Trotz Verlagerung der Produktion nach Serbien : Zumtobel-CEO Felder: "Wir leiden mit der Bauindustrie"

tunableWhite-Leuchten des Beleuchtungsproduzenten Zumtobel aus

Der börsennotierte Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel kämpft weiter mit der allgemeinen Wirtschaftsflaute.

- © Zumtobel

Der börsennotierte Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel steht weiterhin vor Herausforderungen aufgrund der allgemeinen Wirtschaftsflaute. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 stagnierte der Umsatz, während der um Restrukturierungskosten bereinigte operative Gewinn leicht von 40,0 Mio. Euro auf 41,2 Mio. Euro anstieg. Der Periodengewinn sank hingegen von 21,2 Mio. Euro auf 18,4 Mio. Euro. "Wir leiden halt mit der Bauindustrie mit", erklärte CEO Alfred Felder am Donnerstag gegenüber der APA.

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Trotz dieser Umstände zeigte sich Felder "im Großen und Ganzen zufrieden" mit dem ersten Halbjahr. "Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Wir haben es trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation in vielen unserer Länder, wo wir tätig sind, geschafft, noch leicht zu wachsen."

Im Vergleich zum schwachen ersten Geschäftshalbjahr 2023/24 steigerte Zumtobel den Umsatz um 0,6 Prozent, wobei auch Währungseffekte eine Rolle spielten. Das Segment Components verzeichnete einen Umsatzanstieg von 3,4 Prozent auf 157,3 Mio. Euro, während das Lighting-Segment ein Plus von 0,4 Prozent auf 456,1 Mio. Euro auswies.

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- © Industriemagazin

Verlagerung der Produktion nach Serbien

Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) verbesserte sich von 40,0 Mio. Euro auf 41,2 Mio. Euro, die bereinigte EBIT-Marge stieg von 7,0 auf 7,1 Prozent. Der Periodengewinn nach sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres sank auf 18,4 Mio. Euro (Vorjahr: 21,2 Mio. Euro). Diese Berechnungen schließen Restrukturierungskosten aus, die durch die Verlagerung eines großen Teils der Produktion von Dornbirn in das neue Zumtobel-Werk in Niš, Serbien, im Oktober 2023 entstanden sind, wobei rund 100 Arbeitsplätze abgebaut wurden. 

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Das Werk in Niš, das Zumtobel bereits 2018 eröffnete, wurde mit einem Investitionsvolumen von rund 30 Millionen Euro als hochmoderne Produktionsstätte konzipiert. Mit der vollständigen Inbetriebnahme im Herbst 2023 wird es nun zu einem zentralen Fertigungsstandort des Unternehmens. Der Standort bietet entscheidende Vorteile: niedrigere Arbeitskosten, eine strategisch günstige Lage innerhalb Europas und eine moderne Infrastruktur, die auf Effizienz und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Niš wird künftig eine wichtige Rolle bei der Produktion von Leuchten und Lichtkomponenten spielen.

Neues Zumtobel Werk in Niš, Serbien
Neues Zumtobel-Werk in Niš, Serbien - © Zumtobel
Es ist ein schwerer Einschnitt für unsere Mitarbeitenden und die Region Vorarlberg.
CEO Alfred Felder

Alfred Felder, CEO der Zumtobel Group, betonte die Bedeutung des serbischen Standorts: „Die Verlagerung nach Niš ist ein essenzieller Bestandteil unserer Restrukturierungsstrategie. Sie ermöglicht es uns, wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig die Anforderungen eines sich wandelnden Marktes zu erfüllen.“

Rund 100 Arbeitsplätze wurden am Standort Dornbirn abgebaut. Betroffen sind vor allem Produktionsmitarbeiter, da in Niš nun viele der zuvor in Österreich gefertigten Produkte hergestellt werden. Obwohl Dornbirn weiterhin als Sitz der Konzernzentrale sowie als Zentrum für Forschung und Entwicklung erhalten bleibt, schürt der Stellenabbau Unsicherheit in der Region.

„Es ist ein schwerer Einschnitt für unsere Mitarbeitenden und die Region Vorarlberg“, räumte Felder ein. Dennoch sei dieser Schritt notwendig. 

