Luftfahrt : Austrian Airlines kämpft mit negativem Betriebsergebnis im ersten Halbjahr 2024

Die Austrian Airlines haben ein durchwachsenes erstes Halbjahr 2024 hinter sich.
- © APA/HELMUT FOHRINGERAustrian Airlines (AUA) blickt auf ein durchwachsenes erstes Halbjahr 2024 zurück. Das Betriebsergebnis (Ebit) verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr von plus 15 auf minus 65 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um ein Prozent auf 1,070 Milliarden Euro, die Passagierzahl erhöhte sich um sechs Prozent auf 6,5 Millionen, und die Anzahl der Flüge nahm um fünf Prozent auf 55.034 zu. Die Pünktlichkeit bei An- und Abflügen sank um zwei Prozentpunkte auf 85 bzw. 80 Prozent, wie die AUA mitteilte.
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Die Konzerntochter der Lufthansa bezeichnete in einer Aussendung das erste Halbjahr als "schwach", hob jedoch hervor, dass die Erneuerung der Langstreckenflotte sowie die Einführung der neuen Destination Boston erfolgreich angelaufen seien. AUA-CEO Annette Mann ging zudem auf den Arbeitskonflikt im Rahmen der Kollektivvertrags-Verhandlungen ein: "Das erste Halbjahr ist nach dem intensiven KV-Konflikt sowie den schwieriger werdenden Rahmenbedingungen deutlich hinter den Erwartungen geblieben." Am 30. Juni 2024 beschäftigte Austrian Airlines 6.204 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was einem Anstieg von fünf Prozent entspricht.
Globale Konflikte belasten AUA
Zum negativen Betriebsergebnis erklärte die ehemals staatliche österreichische Fluggesellschaft weiter: "Neben dem Haupttreiber für das negative Ergebnis, dem Anfang des Jahres für mehrere Monate andauernden Tarifkonflikt, brachte das erste Halbjahr 2024 zahlreiche weitere Herausforderungen mit sich. Dazu gehörten in erster Linie die Situation im Nahen Osten, die Wetterlage in Europa, die überproportional steigenden Standortkosten bei gleichzeitig stagnierenden Ticketpreisen sowie zwei längere Ausfälle in der Austrian Airlines Flotte."
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Die Ausfälle betrafen zwei Airbus-Flugzeuge. Eines davon war nach einem Hagelschaden etwa vier Wochen in der Werkstatt und ist nun wieder im Einsatz. Die Reparatur kostete einen "niedrigen siebenstelligen Betrag". Warum das Flugzeug in das Gewitter geriet, ist noch unklar. Der Flugdatenschreiber und der Stimmenrekorder werden von den Behörden ausgewertet.
Der zweite Flieger wurde im April am Flughafen Wien beim Einparken am Heck schwer beschädigt und wird aufgrund des Beinahe-Totalschadens noch länger ausfallen. AUA-Vorstand Francesco Sciortino erklärte, dass erst kürzlich entschieden wurde, das Flugzeug reparieren zu lassen. Dafür werden Airbus-Techniker im November für neun Wochen nach Wien kommen. Sciortino sprach von einem "hohen Schaden", der jedoch durch eine Versicherung gedeckt sei. "Was es wirklich kostet, sehen wir wenn es fertig ist", so der Manager.
Die Update-Panne, die im Juli den Flugverkehr weltweit beeinträchtigte, betraf die AUA nur indirekt. Ein Flugzeug auf dem Weg nach Berlin musste umkehren, da dort die Systeme ausgefallen waren.
Mit Blick auf die Zukunft gab die Lufthansa-Tochter heute das Motto aus, "in der zweiten Jahreshälfte alles zu geben". "Die hohen Standortkosten sind weiterhin eine Herausforderung, gegen die wir als Unternehmen konsequent anfliegen müssen. Auch von der zukünftigen Bundesregierung erwarten wir uns dringend Maßnahmen, die die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts stärken", betonte Konzernchefin Mann.
Klimaschutz nach hinten gestellt?
