Autokrise : Porsche verschärft Sparkurs: Weitere Einschnitte in Zuffenhausen und Weissach geplant
Die Einsparungen bei Porsche werden noch dramatischer als bisher angenommen.
- © PorscheBereits im Februar hatte Porsche ein erstes Sparpaket angekündigt, das den Abbau von 1.900 Stellen bis 2029 vorsieht – sozialverträglich aufgrund der bestehenden Beschäftigungssicherung. Nun deutet sich an: Die nächste Runde der Konsolidierung wird noch deutlich tiefgreifender.
Nie mehr die wichtigsten News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!
Auslagerungen, weniger Azubis, Kürzungen bei Leistungen
Das Management prüft derzeit ein breites Bündel an Maßnahmen. Darunter:
- Auslagerung ganzer Betriebsteile und Aktivitäten
- Streichung von Einmalzahlungen und Jubiläumsleistungen
- Kürzungen bei der betrieblichen Altersvorsorge
- Personalabbau im Angestelltenbereich
- Reduzierte Ausbildungszahlen sowie nur noch eingeschränkte Übernahmezusagen
- Anpassungen bei Homeoffice, Arbeitszeiten und eine generell höhere Flexibilisierung
Offiziell kommentiert Porsche die Details nicht. Ein Sprecher verweist jedoch auf die „immensen Herausforderungen“ der Branche. Wettbewerbsfähigkeit sei entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, dafür müsse man „in allen Bereichen anpacken“. Die Gespräche mit Arbeitnehmervertretern fänden im Rahmen eines zweiten Zukunftspakets statt.
>>> Porsche SE unter Druck: Milliardenverlust erschüttert Familienholding
Betriebsrat fordert Sicherheit bis 2035
Der Gesamtbetriebsrat äußert sich kämpferisch. Vorsitzender Ibrahim Aslan bestätigt, dass man sich aktuell „in der Informationsphase“ befinde. Erst nach deren Abschluss würden echte Verhandlungen beginnen.
Die Arbeitnehmervertretung stellt den Anspruch klar: Eine Beschäftigungssicherung mindestens bis 2035 und ein eindeutiges Bekenntnis des Konzerns zu den deutschen Porsche-Standorten.
Derzeit gilt die Beschäftigungssicherung noch bis Mitte 2030 und umfasst rund 23.000 Beschäftigte in Zuffenhausen, Weissach und mehreren kleineren Standorten. Danach könnten betriebsbedingte Kündigungen wieder möglich werden – ein Szenario, das die Gewerkschaft unbedingt verhindern will.
Umbruch kostet Milliarden
Porsche befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Umbau. Der Konzern reagiert auf steigende Kosten, steigende Komplexität und den Strategiewechsel, wieder stärker auf Verbrennungsmotoren zu setzen. Die Belastungen aus dieser Neuausrichtung schlagen sich massiv in der Bilanz nieder: 3,1 Milliarden Euro veranschlagt Porsche für den aktuellen Unternehmensumbau. Für das laufende Jahr rechnet die Führung daher mit einem deutlich niedrigeren Gewinn.
Bereits im Juli hatte CEO Oliver Blume intern signalisiert, dass ein zusätzliches Sparpaket notwendig sei. Die nun diskutierten Maßnahmen bestätigen diesen Kurs.
Betriebsversammlungen sollen Klarheit bringen
In der kommenden Woche stehen lange geplante Betriebsversammlungen in Zuffenhausen und Weissach an. Sie dürften erstmals einen offiziellen Rahmen bieten, um Belegschaft und Managementpositionen nebeneinander zu legen.
Fest steht schon jetzt: Porsche steuert auf eine Phase härterer Auseinandersetzungen zu. Das Management drängt auf tiefgreifende Einsparungen, während Mitarbeiter und Gewerkschaft eine langfristige Standort- und Beschäftigungssicherung einfordern. Wie das Zukunftspaket am Ende aussehen wird, entscheidet sich in den kommenden Monaten – und dürfte die Struktur des Konzerns für viele Jahre prägen.