Trumps Handelspolitik und Europa : Bekum-Chef Mehnert: "Nächste strategische Investitionen nicht in Europa"

Donald Trump: "Detailentscheidungen könnten sehr sprunghaft und überraschend ausfallen"
- © Marta Lavandier / AP / picturedesk.com"Unsere nächsten größeren strategischen Investitionen werden wir nicht in Europa tätigen, sondern in den USA oder Asien", sagt Michael Mehnert. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der auf Extrusions-Blasformmaschinen spezialisierten Bekum Maschinenfabrik, im niederösterreichischen Traismauer domiziliert. Natürlich sei die Stagnation in Europa bedauerlich, als Familienunternehmen, das 2024 nur einen hauchzarten Gewinn im Europageschäft einfährt, "macht man sich natürlich so seine Gedanken", sagt Mehnert. Europa, erstarrt im Föderalismus, sei, so Mehnert, ein schwieriges Pflaster geworden.
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Das war nicht immer so. Lange Jahre habe der Handel zwischen den Blöcken Wohlstand gebracht. "Europäische Autos und Maschinen gingen nach China, im Gegenzug bekamen wir günstige Konsumwaren", sagt Mehnert. Damit ist es vorbei. Die chinesischen Maschinenbauer für Extrusions-Blasformmaschinen, etwa für die Herstellung von Shampooflaschen, haben technologisch viel zum Abstand europäischer Anbieter aufgeholt - „jedoch mit bis zu 50 Prozent Preisvorteil", so Mehnert.
Bei Standardgerät - also sozusagen der breiten Masse - kommt man in Ausschreibungen in Asien gar nicht mehr zum Zug. "Wir müssen schon in die technologische Spitze gehen wie den Pharma- oder Reinraumbereich, da verbleiben Chancen", sagt er. War die Entscheidung des 2022 verstorbenen Gründers Gottfried Mehnert, in China keine eigene Produktion hochzuziehen sondern nur ein Vertriebsbüro, womöglich falsch? Michael Mehnert glaubt das nicht. Vergleichbare Wettbewerber, die vor 20 Jahren mit einer Produktion nach China gingen, "mussten nur Geld zusetzen". Know-how wurde transferiert und Mitarbeiter wechselten sprunghaft den Arbeitgeber. Trotzdem ist sich Mehnert sicher, dass man heute Werke in den drei globalen Blöcken Europa, Asien und Amerika braucht. Die Übernahme eines Wettbewerbers scheiterte zuletzt übrigens am Preis - ein chinesischer Mitbewerber bot höher um Technologie und den Markennamen zu übernehmen. "Jetzt überlegen wir neu", sagt Mehnert.
Die chinesischen Maschinenbauer für Extrusions-Blasformmaschinen, etwa für die Herstellung von Shampooflaschen, haben technologisch viel zum Abstand europäischer Anbieter aufgeholt - „jedoch mit bis zu 50 Prozent Preisvorteil", sagt Mehnert
- © WWW.SCHOELLERSTRASSE.ATUnd der Westen? Muss Mehnert erst die geschlagene Wahl sacken lassen? Extraterritoriale Sanktionen, wie sie die US-Regierung etwa über den niederländischen Chipausrüster ASML und dessen Chinageschäft verhängte, seien aus europäischer Sicht "fragwürdig", sagt Mehnert. Er glaubt jedenfalls an die Realisierung einer deutlichen "America first"-Politik. Und Detailentscheidungen, die "sehr sprunghaft und überraschend ausfallen könnten", je nachdem, welcher Zollgruppe man angehört. Im Bekum-Werk in Michigan wurde 2020 um acht Millionen Euro ausgebaut.
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"Wir verdoppelten die Werksfläche", sagt Mehnert. Das Jahr 2025 soll vor allem durch das US-Geschäft gestützt werden. Schutzzölle auf chinesische Lieferungen in die USA schon eingerechnet, liege man in den Staaten preislich 15 Prozent über dem China-Mitbewerb. "Das sind US-Kunden angesichts unserer Technologie und "made in the US" auch bereit zu zahlen", sagt Mehnert.