KV-Verhandlungen 2025 : Kollektivvertrag: Fünfte Verhandlungsrunde in der Elektro- und Elektronikindustrie – Streik nicht ausgeschlossen

Viermal sind die Sozialpartner in der Elektro- und Elektronikindustrie heuer schon zusammengesessen, um sich auf den Kollektivvertrag (KV) 2025 zu einigen.
- © Adobe/H_KoBereits vier Verhandlungsrunden haben die Sozialpartner der Elektro- und Elektronikindustrie im Jahr 2025 hinter sich – am morgigen Freitag folgt der fünfte Versuch, einen Kollektivvertragsabschluss zu erzielen. Im Zentrum der Gespräche steht der Kollektivvertrag Elektroindustrie 2025, der für rund 60.000 Beschäftigte gilt. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA treten kämpferisch auf: Aus Sorge vor einem Scheitern wurde vorsorglich eine Streikfreigabe eingeholt. Die Arbeitgeberseite hingegen verweist auf die anhaltende Rezession, steigende Arbeitslosenzahlen und warnt unter Berufung auf Wirtschaftsforscher vor überzogenen Forderungen.
Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) soll laut Berichten zuletzt eine Lohn- und Gehaltserhöhung von maximal 1,5 Prozent angeboten haben – bei einer rollierenden Inflation von 2,76 Prozent. Traditionell dient die Teuerung der vergangenen zwölf Monate als Grundlage für die Lohnverhandlungen in Österreich. Abschlüsse unterhalb dieser Marke wurden von den Gewerkschaften PRO-GE und GPA klar ausgeschlossen. Neben einer fairen Lohnerhöhung in der Elektroindustrie fordern die Arbeitnehmervertreter auch Verbesserungen im Arbeitsrecht, wie etwa den erleichterten Zugang zur sechsten Urlaubswoche.
Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!
Frühjahrslohnrunde: Vergleich mit anderen Industriebranchen
Während in der Elektroindustrie die Verhandlungen noch andauern, konnten andere große Branchen bereits kollektivvertragliche Abschlüsse erzielen. In der Chemischen Industrie erhalten rund 50.000 Beschäftigte eine Lohnerhöhung von 2,65 Prozent. Die Holzindustrie, in der etwa 27.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind, verzeichnet eine Anhebung der Gehälter um 2,8 Prozent.
>>> So liefen die KV-Verhandlungen 2025
Die Papierindustrie hat sich auf ein gestaffeltes Modell verständigt, das sich am Unternehmenserfolg orientiert. Ein Teil der etwa 8.000 Beschäftigten kann somit bis zu 2,65 Prozent mehr Lohn erhalten. Alle diese Abschlüsse gelten rückwirkend ab dem 1. Mai 2025 – ein branchenübergreifender Standard bei Kollektivverträgen.
„Es rumort in den Betrieben“ – Stimmung in der Elektroindustrie angespannt
„Es rumort ordentlich in den Betrieben. Die Enttäuschung über das bisherige Angebot ist groß“, erklärten PRO-GE-Chefverhandler Reinhold Binder und GPA-Chefverhandlerin Eva Scherz. Betriebsversammlungen mit starker Beteiligung unterstreichen die Unzufriedenheit. Große Unternehmen wie Siemens, Zumtobel, AT&S und Infineon – allesamt Mitglieder des FEEI – stehen dabei im Fokus.
>>> Gewerkschaften fordern kräftiges Lohnplus und Arbeitszeitverkürzung
Die Gewerkschaften betonen, dass eine Nulllohnrunde nicht zur wirtschaftlichen Erholung beitrage, sondern im Gegenteil die Kaufkraft der Arbeitnehmer schwäche und die Konsumzurückhaltung verstärke. „Hohe Einkommensverluste für die Beschäftigten“ seien die Folge, so die Arbeitnehmerseite. Ein wichtiger Mitstreiter der GPA, Karl Dürtscher, der in seiner Laufbahn über 170 Kollektivverträge verhandelt hatte, ist Ende Mai im Alter von 64 Jahren verstorben – ein schwerer Verlust für die gewerkschaftliche Bewegung.
Kein Abschluss – dann Arbeitskampf
Am vergangenen Montag machten Scherz und Binder erneut deutlich: „Sollte am Freitag kein Abschluss mit fairen Lohn- und Gehaltserhöhungen möglich sein, wird es zu Arbeitskampfmaßnahmen kommen.“
Die Gewerkschaften fordern Lohnerhöhungen auf Basis der Teuerungsrate, mit besonderem Fokus auf niedrige Einkommensgruppen.
Im vergangenen Jahr erzielten die Vertreter von PRO-GE und GPA nach drei Verhandlungsrunden eine KV-Erhöhung um 7,5 Prozent, wobei die Ist-Löhne um 6,8 Prozent angehoben wurden. Seitdem liegt der kollektivvertragliche Mindestlohn in der Elektro- und Elektronikindustrie bei 2.406 Euro brutto pro Monat.