RHI Magnesita : RHI Magnesita rutscht ab: Umsatz und Ergebnis sinken deutlich
Inhalt
- Firmenchef zeigt sich enttäuscht von Ergebnissen
- Ausblick für EBITA gesenkt – Strategie bleibt bestehen
- Nach Gewinneinbruch: Die unsichere Zukunft der RHI-Werke
- Zukäufe und Recycling-Initiativen
- RHI Magnesita treibt Dekarbonisierung voran – plant Großinvestition rund um Hochfilzen
- Weniger Abhängigkeit: RHI Magnesita will Europas Rohstoffversorgung stärken
- Zwischen Sparzwang und Zukunftsprojekten: RHI Magnesita vor schwieriger Balance
- Infobox: RHI Magnesita

Hochtemperatur in Aktion: Ein Arbeiter überwacht den Schmelzprozess in der Produktion von RHI Magnesita.
- © RHI MagnesitaIm ersten Halbjahr 2025 lief es für RHI Magnesita deutlich schlechter als erwartet: Sowohl Umsatz als auch Gewinn gingen spürbar zurück. Der Konzern setzte nur noch 1,68 Milliarden Euro um – rund 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch das operative Ergebnis (bereinigtes EBITA) brach von 190 auf 141 Millionen Euro ein. Damit sank die Gewinnmarge auf 8,4 Prozent.
Hauptgründe dafür waren ein ungünstiger Produktmix im Industriegeschäft, die schwache Nachfrage im Glasbereich sowie verschobene Investitionen von Kunden aus der Nichteisenmetallindustrie. Zusätzlich belastet die Übernahme des US-Unternehmens Resco die Bilanz: Die Nettoverschuldung stieg auf 1,58 Milliarden Euro, der Verschuldungsgrad auf das 3,1-Fache. Bis Ende des Jahres will RHI Magnesita diesen Wert wieder auf etwa das 2,8-Fache drücken.
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Firmenchef zeigt sich enttäuscht von Ergebnissen
RHI-Magnesita-Chef Stefan Borgas sprach in einer Aussendung von einem „extrem herausfordernden Marktumfeld“. Ein schwaches Projektgeschäft im Industriebereich, die Unsicherheiten durch den Zollstreit mit den USA, harter Wettbewerb und eine anhaltend geringe Nachfrage hätten die Margen deutlich belastet. „Ungeachtet dieser externen Faktoren sind wir von unserer Performance enttäuscht und werden nun entschlossen die notwendigen Schritte setzen, um Verbesserungen zu erzielen“, erklärte Borgas.
Für das zweite Halbjahr rechnet RHI Magnesita mit Marktanteilsgewinnen in einzelnen Regionen und höheren Margen. Dazu sollen bereits eingeleitete Maßnahmen beitragen – unter anderem zwei Werksschließungen, Preiserhöhungen und Kostensenkungen. Auch das bereinigte EBITA soll im weiteren Jahresverlauf von Preisanpassungen, geringeren Vertriebs- und Gemeinkosten sowie zusätzlichen Fixkostensenkungen profitieren.
Ausblick für EBITA gesenkt – Strategie bleibt bestehen
RHI Magnesita hat seine Prognose für das bereinigte EBITA auf 370 bis 390 Millionen Euro nach unten korrigiert. Im Jahr 2024 lag das bereinigte EBITA noch bei 407 Millionen Euro. Der Verschuldungsgrad (Gearing) soll bis Jahresende auf einen Faktor von 2,8 sinken. Durch die Übernahme der Resco Group Anfang 2025 hatte sich das Gearing im ersten Halbjahr jedoch auf 3,1 erhöht, die Nettoverschuldung betrug 1,58 Milliarden Euro.
Trotz der schwachen Ergebnisse hält das Unternehmen an seiner Wachstumsstrategie fest. „Wir sind nach wie vor überzeugt, dass unser Ansatz, im fragmentierten globalen Feuerfestmarkt über Zukäufe zu wachsen, der beste Weg ist, um in einem schwierigen Marktumfeld Mehrwert für unsere Aktionäre zu schaffen“, erklärte Firmenchef Stefan Borgas.
Im Juni startete RHI Magnesita zusammen mit BPI Inc. ein Recycling-Joint-Venture. Damit soll die Plattform für Kreislaufwirtschaft in Nordamerika ausgebaut werden – Rohstoffrecycling innerhalb der USA werde künftig noch wichtiger, auch wegen der höheren Zölle.
Nach Gewinneinbruch: Die unsichere Zukunft der RHI-Werke
Bereits Ende April hatte RHI Magnesita geprüft, angesichts schwacher Nachfrage und schwieriger Marktbedingungen die Produktion vorübergehend zu reduzieren und einzelne Produktionslinien stillzulegen. Damals war vor allem von den österreichischen Standorten Breitenau, Veitsch und Radenthein die Rede.
Nun scheint sich abzuzeichnen, dass aus diesen Überlegungen konkrete Maßnahmen werden könnten. Die Unternehmensführung bereitet offenbar Schritte vor, um Kosten zu senken – ob es zu tatsächlichen Werksschließungen oder einer eingeschränkten Produktion kommt, ist jedoch noch unklar.
