Honda Nissan Fusion gescheitert: Wird Foxconn der Retter in der Not des japanischen Autobauers?
Gescheiterte Fusionspläne von Honda und Nissan – Eine überraschende Wendung
Die größte innerjapanische Fusion in der Automobilbranche nimmt eine unerwartete Wendung. Im vergangenen Jahr sorgten Honda und Nissan, die Nummer zwei und drei der japanischen Autoindustrie, mit ihren Gesprächen über eine Kooperation im Bereich Elektrofahrzeuge für Aufsehen.
Ursprünglich war geplant, beide Unternehmen in einer gemeinsamen Holding zu vereinen – einschließlich einer möglichen Integration von Nissan-Beteiligung Mitsubishi Motors. Im Dezember wurden offizielle Fusionsgespräche angekündigt, die bis Juni abgeschlossen sein sollten.
Doch die Rahmenbedingungen gestalteten sich schwierig: Sinkende Absatzzahlen, eine schwächelnde Marke und eine fehlerhafte Produktstrategie belasteten insbesondere Nissan. Hinzu kam die Unsicherheit durch mögliche Importzölle der USA auf in Mexiko produzierte Fahrzeuge – ein Problem, das Nissan stärker traf als Honda oder Toyota. Besonders brisant: Nissan teilt sich dort ein Werk mit Mercedes-Benz.
Ein weiterer entscheidender Faktor war die Rolle des französischen Autobauers Renault. Seit seinem Einstieg bei Nissan im Jahr 1999 hält Renault 36 Prozent der Anteile, hat jedoch signalisiert, diese abstoßen zu wollen. Gegenüber einer Fusion mit Honda zeigten sich die Franzosen grundsätzlich aufgeschlossen.
Motive für die Fusion: Synergien und Zukunftssicherung
Die Fusion hätte erhebliche Vorteile mit sich gebracht:
Kostensenkung durch Synergien: Gemeinsame Fahrzeugplattformen, Technologien und Fertigungsprozesse hätten signifikante Einsparungen ermöglicht und die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert.
Elektrifizierung und Technologie: Beide Unternehmen verfolgen ambitionierte Pläne im Bereich Elektromobilität und autonomes Fahren. Durch eine Allianz hätten sie Entwicklungskosten geteilt und schneller auf Marktveränderungen reagiert.
Wettbewerbsfähigkeit stärken: Angesichts der Konkurrenz durch Toyota, Volkswagen, Tesla und chinesische E-Auto-Hersteller wäre eine Fusion ein strategischer Vorteil gewesen.
Nachhaltigkeit und Innovation: Die gemeinsame Entwicklung von Wasserstofftechnologie und innovativen Antriebssystemen hätte beiden Unternehmen genutzt.
Gespräche auf Eis gelegt – Nissan zieht sich zurück
Doch nun scheint die Fusion endgültig gescheitert. Nissan hat die Gespräche ausgesetzt, da keine Einigung über die Rahmenbedingungen erzielt werden konnte. Insbesondere die Bewertung der beiden Unternehmen unter einer gemeinsamen Holding erwies sich als strittiger Punkt.
Ein weiterer Streitpunkt war Hondas Vorschlag, Nissan zur Tochtergesellschaft zu machen – ein Plan, den Nissan vehement ablehnte. Schon am Mittwoch berichtete die japanische Zeitung Asahi Shimbun, dass die Verhandlungen nicht wie erhofft verliefen.
Ein Faktor, der in Japan nicht unbeachtet blieb, war ein Vorfall während der Pressekonferenz im Dezember: Als die Fusion erstmals öffentlich thematisiert wurde, ergriff Honda-Chef Toshihiro Mibe als Erster das Wort – ohne auf seine Kollegen von Nissan und Mitsubishi zu warten. Ein unhöflicher Fauxpas in einem Land mit strengen Anstandsregeln, der möglicherweise schon einen Keim für das Scheitern der Fusion gelegt hat.
Nissan sucht nach Alternativen – Blick auf Foxconn
Nach dem geplatzten Deal mit Honda prüft Nissan nun andere strategische Partnerschaften. Laut Insidern ist der taiwanesische Elektronik-Auftragsfertiger Foxconn ein möglicher neuer Partner. Foxconn, bekannt für die Produktion von Apple-Smartphones, investiert zunehmend in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen – ein Bereich, den der frühere Nissan-Manager Jun Seki dort leitet.
Die zunehmende Bedeutung von softwaregesteuerten Fahrzeugen und Elektroantrieben macht Kooperationen mit Technologieunternehmen für Nissan besonders attraktiv.
Der endgültige Rückzug aus den Fusionsgesprächen mit Honda soll nächste Woche vom Nissan-Vorstand beschlossen werden – noch vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 13. Februar.
Bislang gibt es keine offizielle Bestätigung von Honda oder Nissan. Doch es zeichnet sich ab, dass die Pläne für einen neuen globalen Autoriesen endgültig vom Tisch sind.