Zölle und Industrie : Zollwertberechnung in Zeiten steigender Zölle: Herausforderungen und Optimierungsmöglichkeiten

Der zu zahlende Zoll wird durch die Multiplikation des Warenwertes mit dem anwendbaren Zollsatz ermittelt.
- © APA/HANS KLAUS TECHT/ WikipediaDer Zollwert ist der Wert einer Ware am Verbringungsort, der als Grundlage für die Berechnung der Zölle dient. Jede Ware wird einer Zolltarifnummer zugeordnet, die mit einem bestimmten Zollsatz verknüpft ist. Der zu zahlende Zoll wird durch die Multiplikation des Warenwertes mit dem anwendbaren Zollsatz ermittelt. Wenn die Tarifierung nicht geändert werden kann, besteht oft die Möglichkeit, innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen den Wert der Ware zu beeinflussen, um die Zollabgaben zu optimieren.
Rechtlicher Rahmen und Einflussfaktoren
Der Unionszollkodex (UZK) bildet die gesetzliche Grundlage für die Zollwertberechnung in der EU. Der Zollwert wird in der Regel anhand des Transaktionswerts ermittelt, also dem tatsächlich gezahlten oder zu zahlenden Preis für die eingeführte Ware. Falls der Transaktionswert nicht anwendbar ist, kommen nachrangige Methoden zur Anwendung, wie der Transaktionswert gleicher oder ähnlicher Waren, die deduktive Methode, die Methode des errechneten Wertes und die Schlussmethode.
Bei der Zollwertberechnung müssen bestimmte Kosten hinzugerechnet werden, wie Transportkosten bis zum Einfuhrort und Versicherungsgebühren. Andererseits können bestimmte Kosten abgezogen werden, wie Inlandstransportkosten nach der Einfuhr oder Zölle und Steuern im Einfuhrland. Auch Preisnachlässe, die im Zeitpunkt der Annahme der Zollanmeldung im Vertrag berücksichtigt werden, können die Zollbemessungsgrundlage reduzieren.
Optimierungsmöglichkeiten
Die korrekte Zollwertberechnung ist essenziell für die Einhaltung der Zollvorschriften und die Vermeidung von Zollnachteilen. Es gibt verschiedene Optimierungsmöglichkeiten, die im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben genutzt werden können. Beispielsweise können Provisionen, Maklerlöhne, Verpackungskosten und Lizenzgebühren hinsichtlich ihrer Hinzurechnung geprüft und optimiert werden. Auch Beistellungen, die unentgeltlich oder zu ermäßigten Preisen erfolgen, sollten genau betrachtet werden.
Ein konkreter und plausibler Preissplitt in Projektverträgen ist besonders bei Anlagenlieferungen anzuraten, um die Wertbestimmung der zollrelevanten Liefergegenstände nachvollziehbar zu machen. Zudem kann ein Vorteil durch die Gestaltung von Reihengeschäften erzielt werden, indem der Warenimport vorgelagert in der Reihe stattfindet.
Fazit
Die aktuelle geopolitische Lage mit steigenden Zöllen erhöht den internationalen Preisdruck enorm. Die Bestimmung des zollrelevanten Werts einer Ware ist gesetzlich genau vorgegeben, jedoch kann in vielen Fällen optimiert werden. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der Thematik kann helfen, Wettbewerbsnachteile zu vermeiden und internationale Handelsabläufe resilienter zu gestalten. Unternehmen sollten die bisherigen Mechanismen einer Prüfung unterziehen, um mögliche Einsparpotenziale zu nutzen und latente Risiken zu minimieren.
Autor: Mst. Mag. Günther Platzer ist Steuerberater und Partner der ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Linz
