Autozulieferer-Krise : Schaeffler streicht Jobs und schreibt Verluste – Transformation unter Druck

E-Motor
Schaeffler’s new high-performance electric motors have an efficiency of over 97 percent and a continuous drive power output of up to 300 kW. Photo: Schaeffler (Jung von Matt)

Blick in die Motorenfertigung bei Schaeffler: Klassische Antriebstechnologien bleiben wichtig – doch die Zukunft liegt in der Elektrifizierung.

- © Schaeffler

Schaeffler kämpft mit Umsatzrückgang – E-Mobility bleibt Minusgeschäft

Der Autozulieferer Schaeffler spürt weiter den Gegenwind in der Branche: Im ersten Halbjahr 2025 sank der Umsatz um knapp 5 Prozent auf 11,85 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBIT vor Sondereffekten) ging um 9 Prozent auf 482 Millionen Euro zurück. Besonders die Integration des übernommenen Antriebsspezialisten Vitesco sowie die Transformation zur Elektromobilität lasten auf der Bilanz.

Ein Lichtblick bleibt das Geschäft mit E-Auto-Komponenten: Hier legte der Umsatz um 10 Prozent zu – doch die Sparte E-Mobility schreibt weiterhin Verluste, auch wenn diese deutlich gesunken sind. Vorstandschef Klaus Rosenfeld zeigt sich dennoch optimistisch: Schaeffler halte trotz schwierigem Umfeld an der Jahresprognose fest – mit einem erwarteten Umsatz zwischen 23 und 25 Milliarden Euro sowie einer EBIT-Marge von 3 bis 5 Prozent.

Nie mehr verpassen, wie sich Europas Autozulieferer unter Spardruck, E-Mobilität und globalem Wettbewerb neu aufstellen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing – die wichtigsten News zu Transformation, Industrie und Technologie, werktags ab 7 Uhr in Ihrem Posteingang. Hier geht’s zur Anmeldung!

Blick auf die Konzernzentrale von Schaeffler in Herzogenaurach – hier laufen die Fäden der Transformation und Restrukturierung zusammen.

- © Schaeffler

Vitesco-Übernahme drückt Schaeffler-Gewinn – Konzern setzt dennoch auf Erholung

Die Integration von Vitesco Technologies lastet spürbar auf dem Schaeffler-Ergebnis: Im ersten Quartal 2025 brach der Konzerngewinn um fast zwei Drittel auf nur noch 83 Millionen Euro ein. Der Rückgang ist vor allem auf Sondereffekte im Zuge der Übernahme und laufender Restrukturierungen zurückzuführen. Um die Entwicklung vergleichbar zu machen, wurden die Zahlen so ausgewiesen, als hätte Vitesco bereits das gesamte Vorjahr zum Konzern gehört.

Trotz der Belastungen hält CEO Klaus Rosenfeld an der Jahresprognose fest. Er setzt auf eine Markterholung in der zweiten Jahreshälfte sowie auf Synergieeffekte aus der Übernahme und dem laufenden Transformationsprogramm. Schaeffler will so die Wende schaffen – trotz spürbarem Gegenwind.

>>> Autozulieferer in der Krise: Warum Bosch, Continental und Schaeffler in China wachsen – und was das Europa kostet.

Klaus Rosenfeld, Vorstandschef Schaeffler

- © Schaeffler

Schaeffler rüstet sich für die Zukunft – mit E-Mobilität, Wasserstoff und Industrieautomation

Mitten im Umbruch treibt Schaeffler seine Transformation konsequent voran: Der Zulieferer setzt verstärkt auf wachstumsstarke Zukunftsfelder wie Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und industrielle Automation. Die Vitesco-Übernahme ist dabei ein Schlüsselbaustein – sie stärkt das Geschäft mit elektrischen Antriebssystemen und soll Schaeffler global wettbewerbsfähiger machen.

Trotz Gegenwind aus China und anhaltender Branchenkrise – von schwacher Nachfrage bis zu hohen Rohstoffpreisen – bleibt das Unternehmen auf Kurs. Die strategische Neuausrichtung zielt auf mehr Effizienz, Technologievorsprung und eine stärkere Rolle im Industriegeschäft. Vor allem digitale Services zur Zustandsüberwachung und intelligenten Wartung sollen das margenstärkere Segment zusätzlich stärken.

>>> Schaeffler rutscht in die Krise: Umsatzrückgang und Stellenabbau setzen den Zulieferer unter Druck – betroffen sind auch Werke in Deutschland und Österreich.

Das geschlossene Schaeffler-Werk in Berndorf: Rund 460 Arbeitsplätze fallen bis Ende des Jahres im Zuge der Verlagerung nach Osteuropa und Asien weg.

- © Guenther PEROUTKA / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com

Schaeffler streicht 4.700 Stellen – auch Standort in Österreich im Fokus

Im Zuge eines groß angelegten Restrukturierungsprogramms will Schaeffler bis 2027 rund 4.700 Arbeitsplätze in Europa abbauen – darunter 2.800 in Deutschland. Der Sparkurs betrifft zehn deutsche Werke und fünf weitere Standorte in Europa. Ziel: die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sichern und jährlich rund 290 Millionen Euro einsparen.

Auch Österreich ist betroffen: Der Standort Berndorf in Niederösterreich, an dem rund 466 Mitarbeitende beschäftigt sind, wird bis Ende 2025 geschlossen. Die offizielle Begründung: mangelnde Wettbewerbsfähigkeit insbesondere aufgrund von hohen Energiepreisen. Konzernintern galt das Werk als technologisch gut aufgestellt.

Ein zentraler Treiber des Abbaus ist die Integration des Antriebsspezialisten Vitesco, die zu Doppelstrukturen führt – vor allem in der Verwaltung. CEO Klaus Rosenfeld betont, der Umbau sei „notwendig, aber mit Augenmaß“ und werde sozialverträglich gestaltet.

>>> Schaeffler macht Standort dicht: Werksschließung in Berndorf trifft 460 Jobs – Produktion wandert nach Osteuropa und Asien.

Video: Fusion mit Folgen – Schaeffler baut Tausende Stellen ab

Die Fusion von Schaeffler und Vitesco verändert nicht nur das Produktportfolio, sondern auch die Konzernstruktur massiv. In diesem Video analysieren wir, warum nach dem Zusammenschluss weltweit tausende Jobs wegfallen, Werke in Österreich und Großbritannien geschlossen werden – und welche Strategie Firmenchef Klaus Rosenfeld wirklich verfolgt. Effizienz oder Kalkül? Die Hintergründe, Zahlen und Reaktionen im Überblick.