Standort in Frankreich wird geschlossen

Zumtobel steht wie viele europäische Unternehmen vor einem intensiven Wettbewerb, insbesondere aus Asien. Billigproduzenten aus China drängen mit aggressivem Preiswettbewerb auf den europäischen Markt, oft begünstigt durch weniger strenge Importauflagen im Vergleich zu den USA. Dieser Druck zwingt etablierte Unternehmen wie Zumtobel, ihre Kostenstrukturen anzupassen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

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Die Verlagerung der Produktion ist Teil einer größeren Restrukturierungsstrategie, die auch die Schließung eines Werks in Les Andelys, Frankreich, umfasst. Dort wird zwar die Produktion eingestellt, doch Entwicklungs- und Managementfunktionen sollen weiterhin vor Ort bleiben. Das Werk mit rund 85 Beschäftigten war seit Jahren nicht profitabel, erklärte Felder.

Das Marktumfeld für Außenleuchten sei weiterhin "herausfordernd" aufgrund des intensiven Wettbewerbs und der anhaltenden Schwäche in der Bauwirtschaft, erklärte Zumtobel zur Begründung der jüngsten Entscheidung. Der Produktionsstandort im französischen Les Andelys sei "deutlich unterausgelastet und strukturell defizitär", so das Unternehmen.

Ursprünglich Teil der Zumtobel Group, wurde der Standort 2017 an die französische Industriegruppe Active'Invest verkauft, bevor Zumtobel ihn 2020 erneut übernahm. Ziel des Rückkaufs war es damals, die Kontrolle über die Produktionskapazitäten im Bereich der Außenleuchten zu stärken und die Produktlinie effizienter in den Konzern zu integrieren. Doch trotz dieser Bemühungen erwies sich der Standort langfristig als nicht rentabel.

Kaum Auflagen für chinesische Importe

"Der Konkurrenzdruck speziell aus Fernost ist halt extrem", so Felder. "Im Rahmen der schwächeren Nachfrage haben chinesische Firmen, die auch Fabriken haben, die nicht ausgelastet sind, sehr stark in den europäischen Markt gedrängt." Im Gegensatz zu den USA gebe es in Europa kaum Auflagen für chinesische Importe, "und die kommen mit extrem niedrigen Preisen".

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Die aktuelle geopolitische und wirtschaftliche Lage bleibt angespannt, was es schwierig macht, die wirtschaftliche Entwicklung im Geschäftsjahr 2024/25 vorherzusagen. Der weitere Verlauf des Krieges in der Ukraine sowie der Krise im Nahen Osten, die Entwicklung der Preise für Energie, Rohstoffe und Transport sowie die Entwicklung der Inflations- und Zinssituation werden einen wesentlichen Einfluss auf die Weltwirtschaft und damit auch auf den Erfolg der Zumtobel Group haben.

Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres bleibt Felder vorsichtig. "In einem weiter schwierigen wirtschaftlichen Umfeld wird die Bautätigkeit in Europa noch etwas stärker zurückgehen als im Vorjahr, und der Wettbewerb im Markt für professionelle Lichtlösungen ist weiterhin intensiv." Eine leichte Erholung der Bautätigkeit erwarte man für die zweite Jahreshälfte 2025 – bei der Renovierung etwas stärker als beim Neubau. Allerdings sei man als Leuchtenhersteller spätzyklisch: "Erst muss das Haus gebaut werden und dann kommt das Licht rein." Für das Geschäftsjahr 2024/25 erwartet Felder einen Umsatz zumindest leicht über dem Vorjahresniveau. Die bereinigte EBIT-Marge soll zwischen 3 und 6 Prozent liegen.

Der Zumtobel-Konzern beschäftigt weltweit knapp 5.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon etwa ein Drittel in Österreich. Im ersten Halbjahr wurden von den 577,6 Mio. Euro Umsatz 217,1 Mio. Euro in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) erzielt. Ein Viertel des Umsatzes entfällt auf Nord- und Westeuropa, ebenfalls ein Viertel auf Süd- und Osteuropa. Die Region Asien & Pazifik trägt 7,8 Prozent zum Umsatz bei, Amerika 4,7 Prozent.

Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 verzeichnete die Zumtobel Group einen leichten Umsatzzuwachs von 1,2 Prozent auf 289,1 Mio. Euro. Bereinigt um Währungseffekte lag das Umsatzplus bei 1,3 Prozent. Das Components Segment konnte erstmals seit sechs Quartalen wieder einen Umsatzanstieg verzeichnen: Vor allem dank der wieder zunehmenden Nachfrage in Großbritannien, der D/A/CH-Region und in Greater China erhöhten sich die Umsatzerlöse um 4,3 Prozent auf 80,3 Mio. Euro. Im Lighting Segment stieg der Umsatz im ersten Quartal um 1,1 Prozent auf 226,6 Mio. Euro.