Warum wir keine Angst vor US-Handelskrieg und Trump-Zöllen haben müssen
Die USA sind der wichtigste Handelspartner der Europäischen Union, mit einem Exportvolumen von 503,8 Milliarden Euro im Jahr 2023. Dahinter folgen das Vereinigte Königreich (336,2 Mrd. Euro) und China (223,4 Mrd. Euro). Besonders bemerkenswert ist das starke Wachstum der EU-Exporte in die USA: Seit 2010 haben sie sich mehr als verdoppelt (+148,3 %), deutlich mehr als die Exporte nach China (+112,5 %). Die USA sind damit nicht nur der wichtigste, sondern auch der wachstumsstärkste Absatzmarkt für europäische Produkte.
Die Trump-Zölle: Erfolg oder Fehlschlag?
Schon während seiner ersten Amtszeit versuchte Donald Trump, das US-Handelsdefizit mit der EU durch Zölle zu reduzieren. 2018 führte die US-Regierung Einfuhrsteuern von 25 % auf Stahl und 10 % auf Aluminium aus der EU ein. Die Folge: Stahlexporte brachen um 42 % ein, Aluminiumexporte um 15 %. Doch die Maßnahme hatte nur begrenzte Auswirkungen auf das Handelsdefizit: Während der Trump-Ära wuchsen die EU-Exporte in die USA weiter – von 324,1 Mrd. Euro (2017) auf 399,5 Mrd. Euro (2021), trotz der Covid-Pandemie.
Welche EU-Branchen wären am stärksten betroffen?
Sollte eine neue Trump-Administration erneut Zölle verhängen, wären vor allem folgende Produktgruppen betroffen:
Maschinen und Fahrzeuge (44 % der Exporte, 207,8 Mrd. Euro in 2023)
→ Besonders betroffen: Automobilkonzerne wie Volkswagen, BMW, Renault, Stellantis sowie zahlreiche Zulieferer
Chemische Erzeugnisse (29 % der Exporte, 139,1 Mrd. Euro in 2023)
→ Pharmaunternehmen wie Pfizer, Bayer, Fresenius sowie Kosmetikriesen wie L’Oréal
Sonstige Industriegüter (103,6 Mrd. Euro in 2023)
→ Möbel, Bekleidung, Kosmetik, Bauteile, Beleuchtung
US-Zölle als politisches Druckmittel?
Trump wird Zölle nicht nur zur Reduktion des Handelsdefizits, sondern auch als politisches Druckmittel nutzen. Eine zentrale Forderung: Europa soll mehr Flüssiggas (LNG) aus den USA beziehen. Bereits 2023 importierte die EU 85,7 Mrd. Euro an US-Energieprodukten, ein Plus von 335 % seit 2020.
Langfristig könnte Trump darauf abzielen, dass Unternehmen ihre Produktionsstandorte von Mexiko, Kanada und China in die USA verlagern. Doch das wäre schwierig: Die hohen Löhne, das schwache Bildungssystem und der Mangel an Ingenieuren machen die USA als Produktionsstandort weniger attraktiv. Selbst wenn US-Zölle europäische Exporte bremsen sollten – eine schnelle Verlagerung der Produktion ist unwahrscheinlich. Bis dahin werden US-Konsumenten die Hauptlast der Zölle tragen.