Moskau macht Druck : Gas-Streit zwischen Russland und Ukraine flammt auf

Das Nachbarland habe bis zum 1. Oktober Zeit gehabt, für Gaslieferungen aus dem August zu zahlen, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller vor Journalisten. Bisher sei aber kein Geld eingegangen. "Der Situation kocht hoch", sagte Miller bei einem Treffen mit dem russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew.
In dem Streit geht es um umgerechnet 640 Millionen Euro für erfolgte Lieferungen. Sollte die Ukraine nicht reagieren, werde der staatlich kontrollierte Konzern künftig auf Vorauszahlungen pochen, fügte Medwedew hinzu. Um die Durchleitung von Gas über die Ukraine und damit die Gasversorgung Europas über den Winter sicherzustellen, habe Gazprom bereits eine Milliarde Dollar (725,5 Millionen Euro) im Voraus überwiesen. Die Geduld des russischen Staatskonzerns Gazprom sei "nicht endlos", warnte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Der ukrainische Staatskonzern Naftogaz wollte sich nicht dazu äußern. Der ukrainische Regierungschef Nikolai Asarow sagte, die frühere Sowjetrepublik habe "die Lage unter Kontrolle".
Wiederholte Lieferunterbrechungen
Die Ukraine ist ein wichtiges Transitland für den Gas-Transport nach Europa. Der Streit über Gaspreise und Transitgebühren mit Russland hat in den vergangenen Jahren wiederholt zu Lieferunterbrechungen geführt - so 2006 und 2009. "Es besteht die Gefahr eines neuen Gas-Krieges mit der Ukraine", sagte Analyst Sergej Wachramejew. Die Geschichte könnte sich wiederholen. Die Bedeutung der Ukraine ist für den Gas-Transit nimmt aber ab, da das Land mit der Ostsee-Pipeline Nord Stream und der von Russland geplanten South-Stream-Röhre umgangen werden kann.
Zusätzlich angeheizt wird die Situation durch ein geplantes Freihandelsabkommen der Ukraine mit der Europäischen Union. Dies könnte zum Missfallen Russlands im November unterzeichnet werden. Russlands Präsident Wladimir Putin will stattdessen, dass die Ukraine eine Zollunion unter der Führung Russlands beitritt. Als Warnschuss führte Russland bereits aufwendige Zollprüfungen und ein Importverbot für einige Waren ein. (APA/Reuters/dpa)