AI : Amag Ranshofen: Warum Rekordgelder in AI fließen

Amag CEO Gerald Mayer

"Datenmengen, die es mit der Stiftsbibliothek Admont aufnehmen."
Gerald Mayer, CEO Amag

- © Amag

Rasend schnell erwischte Microsofts Chatbot-Technologie ChatGPT Beobachter auf dem falschen Fuß. Die jüngste AI aus dem Repertoire der Transformer-Methodiken schaffte etwas ungeheuerliches: Sie fusionierte die bislang nur getrennt auftretenden AI-Felder Sprache, Bild und Text.

In einer Zeit, in der AI Identitäten durcheinanderwirbelt und womöglich die letzten Vertrauensbildungen des Geschäftsalltags erschüttert, sind die Herausforderungen für Unternehmen damit gewaltig: Sie müssen Sandboxes errichten, mit AI experimentieren und neue Engineering-Skills aufbauen. Die gute Nachricht: Viele stellen sich dem neuen Wettlauf. Entweder, um die Gewinnmaschine AI anzuwerfen, oder um Prozesse abzusichern oder künstlich zu optimieren. Bereits mittendrein im Paradigmenwechsel, schrauben sie an performanten KI-Systemen. INDUSTRIEMAGAZIN stellt die Industrial-AI-Vordenker der Industrie vor.

ChatGPT? Findet Gerald Mayer, der die AI auf seinem Rechner aufgespielt hat, durchaus beeindruckend. Der Amag-CEO kann sich vorstellen, dass die Technologie in den kommenden drei Jahren mit Rasanz an Potenzial gewinnt. Selbst setzen die Ranshofener auch schon auf AI. Und zwar "evolutionär" als weitere Stufe der Prozessautomatisierung. Die Prüfung von jährlich schon rund 230.000 Materialproben bei der Herstellung von Walzprodukten vor allem für die Luftfahrt- und Automobilindustrie führt das Unternehmen KI-gestützt durch.

Zehn Millionen Euro investierten die Oberösterreicher in die vollautomatisierte Probenfertigung und -prüfung, die am Ende einer bis zu 16-wöchigen Durchlaufzeit des Walzprodukts steht. Praktisch im Alleingang - und 24/7 - planen und optimieren die Prüfanlagen mithilfe von Machine-learning-Algorithmen ihre Prozesse zur Probenherstellung für Zugprüfungen oder Korrosionstests. Für den CEO Gerald Mayer ist das aus mehreren Gründen ein wichtiger Schritt.

AI-unterstützte automatisierte Probenherstellung für Zugprüfungen und Korrosionstests bei Amag

- © Amag

100-Prozent-Prüfungen

Einerseits braucht es in der Luftfahrt - der Königsdiziplin - nachweislich eine annähernd 100-prozentige Güte in der Lieferqualität. Anderseits weiß der CEO um die Schwierigkeit, Mitarbeiter für die Schichtarbeit am Wochenende zu motivieren - auch ist der Jobmarkt ziemlich leergefischt.

Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!


Zugleich haben sich die Oberösterreicher auch für die kommenden Jahre einen stolzen Wachstumkurs verordnet - und dafür die Vorkehrungen in der Prüftechnik getroffen. Auf 500.000 Materialproben pro Jahr ist dieser AI-gestützte Bereich ausgelegt, in dem in wenigen Stunden Datenmengen entstehen, die es mit den Datenmengen der Stiftsbibliothek Admont "aufnehmen können", wie Mayer pointiert sagt.

ZUM UNTERNEHMEN

Die AMAG ist ein führender österreichischer Premiumanbieter von qualitativ hochwertigen Aluminiumguss und -walzprodukten, die in verschiedensten Industrien wie der Flugzeug-, Automobil-, Sportartikel-, Beleuchtungs-, Maschinenbau-, Bau- und Verpackungsindustrie eingesetzt werden. In der kanadischen Elektrolyse Alouette, an der die AMAG mit 20 % beteiligt ist, wird hochwertiges Primäraluminium mit vorbildlicher Ökobilanz produziert. Bei AMAG components mit Sitz in Übersee am Chiemsee (Deutschland) werden außerdem einbaufertige Metallteile für die Luft- und Raumfahrtindustrie gefertigt.

Zuletzt wuchsen die Umsatzerlöse um 37 Prozent auf 1.726,7 Millionen Euro signifikant zu (2021: 1.259,4 Mio. EUR).