Industriekongress 2025 : Radikale Geschäftsmodelle in Serie: Wie v_labs den Aufbau neuer Unternehmen industrialisiert

Seit zehn Jahren bauen Georg Frick (re.) und Lukas Meusburger mit v_labs Räume für neue Geschäftsmodelle für Unternehmen auf.
- © Matthias Heschl„Können Sie sich einen Teilzeitgründer vorstellen? Eben. Das funktioniert nicht.“ Lukas Meusburger, Mitgründer von v_labs, bringt auf den Punkt, woran viele Corporate-Venture-Projekte scheitern: Sie werden im Nebenbei-Modus gefahren – von Führungskräften, deren Tagesgeschäft immer Priorität hat. Mit Georg Frick hat er vor zehn Jahren v_labs gegründet, eine heute 40-köpfige Agentur, die sich auf den systematischen Aufbau von Neugeschäft spezialisiert hat. Ihr Werkzeug: das Corporate Venture Studio.
„Ein Venture Studio ist der organisatorische Rahmen, um mehrere Start-ups parallel zu entwickeln – außerhalb der klassischen Konzern-Governance“, erklärt Georg Frick. Mit dieser „Sandbox“-Logik bauen Frick und Meusburger mit ihren Kunden skalierbare Geschäftsmodelle, ohne sich an die Trägheit traditioneller Strukturen in HR, IT oder Compliance zu binden. Stattdessen greifen operative Mechanismen aus der Venture-Capital-Welt: agile Entwicklung, eigenständige Teams, zentrale Plattformservices wie Recruiting, rechtliche Beratung und Business Development.
Studie mit 50 Top-Führungskräften
Wie schwer es Unternehmen dennoch fällt, Neugeschäft effektiv aufzubauen, zeigt eine Erhebung von v_labs aus dem Vorjahr. Dafür haben Frick und Meusburger Gespräche mit 50 Top-Führungskräften geführt, die sich in Konzernen aktiv mit Venture Building beschäftigen. Die zentralen Learnings:
- Kommerzialisierung fehlt der Plan: Die größte Hürde liegt nicht in der Ideenfindung, sondern in der erfolgreichen Kommerzialisierung. Es mangelt an robusten, wiederholbaren Go-to-Market-Strategien.
- Projektlogik blockiert Wachstum: Viele Neugeschäftsinitiativen sind nach klassischer Projektlogik organisiert. Was fehlt, ist ein skalierbarer Prozess, der nach der Validierung ein funktionierendes Geschäftsmodell etabliert.
- Fehlendes Unternehmer-Mindset: Innovationsteams agieren oft als verlängerter Arm des Kerngeschäfts – mit dem Ergebnis, dass wirklich neue Geschäftsmodelle kaum entstehen.
Weitere Hemmnisse: Die Startup-Denke wird „übergestülpt“, Compliance-Vorgaben sind früh kaum abbildbar, das Budget ist oft zu spät verfügbar – und der Überblick über parallele Initiativen geht schnell verloren. „Viele Innovationseinheiten denken ein bisschen über Neues nach – das reicht nicht“, kritisiert Meusburger. Im Unterschied dazu verfolge ein Corporate Venture Studio eine klar definierte Zielsetzung: „Wir entwickeln echtes Neugeschäft mit eigenständigen Wertbeiträgen – keine Prototypen.“
Vom Einzelprojekt zum skalierbaren Portfolio
Die operative Idee hinter einem Venture Studio: Der Aufbau wird industrialisiert. Statt isolierter Innovationsprojekte entstehen systematisch mehrere Ventures gleichzeitig. Dafür werden eigene Strukturen aufgebaut, Prozesse und Governance definiert, Teams geschult und die Finanzierung gesichert. Der Aufbau eines funktionierenden Studios dauere rund ein Jahr – ein weiterer bis zur ersten Portfolio-Reife.
Dieser Portfolio-Ansatz ist aus Sicht von V_labs die logische Antwort auf die inhärente Unsicherheit von Neugeschäft: Nicht jedes Venture wird erfolgreich sein, aber mit fünf bis zwanzig parallelen Entwicklungen steigt die Wahrscheinlichkeit signifikant, dass einzelne Ventures marktfähig werden und echten Wertbeitrag liefern. „So wird das Risiko auf mehrere Projekte verteilt – wie in einem VC-Fonds“, erklärt Frick. Viele Unternehmen rücken damit methodisch näher an die Venture-Capital-Logik heran: mit klaren KPIs, standardisiertem Reporting, rechtlicher Strukturierung und zentraler Unterstützung.
Das vollständige Whitepaper "The Corporate Venture Studio: An Effective Scaling Platform for New Business Commercialization" bietet eine vertiefende Analyse der organisatorischen und strategischen Voraussetzungen für erfolgreiches Corporate Venture Building.