Besonders betroffen ist weiterhin das Werk Radenthein, wo die Nachfrage nach Feuerfestprodukten für Glashersteller zuletzt um fast die Hälfte eingebrochen ist. Für die rund 350 Beschäftigten gibt es bislang keine Entscheidung, ob und in welchem Umfang Arbeitsplätze wegfallen. Auch über mögliche Kurzarbeit wurde noch nicht offiziell entschieden.
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Zukäufe und Recycling-Initiativen
Zu Jahresbeginn hat RHI Magnesita den US-Feuerfesthersteller Resco für 390 Millionen Euro übernommen und damit seine Marktposition in Nordamerika gestärkt. Resco steuerte in den ersten fünf Monaten nach der Übernahme bereits 90 Millionen Euro Umsatz und 11 Millionen Euro zum bereinigten EBITA bei.
Im Juni folgte ein Recycling-Joint-Venture mit dem US-Unternehmen BPI Inc., um die Kreislaufwirtschaft in Nordamerika auszubauen. Ziel ist es, Rohstoffe verstärkt innerhalb der USA zu recyceln – ein Ansatz, der nicht nur Kosten und CO₂-Emissionen senken soll, sondern auch unabhängiger von Importen macht. Beide Schritte sind Teil der langfristigen Wachstumsstrategie von RHI Magnesita, während kurzfristig die Integration der Zukäufe, Effizienzsteigerungen und Schuldenabbau im Fokus stehen.
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RHI Magnesita treibt Dekarbonisierung voran – plant Großinvestition rund um Hochfilzen
Trotz der aktuellen Konzernkrise hält RHI Magnesita an einem ambitionierten Zukunftsprojekt fest: Der geplante Aufbau einer weltweit ersten CO₂-freien Feuerfestanlage in Hochfilzen, Tirol. Dafür arbeitet das Unternehmen mit dem australischen Cleantech-Startup MCi Carbon zusammen. Gemeinsam bauen sie ein Verfahren zur Mineralstoffkarbonisierung auf, das jährlich bis zu 50.000 Tonnen CO₂ direkt in Magnesiumcarbonat und weitere synthetische Mineralien umwandeln soll.
Das Projekt erhielt 3,8 Millionen Euro an Fördermitteln aus einem gemeinsamen Forschungsprogramm zwischen Österreich und Australien – zur Skalierung der Technologie. Dennoch gilt der Bau der Industrieanlage frühestens ab 2028 als wahrscheinlich – Investitionen von 120 bis 150 Millionen Euro sind vorgesehen. Derzeit testet eine Pilotanlage in Australien die Funktionsfähigkeit des Konzepts.
RHI Magnesita sieht hierin nicht nur ein entscheidendes Dekarbonisierungsjahrzehnt für seinen Standort Hochfilzen, sondern auch den Beginn eines neuen Geschäftsbereichs: sogenannter Green Minerals. Das Verfahren genießt inzwischen Interesse aus China, soll aber zuerst in Österreich realisiert werden
Weniger Abhängigkeit: RHI Magnesita will Europas Rohstoffversorgung stärken
Die geplante CO₂-freie Produktion in Hochfilzen ist für RHI Magnesita mehr als nur ein Innovationsprojekt – sie steht auch für den Versuch, Europa unabhängiger von Rohstoffimporten zu machen. Magnesit gilt als zentraler Baustein für Feuerfestprodukte, doch die Abhängigkeit von China ist groß. Mit der Initiative will das Unternehmen nicht nur Emissionen reduzieren, sondern langfristig eine eigene Wertschöpfung in Europa sichern. CEO Stefan Borgas sieht darin einen entscheidenden strategischen Schritt: Nur mit regionaler Produktion und kürzeren Lieferketten könne Europa in einem neu geordneten Welthandel wettbewerbsfähig bleiben – auch wenn hohe Energiekosten und langsame Genehmigungsverfahren weiterhin große Hürden darstellen.
Zwischen Sparzwang und Zukunftsprojekten: RHI Magnesita vor schwieriger Balance
RHI Magnesita steht vor einem schwierigen Spagat: Einerseits zwingen Gewinneinbruch, schwache Nachfrage und harter Wettbewerb das Unternehmen zu Kostensenkungen und möglichen Werksschließungen. Andererseits plant der Konzern mit der CO₂-freien Produktion in Hochfilzen ein Zukunftsprojekt, das für Innovation und mehr Rohstoffunabhängigkeit in Europa steht.
Ob die ehrgeizigen Investitionen in Zeiten steigenden Kostendrucks wie geplant umgesetzt werden können, bleibt abzuwarten – sie würden jedoch eine zentrale Rolle für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von RHI Magnesita spielen.
Infobox: RHI Magnesita
RHI Magnesita ist einer der weltweit führenden Anbieter von Feuerfestprodukten, Systemen und Lösungen für Hochtemperaturprozesse über 1.200 Grad Celsius. Die Produkte kommen in verschiedenen Industrien zum Einsatz, darunter Stahl, Zement, Nichteisenmetalle und Glas.
Das Unternehmen verfügt über eine vollständig integrierte Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung bis hin zu Komplettlösungen. RHI Magnesita beschäftigt weltweit mehr als 20.000 Mitarbeiter und betreibt 65 Hauptproduktionsstätten, darunter auch Rohstoffstandorte. Zudem gehören 12 Recyclinganlagen und über 70 Vertriebsbüros zum Konzern.