Eine Änderung gibt es bei den Flughäfen in den Bundesländern. So werden die Flüge zwischen Innsbruck und Frankfurt aufgestockt, und der Flughafen Linz, den die AUA wegen der guten Bahnverbindung nicht mehr bedient, erhält zusätzliche Flüge zum Drehkreuz der AUA-Muttergesellschaft in Frankfurt. Das Management verteidigte den Ausbau der Kurzstreckenverbindungen mit der Verantwortung gegenüber dem Wirtschaftsstandort. Man wolle den Unternehmen in den Bundesländern zumindest eine Anbindung an ein Lufthansa-Drehkreuz anbieten.
In Bezug auf den Klimaschutz möchte sich die AUA für "bessere Rahmenbedingungen" einsetzen. Die EU-weite Vorgabe, dass bis 2025 zwei Prozent des Kerosins aus nicht-fossilen Quellen (Sustainable Aviation Fuel, SAF) stammen müssen, sei laut Mann wettbewerbsverzerrend. Die Quote sei zwar erreichbar, jedoch sei SAF momentan "sehr, sehr teuer". Mann sagte, sie hoffe, dass die neue EU-Kommission nicht nur die Klimaziele verfolge, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Airlines berücksichtige. "Denn wer kein Geld verdient, kann auch nicht in Klimaschutz investieren", so Mann.

Neuer KV bis 2026
Nach langwierigen Verhandlungen haben sich Austrian Airlines und die zuständige Gewerkschaft nach einer Reihe von Arbeitsniederlegungen im April auf einen neuen Kollektivvertrag verständigt. Diese Einigung kam nach über 20 zähen Verhandlungsrunden zustande und gilt bis Ende 2026. Der Vertrag betrifft etwa 1.000 Piloten und 2.500 Flugbegleiter und sieht schrittweise Gehaltserhöhungen von insgesamt 19,4 Prozent bis 2026 vor.
Die Verhandlungen gestalteten sich äußerst schwierig, da die Arbeitnehmervertretung hartnäckig auf wesentliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen bestand. Ein zentraler Punkt der Auseinandersetzungen war die Anpassung der Gehälter an die Inflation und die Sicherstellung angemessener Ruhezeiten für das fliegende Personal. Eine Friedensklausel schließt bis zum Ende der Vertragslaufzeit weitere Streiks aus.
Auch Lufthansa fährt weniger Gewinn ein
Auch die AUA-Muttergesellschaft Lufthansa hat weniger Gewinn als im Vorjahr eingeflogen. Die Airline führte das schwache zweite Quartal auf Streikkosten in Höhe von etwa 100 Millionen Euro und auf sinkende durchschnittliche Ticketpreise zurück. Insbesondere die Ticketpreise nach Asien standen wegen der zunehmenden Kapazitäten chinesischer Airlines unter Druck. Aufgrund der geringeren Einnahmen hat Lufthansa den Winterflugplan ab Ende Oktober bereits reduziert.
Insgesamt erzielte der Konzern im zweiten Quartal einen Gewinn von 469 Millionen Euro (2023: 881 Millionen Euro), wie er am Mittwoch mitteilte. Der Quartalsumsatz stieg um 7 Prozent auf 10 Milliarden Euro. Das Flugangebot wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent, während die Passagiergesellschaften ihre Erlöse nur um 4,5 Prozent steigern konnten. Besonders verlustreich war die Kerngesellschaft Lufthansa, die nach sechs Monaten ein Minus von 427 Millionen Euro verzeichnete, eine Verschlechterung um mehr als eine halbe Milliarde Euro im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres, als am 30. Juni noch ein Gewinn von 149 Millionen Euro stand. Hier hat das Management ein Sparprogramm initiiert. Im Gegensatz dazu erzielte die Wartungstochter Lufthansa Technik Rekordergebnisse.
Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern, wie bereits berichtet, nur noch einen operativen Gewinn zwischen 1,4 und 1,8 Milliarden Euro (bereinigtes EBIT), nachdem zuvor rund 2,2 Milliarden Euro als Zielmarke genannt wurden. Im zweiten Quartal betrug der operative Gewinn lediglich 686 Millionen Euro nach 1,1 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.
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