Operatives Ergebnis verbessert : Verbund wertet Wasserkraftwerke auf, Mellach ab
Der Wert der Verbund-Wasserkraftwerke stieg auch dank der politischen Entscheidung zum Atomausstieg Deutschlands nachhaltig. Gleichzeitig stellen sich die Marktbedingungen für Gaskraftwerke in Europa derzeit negativ dar. Dementsprechend wurden nach Werthaltigkeitsprüfungen beim Donaukraftwerk Freudenau und den Laufkraftwerksketten Mittlere Salzach und Obere Drau Wertzuschreibungen von 312,6 Millionen Euro durchgeführt. Diese Wasserkraftwerke waren im Zuge der Liberalisierung der europäischen Stromwirtschaft um 481 Millionen Euro wertberichtigt worden. Der Wert des in Bau befindlichen Gaskombikraftwerks Mellach wurde hingegen um 110,3 Millionen Euro gemindert.Operatives Ergebnis trotz geringer Wasserführung verbessert.Der Umsatz stieg in den ersten drei Quartalen 2011 aufgrund des erhöhten Absatzes an Händler und Weiterverteiler um knapp 17 Prozent gegenüber dem vergleichszeitraum des Vorjahrs. Das operative Ergebnis liegt danke der Aufwertungen der Wasserkraftwerke mit 847,6 Millionen um 35,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Bereinigt um die positiven Effekte aus der Werthaltigkeitsprüfung liegt das operative Ergebnis aber trotz der außergewöhnlich geringen Wasserführung um 3,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Dies ist im Wesentlichen auf interne Kosteneinsparungen, höhere Strompreise am Spotmarkt und eine gestiegene Erzeugung aus thermischen Kraftwerken in Österreich und Frankreich zurückzuführen. Von Jänner bis September 2011 lag die Wasserführung der Flüsse um 12 Prozent unter dem vieljährigen Durchschnitt und um 9 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Die Laufkraftwerke erzeugten daher deutlich weniger Strom. Auch die Erzeugung der Speicherkraftwerke lag um 6,7 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Insgesamt sank die Stromerzeugung aus Wasserkraft im Vergleich zum Vorjahr um 7,9 Prozent auf 18.883 GWh. Die Erzeugung aus Wärmekraft hingegen stieg um 17,4 Prozent auf 3.478 GWh, die Erzeugung aus Windkraft stieg um 16 Prozent auf 13 GWh. Beteiligungen belasteen Konzernergebnis.Das Konzernergebnis sank in den ersten drei Quartalen 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent auf 313,3 Millionen Euro. Die anhaltend starke Abwertung der türkischen Lira zum Euro und zum US-Dollar hat das Beteiligungsergebnis aus den türkischen Gemeinschaftsunternehmen belastet. Zudem musste der bestehende langfristige Gasliefervertrag für das Kraftwerke Pont-sur-Sambre aufgrund von Rechnungslegungsvorschriften zum beizulegenden Zeitwert bilanziert werden. Diese Bewertungen wirken sich auf das Ergebnis negativ aus, sind aber nicht cash-wirksam. Die Restrukturierung der Aktivitäten am französischen Strommarkt ist wie geplant weitgehend beendet. Im dritten Quartal wurde der Verkauf des 46-Prozent-Anteils an Poweo abgeschlossen, ebenso der Verkauf des französischen Renewables-Portfolios. Wasserkraft-Ausbau in Österreich.Bis 2016 will der Verbund rund 2,6 Milliarden Euro in Kraftwerke und den Netzausbau investieren, mehr als 60 Prozent davon in Österreich. In Salzburg ging am 5. Oktober das Pumpspeicher-Kraftwerk Limberg II in Betrieb. Das unterirdische Kraftwerk erhöht die Leistung der Kraftwerksgruppe Kaprun um mehr als das Doppelte und liefert rund 10 Prozent des in Österreich benötigten Strombedarfs zu Spitzenzeiten. Österreichs modernstes Wärmekraftwerk, das Gas-Kombikraftwerk Mellach, wird Anfang 2012 ans Netz gehen.Ausblick auf das GesamtjahrFür das Gesamtjahr 2011 erwartet Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber ein operatives Ergebnis von rund einer Milliarde Euro (ohne Kraftwerksaufwertungen: rund 800 Millionen Euro) und ein Konzernergebnis von rund 380 Millionen Euro - allerdings nur, wenn die heimischen Flüsse im vierten Quartal wieder so viel Wasser führen wie im langjährigen Durchschnitt. Die Dividende soll sich an der langjährigen Ausschüttungsquote von 45 bis 50 Prozent orientieren.