Energieversorgung Europa und Österreich : Energie-Ticker: Aktuelle Entwicklungen bei Strom, Gas und Ölpreisen 2025

Alle Entwicklungen zur Energie-Krise in unserem IM-Energie-Ticker.

Der Energie-Ticker von INDUSTRIEMAGAZIN

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EU verlängert Pflicht zur Gasspeicherbefüllung bis 2027: Versorgungssicherheit bleibt oberstes Ziel

11. April 2025 - Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben sich darauf geeinigt, die Verpflichtung zur Befüllung nationaler Gasspeicher bis Ende 2027 aufrechtzuerhalten. Im Zentrum steht dabei die bestehende Regelung, laut der die Speicher bis zu einem bestimmten Stichtag zu mindestens 90 Prozent gefüllt sein müssen. Diese Maßnahme soll die Energieversorgung der EU langfristig sichern.

Unter bestimmten Bedingungen, etwa bei ungünstigen Marktverhältnissen oder Marktmanipulationen, dürfen die Länder jedoch bis zu 10 Prozent vom Füllziel abweichen. Diese Flexibilitätsklausel soll auf unvorhersehbare Entwicklungen im Energiemarkt reagieren.

Der Vorschlag basiert auf einer Initiative der EU-Kommission, die eine verpflichtende Gasspeicherfüllung von 90 Prozent bis spätestens zum 1. November vorsieht. Die Mitgliedstaaten fordern jedoch mehr zeitlichen Spielraum und schlagen vor, das Ziel flexibel zwischen dem 1. Oktober und dem 1. Dezember zu erreichen.

Bevor die überarbeiteten Regeln rechtskräftig werden, muss ein Kompromiss mit dem Europäischen Parlament erzielt werden.

Die sogenannte Gasspeicherverordnung wurde im Juli 2022 eingeführt. Ihr Ziel ist es, die Gasversorgungssicherheit in der EU zu erhöhen – ein Anliegen, das vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zusätzliche Dringlichkeit erhielt. Nach Angaben der EU-Mitgliedstaaten hat sich die Verordnung in der Energiekrise bewährt und wesentlich zur Stabilisierung der Versorgung beigetragen.

Energiewende: Größte Agri-Photovoltaik-Anlage Oberösterreichs in Betrieb genommen

11. April 2025 - Nach rund sechs Monaten Bauzeit ist in Pischelsdorf (Bezirk Braunau) die bisher größte Agri-Photovoltaik-Anlage (Agri-PV) Oberösterreichs erfolgreich in Betrieb genommen worden. Das Gemeinschaftsprojekt der Energie AG und der EWS Consulting GmbH aus Munderfing gilt als Vorzeigeprojekt für die kombinierte Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zur nachhaltigen Stromproduktion.

Die Anlage versorgt künftig rund 1.680 Haushalte in der Region mit Sonnenstrom. Dabei bleiben 80 Prozent der Fläche weiterhin landwirtschaftlich nutzbar, während 20 Prozent für die Stromgewinnung durch Photovoltaik verwendet werden. Durch diese Doppelnutzung entsteht kein Zielkonflikt mit der Lebensmittelproduktion – ein entscheidender Vorteil moderner Agri-PV-Systeme.

Solaranlage Energie Energiewende
Die bisher größte Agrar-Photovoltaik-Anlage (Agri-PV) in Oberösterreich ist nach knapp einem halben Jahr Bauzeit in Pischelsdorf (Bezirk Braunau) realisiert worden. - © EWS Sonnenfeld

Die Energie AG plant, im laufenden Geschäftsjahr mehr als 25 Megawatt peak (MWp) an neuen Photovoltaik-Anlagen zu errichten – ein klares Zeichen für den strategischen Ausbau erneuerbarer Energiequellen im Bundesland.

Auch Pischelsdorfs Bürgermeister Gerhard Höflmaier (ÖVP) lobte die Mehrfachwirkung des Projekts: Die Agri-PV-Anlage biete „einen Schutz vor Frost- und Dürreschäden, steht nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion und es werden keine Böden versiegelt.“

Die Anlage besteht aus 7.514 Photovoltaikmodulen mit einer Gesamtleistung von 4,58 MWp. Diese erzeugen jährlich rund 5,9 Millionen Kilowattstunden Strom – genug, um einen erheblichen Beitrag zur regionalen Energieversorgung zu leisten. In einer Betriebsdauer von 25 Jahren bedeutet das eine Einsparung von 114.260 Tonnen CO₂.

