Die größten Leadership-Fehler : Die 6 größten Führungsfehler – und was wir daraus lernen können

In der Management-Literatur gibt es viele Leadership-Fehler. Deshalb wird Führung auch manches Mal mit Kindererziehung verglichen.
- © AboutLife - stock.adobe.com1. Management by Känguru
„Große Sprünge bei leerem Beutel.“ Führungskräfte setzen unrealistische Ziele und überschätzen ihre Ressourcen, ihr Team und sich selbst. Gegenstrategie: Weniger ist mehr. Flexible Pilotprojekte und schnelles Reagieren auf Veränderungen führen zu besseren Ergebnissen und verhindern das Reiten von toten Pferden. Rapid Prototyping und kleine Schritte helfen, den Budgetbeutel sinnvoll zu nutzen und machen die tatsächliche Umsetzung von Projekten realistischer als der Luftschlösserbau. So geht Kreativität und Innovation 2024.
2. Management by Robinson
„Alle warten auf Freitag.“ Der Wochenstart ist ein „Manic Monday“, und man freut sich nur auf das Wochenende. Anstatt den Job an sich zu verändern oder zu wechseln, verharren viele lieber im Status quo. Gegenstrategien: Perspektivenwechsel und Feedback helfen, Rahmenbedingungen (Team, Führungskraft, Aufgaben, Arbeitsplatz …) zu gestalten und Wertschätzung zu stärken. Denn fühlen wir uns einmal unwohl, dann sind wir alle sehr empfänglich für Dinge, die nicht so gut laufen – und übersehen dabei leicht die positiven Seiten. Auch im Team sollte man gemeinsam hinterfragen, welche Maßnahmen das Arbeitsumfeld positiv verändern können. Regelmäßige Reflexion bringt mehr Klarheit, statt einem diffusen Gefühl und kleine Veränderungen können oft eine große Wirkung haben und Spaß und Sinn zurückbringen.
3. Management by Darwin
"Nur die Harten kommen in den Garten." Rivalität wird gefördert und die „Sieger“ belohnt, obwohl das langfristig dem Unternehmen schadet. Gegenstrategien: Mitarbeitende fördern und stärkenorientiert führen. Echte Führung bedeutet, Kritik anzunehmen, eigene Fehler zuzugeben und gemeinsam aus ihnen zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Moderne Führungskräfte wissen, dass sich unterschiedliche Persönlichkeiten im Team ergänzen und Vielfalt ein Erfolgstreiber ist. Deshalb stellen sie persönliche Sympathien (oder Antipathien) hinten an und agieren fair und transparent.
4. Management by Sausage
„Alles ist wurscht und jeder gibt seinen Senf dazu.“ Viele Führungskräfte müssen immer auch noch ihre Meinung kundtun - frei nach dem Motto „Es wurde zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen“. Gegenstrategien: Andere glänzen lassen und Mitarbeitende bei ihrem Weg unterstützen, auch wenn man es selbst anders gemacht hätte - denn sowas wie die eine richtige Lösung gibt es höchstens in der Mathematik. Führungskräfte sollten sich auch zurücknehmen können. Sie müssen weder das letzte Wort noch die beste Idee noch auf alles eine Antwort haben. Das nimmt den Druck raus und fühlt sich so für alle Beteiligten besser an.
5. Management by Schaukelstuhl
„Immer schwer beschäftigt sein, aber mangels Strategie oder Kompetenz auf der Stelle treten.“ Pseudo-Aktionismus und Meeting-Hopping können aber auch ein Zeichen für falsche Prioritäten sein. Gegenstrategien: Die richtigen Dinge tun und das "Big Picture" im Blick haben, statt jedes Detail zu managen. Eine klare Prioritätensetzung hilft dabei, fokussiert und effektiv zu arbeiten, denn gerade als Führungskraft muss man nicht überall dabei sein.
6. Management by Friedhofsgärtnerei
„Große Teams unter sich, aber zu keinem echten Kontakt.“ Führungskräfte überlassen die Kommunikation anderen und verlieren den Anschluss. Sich als Führungskraft ins Kammerl zurückzuziehen und an strategischen Themen zu arbeiten, ist jedenfalls der falsche Ansatz. Gegenstrategien: Authentische und nahbare Führungspersönlichkeiten mit nicht nur einer offenen Tür, sondern auch einem offenen Ohr. Mit ehrlichem Interesse an den Menschen sollte es auch in großen Teams gelingen, zu jedem einzelnen Mitarbeitenden den Kontakt zu pflegen – und zwar auch emotional. Und dieser Kontakt ist essenziell, um zu wissen, was in der Organisation vor sich geht und was die Kunden wünschen. So können Sie strategische Entscheidungen treffen, die auf fundierten Informationen basieren.
Bodo B. Schlegelmilch ist Dekan der WU Executive Academy und emeritierter Professor für Global Marketing Strategie an der WU Wien.
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