ams-Osram : ams-Osram trotzt US-Zöllen – hoher Goldpreis belastet zweites Quartal

Im Labor von Elektronikhersteller ams Osram.

Im Labor des Elektronikherstellers ams-Osram: Entwicklung von Sensoren und Halbleiterlösungen für globale Märkte.

- © Ams Osram

ams-Osram trotzt US-Zöllen – Goldpreis drückt Gewinn

Der steirisch-bayerische Chip- und Sensorenspezialist ams-Osram gibt sich gelassen gegenüber den neuen US-Importzöllen. „Wir sind nur gering betroffen“, erklärte CEO Aldo Kamper am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen produziert Ersatzlampen für Autos direkt in den USA und kann bei in Europa gefertigten Halbleitern und LEDs höhere Zölle über Preisanpassungen an Kunden weiterreichen. Auch die Konkurrenz sitze im selben Boot.

Größere Sorgen bereitet Kamper jedoch der explodierende Goldpreis: Dieser habe das Unternehmen zuletzt im „niedrigen zweistelligen Millionenbereich“ belastet. Gold wird in der Halbleiterfertigung benötigt – und könnte so zum unerwarteten Kostentreiber für ams-Osram werden.

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ams-Osram-CEO Aldo Kamper: Trotz US-Zöllen und hohem Goldpreis setzt der Konzern auf Wachstum und Schuldenabbau.

- © Leoni

ams-Osram bleibt trotz Zöllen und Exportkontrollen gelassen

Für ams-Osram bleibt Gold ein entscheidender Kostenfaktor. Die Unsicherheit um die US-Zollpolitik hat die Goldnachfrage angetrieben – und damit die Preise. „Das hat Relevanz für uns, weil wir viel Gold verbauen“, erklärte CEO Aldo Kamper.

Noch sei unklar, ob die neuen Zölle die Nachfrage insgesamt dämpfen. „Momentan sieht es nicht so aus“, so Kamper optimistisch.

Auch die jüngsten chinesischen Exportkontrollen für Seltene Erden sieht er entspannt: Der Bedarf bei ams-Osram sei überschaubar, zudem verfüge man über alternative Lieferketten. Auswirkungen auf das Geschäft habe es bislang nicht gegeben.

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Umsatzrückgang – Hoffnung auf starkes zweites Halbjahr

Der in Zürich notierte Konzern hat im zweiten Quartal 775 Millionen Euro Umsatz erzielt – rund fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Gründe für den Rückgang sind laut Unternehmen ein schwächerer US-Dollar, das nicht zum Kerngeschäft gehörende Halbleitersegment sowie eine Bestandskorrektur bei Automobil-LEDs.

„In einem weitgehend anspruchsvollen Umfeld haben wir geliefert“, betonte CEO Aldo Kamper. Für die zweite Jahreshälfte erwartet er mehr Schwung, auch wenn Währungseffekte und die unsichere Zollpolitik die Ergebnisse weiterhin belasten.

Im dritten Quartal rechnet der Konzern mit einem Umsatz von 790 bis 890 Millionen Euro und einer EBITDA-Marge von 19,5 Prozent.

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Die Konzernzentrale von ams-Osram im steirischen Premstätten: Von hier aus steuert der Chip- und Sensorhersteller sein globales Geschäft.

- © ams Osram

ams-Osram war besser als erwartet ins Geschäftsjahr 2025 gestartet. Im traditionell schwächeren ersten Quartal gelang es dem steirisch-bayerischen Chiphersteller trotz eines Umsatzrückgangs um 3 % auf 820 Millionen Euro, operative Fortschritte zu erzielen: Das bereinigte EBITDA stieg um 9 % auf 135 Millionen Euro, die Marge verbesserte sich auf 16,4 %, und der bereinigte Nettoverlust sank von 35 auf 23 Millionen Euro.

Zusätzlich kündigte das Unternehmen einen beschleunigten Schuldenabbau an – durch den Verkauf von Unternehmensteilen im Wert von über 500 Millionen Euro, um die jährliche Zinslast auf unter 100 Millionen Euro zu senken. Die Börse reagierte positiv: Die Aktie legte im April zweistellig zu.

Angesichts des starken ersten Quartals mit operativen Fortschritten und positiv aufgenommenen Entschuldungsplänen wird das schwächere zweite Quartal wohl gelassener bewertet.

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ams-Osram macht Tempo beim Schuldenabbau

„Unser Plan, die Schuldenlast schneller zu reduzieren, geht auf“, betonte Finanzchef Rainer Irle in einer Mitteilung. Erst vor wenigen Tagen hatte der Konzern eine 500-Millionen-Euro-Anleihe mit Laufzeit bis 2029 angekündigt. Mit den Mitteln sollen ausstehende Osram-Aktien vorfinanziert und 150 Millionen Euro der 2027er Wandelanleihe zurückgekauft werden.

Parallel treibt ams-Osram die Portfolio-Bereinigung voran: Für 114 Millionen Euro verkauft das Unternehmen seine Unterhaltungs- und Industrielampensparte an den japanischen Leuchtenentwickler Ushio.

Beim Thema Abfindung für Osram-Minderheitsaktionäre wartet man weiterhin auf ein Gerichtsurteil – CEO Aldo Kamper rechnet damit in der zweiten Jahreshälfte oder Anfang 2026.

Die Nettoverschuldung liegt aktuell bei 1,57 Milliarden Euro – und damit auf dem Niveau des Vorjahres. Mit den jüngsten Maßnahmen will der Konzern die jährliche Zinslast künftig deutlich senken.

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ams-Osram mit leichtem Halbjahresverlust – operative Kennzahlen legen zu

Im zweiten Quartal 2025 erzielte ams-Osram ein bereinigtes EBITDA von 145 Millionen Euro, ein Plus von 7 % im Jahresvergleich. Die EBITDA-Marge stieg auf 18,8 %. Das bereinigte Nettoergebnis drehte mit 18 Millionen Euro in die Gewinnzone – nach Verlusten im Vorjahr und im ersten Quartal. Der Free Cashflow lag bei minus 14 Millionen Euro. Damit bestätigte der Konzern seine vorläufigen Zahlen.

Auf Halbjahressicht erwirtschaftete das Unternehmen 1,595 Milliarden Euro Umsatz, nach 1,665 Milliarden Euro im Vorjahr. Unter dem Strich blieb ein bereinigter Nettoverlust von 5 Millionen Euro, der jedoch deutlich besser ausfiel als die 36 Millionen Euro Minus in der ersten Jahreshälfte 2024.

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Infobox: ams-Osram

  • Hauptsitz: Premstätten (Steiermark) und München
  • Börsennotierung: SIX Swiss Exchange (Zürich)
  • Geschäftsfelder: Entwicklung und Produktion von Halbleitern, optischen Sensoren, LEDs und Beleuchtungslösungen
  • Kernmärkte: Automobilindustrie, Unterhaltungselektronik, Industrie, Medizintechnik
  • Bekannte Produkte: LED-Chips, optische Sensoren für Smartphones, Automotive-Lichtsysteme
  • Mitarbeiterzahl: rund 20.000 weltweit
  • Strategische Schwerpunkte: Ausbau von Sensorik- und Halbleitertechnologien, Schuldenabbau, Straffung des Portfolios durch Unternehmensverkäufe
  • Historie: 2020 Übernahme des deutschen Beleuchtungsherstellers Osram durch das steirische Unternehmen ams