Gasturbinen : Milliardenäufträge im Irak: Siemens offenbar noch nicht am Ziel

Im Ringen mit der US-Konkurrenz um den Aufbau der Stromversorgung im Irak hat Siemens einen weiteren Teilerfolg erzielt. Der deutsche Technologiekonzern mit Sitz in München erhält den Zuschlag für Aufträge im Wert von rund 700 Mio. Euro, wie Siemens-Chef Joe Kaeser am Dienstag in Berlin mitteilte.

Er unterzeichnete in der Hauptstadt mit der irakischen Regierung eine "Umsetzungsvereinbarung" zu einer "Roadmap" für eine umfassende Wiederherstellung des Energiesektors im Irak.

Ein 14 Milliarden Dollar schwerer Fahrplan

Die Vereinbarung umfasst den Bau eines Gaskraftwerks mit einer Leistung von 500 Megawatt in Zubaidiya. "Außerdem wurden Aufträge für die Modernisierung von 40 Gasturbinen mit Kühlsystemen sowie die Installation von dreizehn 132-Kilovolt-Umspannstationen und 34 Transformatoren erteilt." Bis Sommer des nächsten Jahres sollen die Baumaßnahmen sichtbar sein, sagte ein Sprecher.

Iraks Premierminister Abdel Mahdi sagte, die "Roadmap" bestehe aus insgesamt vier Etappen mit einem Umfang von insgesamt rund 14 Mrd. US-Dollar (12,5 Mrd. Euro). Siemens habe gute Chancen, den Zuschlag für "einen großen Teil von diesen Projekten" zu erhalten.

Ein enorm wichtiger Auftrag - auch für Siemens Österreich

Das heißt, dass die von Eingeweihten Anfang dieser Woche gemeldeten milliardenschweren Aufträge an Siemens noch nicht enddgültig fixiert sind. Sie wären besonders wichtig für die Kraftwerksparte des Konzerns, die sich derzeit in einer sehr schwierigen Situation befindet. Auch in Österreich zählen Standorte in Wien und Weiz in der Steiermark zu dieser Sparte.

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Die schlechte Stromversorgung hat im Irak schon häufiger für politische Spannungen gesorgt. In der südlichen Provinz Basra hatten Bürger im vergangenen Jahr bei Protesten gegen die mangelhafte Versorgung mit Elektrizität und sauberem Trinkwasser staatliche Gebäude in Brand gesetzt. Aufgrund der jahrelangen Kriege und Konflikte liegt die Stromversorgung in dem Land nahezu brach.

Erzrivale GE ist noch nicht aus dem Rennen

Einen Teil des Ausbaus konnte sich nun Siemens sichern. US-Konkurrent GE ist angesichts weiterer Ausschreibungen allerdings noch nicht aus dem Spiel. Die US-Regierung hatte sich im Herbst vergangenen Jahres im Irak intensiv für den Zuschlag für GE stark gemacht.

In Medienberichten war von erhöhtem Druck auf die irakische Regierung zu lesen. Adressat auf irakischer Seite war der damalige Ministerpräsident Haider al-Abadi. Doch auch die deutsche Seite hatte sich ins Zeug gelegt. Bei der Unterzeichnung der Vereinbarung diese Woche war auch Bundeskanzlerin Angela Merkel anwesend.

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Siemens will auch Spitäler und Schulen bauen

Siemens will nach wie vor vor allem mit seinem Gesamtplan für den Irak überzeugen. Neben dem Ausbau der Stromversorgung und der Schaffung Tausender Jobs verspricht der Konzern Unterstützung beim Kampf gegen Korruption sowie bei der Ausbildung von Irakern und dem Aufbau von Schulen und Kliniken. So habe sich Siemens unter anderem verpflichtet, eine "Smart-Health"-Klinik zu spenden, Universitäten im Irak Software im Wert von 60 Mio. US-Dollar zur Verfügung zu stellen, betonte der Konzern am Dienstag erneut.

Der Auftrag ist Wasser auf die Mühlen der kriselnden Kraftwerksparte des Konzerns. Wegen Überkapazitäten bei Gasturbinen und dem Trend hin zu erneuerbaren Energien steckt die Sparte in Schwierigkeiten. Die Technik für die neuen Anlagen im Irak soll einem Sprecher zufolge aus Berlin kommen. Dort entsteht das Zentrum für große Gasturbinen. (dpa/apa/red)

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