Österreichische Zulieferer-Industrie : TCG Unitech in der Krise - Massenmeldung ans AMS

Der oberösterreichische Automobil-Zulieferer TCG Unitech hat 882 seiner 960 Beschäftigten beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet
- © TCG UnitechBeim oberösterreichischen Automobil-Zulieferer TCG Unitech mit Hauptsitz in Kirchdorf an der Krems spitzt sich die Lage zu: 882 der 960 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden beim AMS-Frühwarnsystem registriert. Statt der kollektivvertraglich vorgesehenen Lohn- und Gehaltserhöhungen von 4,8 Prozent in der Metallindustrie plant das Unternehmen Einzelvereinbarungen und Änderungskündigungen.
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Am Donnerstagnachmittag startet die erste Gesprächsrunde zwischen Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaft, die mit Spannung erwartet wird. Geschäftsführer Thomas Schmalzer betonte, dass es keine Kündigungen geben solle – allerdings nur unter der Bedingung, dass die Mitarbeitenden freiwillig auf die kollektivvertraglich vereinbarte Lohn- und Gehaltserhöhung von 4,8 Prozent verzichten.
Schwierige Lage in der Automobilindustrie
Die Geschäftsleitung begründet die Maßnahmen mit den Herausforderungen der Autoindustrie und will die Gehälter trotz Inflation stabil halten. TCG Unitech, seit 2018 Teil der italienischen Gnutti Carlo Group, ist spezialisiert auf Hightech-Bauteile für die Automobilbranche und produziert seit 2020 auch für den non-automotive-Bereich. Die Kernbereiche umfassen Druckguss, Spritzguss sowie die Herstellung von Öl- und Kühlmittelpumpen. Mit vier Standorten in der Region Kirchdorf (zwei in Kirchdorf, einer in Micheldorf und einer in Rohr) und einem Joint Venture in China (Dalian) erwirtschaftet das Unternehmen einen jährlichen Umsatz von rund 245 Millionen Euro.
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Die Vorsitzende des Betriebsrats, Roswitha Grammer, bestätigte gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten, dass 882 Beschäftigte beim AMS-Frühwarnsystem gemeldet wurden. Ausgenommen seien Lehrlinge, Mitarbeiter in Altersteilzeit und jene, die weiterhin nach Kollektivvertrag bezahlt werden. Derzeit finden Einzelgespräche mit den Betroffenen statt. Die Beschäftigten müssen entscheiden, ob sie auf die Lohnsteigerung von 4,8 Prozent verzichten und die neuen Verträge unterschreiben. Laut Betriebsrat sei die Verunsicherung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern groß.
Michael Seemayer, PRO-GE-Landesgeschäftsführer, äußerte vor Beginn der Gespräche deutliche Kritik: „Die Wettbewerbsklausel im Kollektivvertrag, die 1,5 Prozent weniger Entgelterhöhung vorsieht, ist TCG Unitech offensichtlich zu wenig.“ Zudem zeigte das Unternehmen laut Seemayer bisher keine Bereitschaft zu Verhandlungen. Sollte die angedrohte Kündigung von über 800 Mitarbeitenden ernst gemeint sein, müsse zwingend über einen Sozialplan gesprochen werden. Ob die Gespräche am Donnerstag bereits ein Ergebnis bringen, war bis zuletzt unklar.