Wann würden Sie von einer funktionierenden Logistik sprechen?
Alexa: Militärische Logistik muss auch dann funktionieren, wenn zivile Systeme bereits ausfallen. Deswegen ist unsere Organisation auf Durchhaltefähigkeit und Redundanz ausgelegt. Wir funktionieren auch dann, wenn andere nicht mehr funktionieren. Das ist keine Floskel, sondern ein operativer Anspruch. Wir dürfen nicht abhängig sein von nur einer Lösung, einem System oder einer Route.
Logistiker sind aber vor allem eines: Soldaten.
Alexa: Alles, was wir derzeit etwa im Ukraine-Krieg sehen – unterbrochene Versorgungsketten, zerstörte Infrastrukturen – sind reale Szenarien auch für uns. Unsere Logistiker müssen nicht nur technisch und fachlich ausgebildet, sondern auch Soldaten sein. Sie müssen kämpfen können – und das unter extremen Stress. Das muss geübt werden.
Seit Corona reißen die Disruptionen nicht mehr ab. Spüren Sie das?
Alexa: Ja. Corona, Ukraine-Krieg, Blockade des Suezkanals – das waren Eruptionen in den Supply Chains, die auch wir gespürt haben. Das Just-in-Time-Prinzip ist de facto Geschichte. Wir müssen wieder Lagerhaltung lernen. Auch das Bundesheer.
Wie schnell ist die Bundesheerlogistik in einem Kriseneinsatz einsatzfähig?
Alexa: Im Katastropheneinsatz sehr rasch. Wir sind Second Responder, kommen nach den Blaulichtorganisationen. Aber bei militärischen Einsätzen ist das anders – da fällt etwa die Munitionsversorgung ins Gewicht. Ein Artillerieelement kann an einem Tag 180 Tonnen Munition brauchen – das ist eine andere Größenordnung.
Wie steht es um die Munitionslogistik?
Alexa: Die erfolgt durch eigene Transportkräfte. Lieferanten liefern an zentrale Lager, von dort aus wird an die Truppe verteilt. Im Einsatz erfolgt das nur durch militärische Kräfte – auch aus rechtlichen Gründen. Die Integration ziviler Leistungserbringer endet dort, wo es wirklich gefährlich wird.
Wie aufgeschlossen sind Sie gegenüber Start-ups mit neuen Versorgungsansätzen, etwa Drohnengeschützten Robotern?
Alexa: Vieles, was früher Science-Fiction war, ist heute Realität oder auf dem Weg dorthin. Unser System ist allerdings schwerfälliger. Neue Technologien müssen evaluiert werden, Budgets sind vorgeplant – das ist ein langwieriger Prozess.