DMG Mori Chef Masahiko Mori über Nachfolgepläne : DMG Mori-Chef Masahiko Mori: "In Japan betreiben wir mehr vertikale Integration"

Masahiko Mori DMG Mori

"Im Jahr 2028 werde ich 30 Jahre Präsident sein, und DMG Mori wird sein 80-jähriges Bestehen in Japan feiern. Ich denke, das ist ein guter Zeitpunkt, um als Präsident zurückzutreten": Masahiko Mori

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Strategischer Umzug nach München

Herr Mori, Sie haben kürzlich an der Grundsteinlegung für die neue Europazentrale von DMG Mori in München teilgenommen. Welche strategischen Vorteile sehen Sie im Umzug nach München?

Masahiko Mori:
München ist ein europäisches Zentrum. Die Flug- und Straßenverbindungen sind sehr gut und München ist auch sehr nah an unserem Hauptwerk. Außerdem war München auch der ursprüngliche Standort von Deckel, dort wurde das Unternehmen gegründet. Es gibt täglich mehrere Direktflüge aus Japan und den USA. Es ist also ein perfekter Standort für ein deutsch-japanisches Unternehmen.

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Die Zusammenarbeit mit Gildemeister begann 2009, die Übernahme erfolgte 2015. Dabei trafen unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinander, die japanische und die deutsche. Wie konnten die Unterschiede überwunden werden?


Mori:
Die Leute sagen sowieso, Japaner und Deutsche seien sich ähnlich. Das stimmt auch. Aber in unserer Gruppe haben wir etwa 13.500 Menschen. Mehr als viertausend sind weder Deutsche noch Japaner. Wir haben Mitarbeiter aus den USA, aus China, Italien, Frankreich, Österreich und so weiter - insgesamt aus 59 verschiedenen Ländern. Wir sind also ein sehr multikulturelles Unternehmen. Wenn Deutsche und Japaner sich nur gegenseitig akzeptieren und den Rest der Organisation ignorieren würden, hätten wir keinen Erfolg. Japan macht zehn Prozent unseres Marktes aus, Deutschland 15 Prozent. Und 75 Prozent liegen außerhalb des deutsch-japanischen Marktes. Wir bringen das Beste aus deutscher und japanischer Technologie mit, aber andere Kulturen - wie man mit Kunden umgeht, wie man mit Lieferanten umgeht - kommen aus der Offenheit anderer europäischer, amerikanischer oder asiatischer Kulturen.

Wir befinden uns inmitten einer großen geopolitischen Krise. Wie wirken sich all diese Konflikte auf Ihr Unternehmen aus?


Mori:
Das hat zu einem Umdenken geführt. In Japan betreiben wir mehr vertikale Integration. Zum Beispiel stellen wir alle Spindeln, Revolver und Kugelgewindetriebe selbst her, und zwar auf unseren eigenen Maschinen. Wir sind sehr autark und versuchen, so viel wie möglich von japanischen Lieferanten zu beziehen und Importe aus China oder anderen asiatischen Ländern aufgrund von Qualitätsanforderungen zu minimieren. Japan ist vom Meer umgeben, so dass wir die Gussteile nicht per LKW transportieren können. Die gleiche Philosophie führen wir nun auch in unseren Werken in Deutschland und Italien ein. Wir haben ein großartiges Vormontage- und Bearbeitungswerk in Polen, das wir um eine Gießerei erweitern, um 20.000 Tonnen Gussteile pro Jahr zu produzieren, anstatt sie aus China zu importieren.

Integration deutscher und japanischer Unternehmenskulturen

Sie haben die Konkurrenz aus China erwähnt. Glauben Sie, dass sich die EU und vielleicht auch Japan gegen die Billigkonkurrenz aus China wehren müssen?

Mori:
Zumindest bis 2030 wird China den Vorteil billiger Arbeitskräfte haben und damit die Marktpreise unterbieten. Ein wettbewerbsfähiger Marktpreis ist gut, aber wenn sie nachhaltige Marktpreise zerstören, wie im Fall der Photovoltaik, wo sie in Deutschland die gesamte Industrie zerstört haben - dann hat niemand etwas davon. Eine solche Geschichte dürfen wir nicht noch einmal erleben. Wir müssen hier verantwortungsvoller agieren. Im Werkzeugmaschinenbau ist China noch nicht reif für Europa, aber früher oder später wird es sicher ein Thema werden.

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Sie haben angedeutet, dass Sie 2028 als CEO zurücktreten werden. Sind Sie bereits auf der Suche nach einem Nachfolger?


Mori:
Ich bin jetzt 63 Jahre alt und wurde 1999 Präsident. Im Jahr 2028 werde ich 30 Jahre Präsident sein, und DMG Mori wird sein 80-jähriges Bestehen in Japan feiern. Ich denke, das ist ein guter Zeitpunkt, um als Präsident zurückzutreten. Es wird einige Zeit dauern, den richtigen Nachfolger zu finden, aber es gibt einige gute Kandidaten, die ich im Auge habe. Aber auch nach meinem Ausscheiden als Präsident werde ich dem Unternehmen als Aufsichtsratsvorsitzender beratend zur Seite stehen.

ZUR PERSON

Masahiko Mori wurde 1961 in Nara, Japan, geboren. 1999, im Alter von 37 Jahren, wurde er Präsident von Mori Seiki Co. Ltd. 2009 begann die Kooperation zwischen DMG (Deckel Maho Gildemeister) und Mori Seiki und damit die gemeinsame Marke „DMG MORI“. 2016 erfolgte der Zusammenschluss durch den Beherrschungsvertrag. Dr. Mori ist seitdem ebenfalls Präsident und CEO der DMG MORI-Gruppe und seit Mai 2018 auch Aufsichtsratsvorsitzender der DMG MORI AG. Darüber hinaus ist er Vizepräsident der Japan Machine Tool Builders Association (JMTBA), Fellow der International Academy for Production Engineering (CIRP), Vorstandsmitglied der Kyoto University Innovation Capital und Mitglied des Kuratoriums der Kyoto University.