Ein weiteres Highlight ist die starke Einbindung der Bevölkerung: Joachim Payr, Gesellschafter der EWS Consulting GmbH, hob den „hohen lokalen Bevölkerungsanteil von 36 Prozent an dem Crowdinvesting-Projekt“ hervor – ein klares Zeichen für das Vertrauen und das Interesse der Bevölkerung an regionaler Energiewende.

„Das Sonnenfeld Pischelsdorf ist ein weiterer Meilenstein, um in Oberösterreich den Anteil von Sonnenstrom bis 2030 zu verzehnfachen“, betonten Energie AG-Aufsichtsratsvorsitzender und Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) sowie Energie AG-CEO Leonhard Schitter bei der feierlichen Eröffnung.

  • Wolfgang Hattmannsdorfer 2024
    Wer die Energiewende will, braucht schnellere Verfahren.

    Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP)

„Wer die Energiewende will, braucht schnellere Verfahren“, betonte der Minister. Um Großprojekte wie dieses zügig voranzubringen, müsse das öffentliche Interesse künftig im Energiewirtschaftsgesetz und im Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG) verankert werden. Entsprechende Gesetzesvorschläge sollen noch vor dem Sommer vorgelegt werden. Auch der Netzausbau müsse erheblich beschleunigt werden. Für das Lünerseewerk II steht in den kommenden Wochen das Vorprüfverfahren an. Eine Reduktion der Bewilligungsdauer wäre laut illwerke-vkw-Vorstandsvorsitzendem Christof Germann ein „wesentlicher Vorteil“.

Energiepreise als entscheidender Standortfaktor
Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) unterstützte die Initiative des Ministers. In einer Zeit anhaltender wirtschaftlicher Stagnation könne man sich keine zehnjährigen Projektlaufzeiten leisten. Energiepreise und Versorgungssicherheit seien heute maßgebliche Standortfaktoren. Deshalb soll auch die Leistbarkeit in das Ziel der Vorarlberger Energieautonomie integriert werden.

Germann verwies auf internationale Unterschiede beim Industriestrompreis: Während dieser in den USA bei etwa 9 Cent/kWh und in China bei 6 Cent/kWh liege, koste er in Europa rund 13 Cent/kWh. Auch regionale Unterschiede bei CO₂-Kosten beeinflussen die Wettbewerbsfähigkeit. „Die ausschließlich klimapolitische Betrachtung ist ein Wettbewerbsnachteil“, sagte Hattmannsdorfer. Es brauche daher eine grundsätzliche Diskussion auf europäischer Ebene.

Netzintegration und Nord-Süd-Leitung im Fokus
Der Fokus auf Wind- und Solarenergie in den letzten Jahren habe laut Germann zu wenig Rücksicht auf Systemintegration genommen. Es fehle an ausreichender Infrastruktur für Netzausbau, Speicherlösungen und Last-Management. So könne Vorarlberg derzeit an einem Sonntag zwischen 12:00 und 15:30 Uhr mit erneuerbarer Energie versorgt werden – „aber nicht davor und nicht danach“, verdeutlichte er.

Ein besseres europäisches Netzdesign sei laut Hattmannsdorfer essenziell. Er will sich daher auch gegenüber der neuen deutschen Bundesregierung für eine Nord-Süd-Leitung einsetzen, die Strom zwischen windreichen Regionen und verbrauchsstarken Zonen effizient transportieren kann. Für den erforderlichen transeuropäischen Netzausbau sei zudem eine Weiterentwicklung des Binnenmarktes notwendig.

Handelspolitik neu denken: Chancen in bewegten Zeiten
Auch im Bereich Handel und Exportpolitik fordert Hattmannsdorfer ein neues europäisches Denken. Angesichts globaler Veränderungen müsse die Strategie überarbeitet werden, um die Exportstärke zu erhalten – insbesondere in Regionen wie Vorarlberg, das er als „best case“ bezeichnete. Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP) ergänzte, dass Zölle „Gift“ für den freien Handel seien, gleichzeitig aber auch Chancen in einer möglichen neuen transatlantischen Wirtschaftsordnung lägen.

