Digitalisierung im Maschinenbau : Pöttinger: "Live-Daten sind eine Herausforderung"

schildert Gregor Dietachmayr, Sprecher der Geschäftsführung Pöttinger Landtechnik

Gregor Dietachmayr, Sprecher der Geschäftsführung Pöttinger Landtechnik: "Selbst nicht elektrifizierte Maschinen liefern Daten"

- © Pöttinger Landtechnik

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Dietachmayr, die Landtechnik gilt als mutiger Vorreiter bei der digitalen Transformation. Welche Relevanz haben neuartige Erlösmodelle wie Pay per use oder Transkription-Abodienste heute bei Pöttinger?

Gregor Dietachmayr:
Eine hohe. Derartige Lösungen beeinflussen unsere zukünftige Maschinenbaustrategie insofern, als wir dadurch die Effizienz der Maschinen in der Erntekette - vom landwirtschaftlichen Betrieb bis zum Lohnunternehmen - durch die Vernetzung steigern. Höhere Effizienz wird bei der Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln immer wichtiger. Es gilt immer mehr Menschen zu ernähren und bestimmte Ressourcen wie der Boden sind nicht vermehrbar. Deshalb braucht es herstellerübergreifend eine einheitliche Datenstruktur. Wir arbeiten eng mit Anbietern von Agrarsoftware-Lösungen wie etwa agrirouter oder auch App-Lösungen wie Next Machine Management zusammen. Das Ziel kann nur lauten, dass alle Maschinen untereinander kommunizieren können.

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Wie fügen sich solche Lösungen in Ihre vorhandenen Systematiken ein?


Dietachmayr:
Ankerpunkt der Added Value-Strategie - und auch verbindendes Element zu unseren Maschinen - ist die Telemetrieeinheit Pöttinger Connect. Die Kommunikation und Steuerung der Maschinen ermöglicht ein besseres Arbeitsergebnis. Für viel Potenzial bei der Steigerung von Effizienz in der Zukunft sind unsere Applikationen wie etwa Harvest Assist für Grünlandgeräte gut. Wir verfolgen bei alledem eine integrierte Strategie. Die reicht bis zu unserer Endkundschaft.

Grassilage, JUMBO 7000, JUMBO 7380, Steyr
Landtechnik aus dem Hause Pöttinger: "Herausforderung, Live-Dateien stabil zu steuern" - © PÖTTINGER Landtechnik GmbH

Wo setzt Pöttinger schon auf die nutzungs- oder ergebnisbasierte Abrechnung von Maschinenleistung und -funktionalitäten?

Dietachmayr:
Im Fokus steht stets das beste Arbeitsergebnis. Das ist bei der Entwicklung unserer Maschinen so und bei der Entwicklung von Software nicht anders. Wir arbeiten mit Daten, die während des Einsatzes durch Apps generiert werden. Und auch jenen Daten, die nach dem Einsatz verwendet werden, wie etwa Wartungs-Apps oder TIM (auf Deutsch: Traktor-Geräte-Management oder Gerät-steuert-Traktor). Es geht nicht alleine darum, unmittelbaren Nutzen zu generieren. Wir wollen mit den Ergebnissen auch Vorschläge erarbeiten für weitere Effizienzsteigerungen in Service und weiteren Bereichen.

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Und die Akzeptanzfrage? Wie werden Ihre Dienste von Kunden angenommen?

Dietachmayr:
Landwirtschaftliche Betriebe sind auch Wirtschaftsunternehmen. Sie sind bereit, über digitale Lösungen ihre Herausforderungen nachzudenken. Die Bereitschaft ist also da, neue Wege auszuprobieren. Allerdings liegt der Schlüssel für die Zukunft darin, die gesamte Kette zu betrachten. Für Endanwender - unabhängig von ihrer Betriebsart und ihren Maschinen – muss es einheitliche Lösungen geben.

Stichwort Infrastruktur: Was braucht es?


Dietachmayr:
Grundsätzlich ist Pöttinger Connect eine Lösung, die auch nicht elektrifizierte Maschinen zu Datenlieferanten macht. Die Telemetrieeinheit bietet die Möglichkeit, an ISOBUS-gesteuerten Maschinen Funktionen der Maschinensteuerung zu übernehmen sowie zur Datenaufzeichnung und -übermittlung zu verwenden. Damit sichern wir ab, dass alle Maschinen miteinander kommunizieren.

Eine große Herausforderung ergibt sich freilich daraus, dass es während der Arbeit am Feld nicht überall und nicht immer stabile Internet-Verbindungen gibt. Das macht es zur Herausforderung, Live-Dateien stabil zu steuern und diese im und nach dem Einsatz effizient einzusetzen.

Pöttinger-Werk in Grieskirchen
Pöttinger-Werk in Grieskirchen - © Pöttinger Landtechnik