Auch Karlheinz Wex, Vorstandsvorsitzender des Werkstoff- und Werkzeugherstellers Plansee, sieht sein Unternehmen von den Disruptionen 2024 nicht stark betroffen: "2024 war kein stark herausforderndes Jahr, was die Lieferketten betrifft", so Wex im Gespräch mit INDUSTRIEMAGAZIN. "Natürlich, diese Unsicherheiten und die großen Preisschwankungen bringen vor allem etwas Wirbel in die Planung, aber wir hatten in den Jahren davor - vor allem während Covid - ganz andere Herausforderungen zu lösen."
Katharina List-Nagl, CEO des niederösterreichischen Flugzeug-Ausstatters F/LIST, nennt, angesprochen auf die Herausforderungen der Lieferketten 2024, vor allem die höheren Transportkosten. Doch auch hier waren die vergangenen Jahre herausfordernder: "Wir waren massiv von der Ukraine-Krise betroffen, weil einige Kunden weggebrochen sind. Die gehen nun in Richtung Türkei oder Indien - Länder, die einen massiven Boost erleben. Wir als Unternehmen müssen deshalb sehr situationselastisch und anpassungsfähig sein."
Insgesamt hat auch das Lieferketten-Analyse-Unternehmen Everstream im letzten Jahr beobachtet, dass Verlader sich auf verlängerte Transitzeiten eingestellt und ihre Bestellpraxis angepasst hätten, um so die zusätzliche Zeit auf dem Seeweg auszugleichen. Deshalb wurden keine größeren Lieferengpässe beobachtet, so das Unternehmen in einer Analyse.
Plansee hat seine Lieferketten vor allem durch Akquisitionen und Anteilen an strategisch wichtigen Unternehmen abgesichert: „Wolfram, Molybdän und Kobalt sind unsere wichtigsten Rohstoffe. Wir haben unsere Supply-Chain dahingehend umgestellt und abgesichert, indem wir uns rückwärts integriert haben. Das kommt uns natürlich zugute, wenn die Zeiten und die Versorgung eher unsicherer werden.“
Bei der Rohstoffversorgung setze man inzwischen massiv auf Recycling. „80 Prozent der natürlichen Ressourcen von Wolfram sind in China. Hier haben wir uns durch Recycling-Technologien, die wir selbst entwickelt haben, unabhängig gemacht.“ Auch bei Kobalt setzt Plansee auf Recycling-Technologien, beim Rohstoff Molybdän auf Kreislaufwirtschaft. Dazu habe Plansee eigene Logistiksysteme aufgebaut und sich an einem Schrotthändler beteiligt, der über entsprechende Einsammel-Logistik verfüge. „Dadurch treffen uns Engpässe in den globalen Lieferketten eher weniger. Das Niedrigwasser im Panamakanal war schon eine schwierige Situation für uns, aber da konnten wir uns über Zwischenlager unserer Lieferanten helfen, um für Produkte, die außerhalb von Europa kommen, das Risiko zu reduzieren.“
Neu aufgestellt
Palfinger wiederum hat vor einem Jahr begonnen, Lieferketten „grundlegend neu aufzustellen“, erklärt COO Alexander Susanek. „Im Rahmen der strategischen Initiative ‚Supply Chain Transformation‘ haben wir unsere Prozesse analysiert und ein neues Zielbild definiert, das wir nun schrittweise umsetzen. Unser Ziel ist eine kundenzentrierte, resiliente und anpassungsfähige Supply Chain. Ein wesentlicher Strategiewechsel besteht darin, dass wir bei strategisch wichtigen Lieferanten darauf achten, dass sie mindestens in zwei unserer Regionen vertreten sind. Zudem integrieren wir unsere Lieferanten stärker in unsere Planungsprozesse.“