Energiewende: Verbund übernimmt Windkraftprojekt in Rumänien

09.04.2025 - Der österreichische Energiekonzern Verbund setzt seinen Wachstumskurs im Bereich erneuerbare Energien fort und hat ein vollständig entwickeltes Windkraftprojekt in Rumänien übernommen. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, stammt das Projekt im Landkreis Caras-Severin von der auf nachhaltige Energielösungen spezialisierten Monsson-Gruppe.

Der geplante Windpark soll künftig jährlich rund 569 Gigawattstunden Ökostrom erzeugen – ein bedeutender Beitrag zur grünen Stromerzeugung in Osteuropa. Laut Verbund sind bereits alle behördlichen Genehmigungen erteilt, der Baubeginn ist für 2026 vorgesehen.

Verbund Logo
© Peter Martens

Verbund verfolgt ehrgeizige Ausbaupläne im Bereich der Windkraft und Photovoltaik: Bis zum Jahr 2030 soll ein Viertel der gesamten Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen wie Sonnen- und Windenergie stammen. Rumänien wurde dabei als einer der strategischen Zielmärkte für dieses Vorhaben definiert. Die Übernahme des Windenergieprojekts in Caras-Severin ist somit ein wichtiger Meilenstein zur Dekarbonisierung des Energieportfolios.

Mit dem Engagement in Rumänien unterstreicht Verbund seine Rolle als führender Anbieter von erneuerbarer Energie in Europa und setzt ein starkes Zeichen für eine nachhaltige Energiezukunft.

Ölpreise stürzen auf tiefsten Stand seit 2021: US-Zollpolitik verschärft Marktdruck

09.04.2025 - Die Ölpreise sind am Mittwoch deutlich gefallen und haben ein neues Dreijahrestief erreicht. Auslöser für den starken Rückgang ist das Inkrafttreten des neuen US-Zollpakets, das weltweit wirtschaftliche Unsicherheit schürt. Ein Barrel Brent-Öl zur Lieferung im Juni kostete am Morgen nur noch 60,40 US-Dollar (rund 55,16 Euro). Das entspricht einem Rückgang von etwa 4 Prozent beziehungsweise 2,42 Dollar gegenüber dem Vortag. Einen so niedrigen Preis hatte die Nordseesorte Brent zuletzt Anfang 2021.

Auch die US-Referenzsorte WTI (West Texas Intermediate) verzeichnete deutliche Verluste: Der Preis für ein Fass zur Lieferung im Mai fiel um rund 4 Prozent auf 57 Dollar.

Die aktuellen Preisentwicklungen stehen im Zusammenhang mit der jüngsten Zollpolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump. Seit Mitternacht US-Zeit (6:01 Uhr MESZ) sind länderspezifische Sonderzölle auf eine Vielzahl von Importgütern in Kraft. Betroffen sind vor allem Länder mit hohem Handelsbilanzdefizit gegenüber den USA. Die Maßnahmen umfassen neben klassischen Einfuhrzöllen auch weitere Handelshemmnisse, die Importe gezielt verteuern.

Sorte Brent, In US-Dollar je Barrel; Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschlie?lich Kunden mit einer g?ltigen Vereinbarung f?r Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. F?r weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 0520-25, 88 x 82 mm
Die Ölpreise haben am Mittwoch nach Inkrafttreten des US-Zollpakets ihre Talfahrt forciert und sind auf den tiefsten Stand seit 2021 gefallen. - © APA

Vor der Zollankündigung hatte sich der Preis für Brent-Öl noch bei knapp 75 Dollar pro Barrel bewegt. Der Einbruch um fast 15 Dollar entspricht einem Minus von rund 20 Prozent – ein deutliches Signal für die Nervosität an den internationalen Rohstoffmärkten.

Experten gehen davon aus, dass die Ölpreisentwicklung auch in den kommenden Wochen stark von politischen Entscheidungen und internationalen Handelskonflikten beeinflusst werden dürfte. Die Kombination aus steigenden Zöllen und globalen Konjunktursorgen könnte den Druck auf den Rohölmarkt weiter erhöhen.