Förderungen : Expertentipps für die Suche nach dem richtigen Fördertopf

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Auf den ersten Blick wirkt das umfassende Förderverzeichnis möglicherweise sogar etwas abschreckend. Diese extrem breite Auswahl ist jedoch dem äußerst positiven Umstand geschuldet, dass je nach Investitionsvorhaben parallel eine Vielzahl an Fördertöpfen von Ländern, Bund, Europäischer Union, Banken und sogar vom Finanzamt angezapft werden können. Und dabei öffnet der erfolgreiche Einstieg in eine Förderungsschiene oft gleich einmal die Tür zur nächsten. Nils Berger, CEO des Wiener Hightech-Unternehmens Viewpointsystem, hat aus dem EU-Programm Horizon 2020 die bislang höchste nach Österreich ausbezahlte Fördersumme von 2,3 Millionen Euro zur raschen Weiterentwicklung einer höchst innovativen Kommunikationsbrille eingeworben. „Der positive Förderbescheid von Horizon 2020 ebnet uns den Weg zu weiteren nationalen und internationalen Förderungen“, freut sich Berger.

Branchenmäßig haben heimische Industriebetriebe die besten Karten, um an hohe Fördergelder zu kommen. Die volumenmäßig wichtigste österreichische Förderungseinrichtung Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) sprach den Sachgüterproduzenten im Vorjahr 36,1 Prozent der Fördergelder zu. Die durchschnittliche Finanzierungsleistung aus den dafür 1.086 bewilligten Ansuchen lag dabei mit 381.123 Euro ebenfalls im Spitzenfeld. Absolut entscheidend dafür, bei welchen Förderstellen das Ansuchen die besten Chancen auf eine namhafte Dotation hat, ist ganz klar die Art des Investitionsvorhabens. INDUSTRIEMAGAZIN hat für die sieben typischen Investitions-Fördertypen Beispiele von erfolgreich durchgeführten Projekten mit Tipps von Experten aus Banken, Beratungsunternehmen und den Förderungsorganisationen für Sie zusammengestellt.

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Walter Freimüller: Der Expansive

Die wohl größte Herausforderung bei der Erschließung neuer, speziell schwieriger internationaler Absatzmärkte ist es, Kontaktnetzwerke aufzubauen. Hier setzt das Förderprogramm go-international der Wirtschaftskammer an. „Wir unterstützen bei der Organisation und Finanzierung von Veranstaltungen oder Leistungsschauen und auch mit Gruppenausstellungen auf internationalen Leitmessen“, sagt Rudolf Obereder, zuständig für Internationalisierungen in der Wirtschaftskammer Österreich. Mit „Export Schecks“ werden zudem 50 Prozent der angefallenen Nettokosten für die Bearbeitung neuer Märkte gefördert. Für den Kapitalbedarf empfiehlt Gerold Wagner, Leiter Förderservice der Hypo Vorarlberg, das Förderprogramm der Österreichischen Kontrollbank (OeKB) anzuzapfen. „Exportorientierten Unternehmen stehen die Förderschienen ‚Auftragsinvest‘ und ‚Exportinvest‘ zur Verfügung“, sagt Wagner. In beiden Fällen erfolgt die Kreditvergabe durch die Hausbank, über die OeKB erfolgt jedoch eine Haftungsübernahme bzw. Risikobeteiligung.

Nils Berger: Der Innovative

Werden Innovationen vorangetrieben, sollte die Zuerkennung der sogenannten Forschungsprämie eigentlich nur noch eine Formsache zu sein. Obwohl allein im Jahr 2017 satte 673 Millionen Euro aus 2.715 Antragsbefürwortungen durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an die Finanzbehörden zur Steuerrefundierung weitergeleitet wurden, sieht Manuela Walser, Geschäftsführerin ITS-Förderberatung, noch Luft nach oben. „Vielen Unternehmen ist leider gar nicht klar, dass sie Aktivitäten im Rahmen der Forschungsprämie betreiben“, sagt Walser. Speziell kleineren Unternehmen stellt der Wiener Förderungsspezialist auf Wunsch auch auf Basis einer risikolosen Erfolgsbeteiligung die für die optimale Beantragung notwendigen Technik-, Steuer- und Förderungsexperten zur Seite. Mit 2018 wurde die Forschungsprämie zudem noch attraktiver. Kosten von bis zu 1 Million Euro werden nun mit 14 statt mit bisher 12 Prozent an Steuersubvention versehen. Ebenfalls bares Geld sieht das EU-Förderprogramm Horizon 2020 für innovative Unternehmen vor. „Für die Aufbereitung der Förderanträge ist professionelles Know-how unbedingt erforderlich, wir empfehlen, hier auf die Unterstützung spezialisierter Dienstleister zurückzugreifen“, sagt Gerda Just, Leiterin GründerCenter und Förderservice Erste Bank.

Peter Kopriva: Der Neubauer

Förderungsmäßig ist nicht primär die Errichtung einer neuen Konzernzentrale, sondern meist die damit verbundenen Wachstums- oder Innovationsperspektiven der Hebel für Subventionen. Die vom INDUSTRIEMAGAZIN befragten Förderungsexperten empfehlen bei derartigen Investitionen den ERP-Kredit über die AWS als klassisches Basis Finanzierungsinstrument. „Bei den zinsgünstigen ERP-Krediten kann ein maximales Volumen von 30 Millionen Euro ausgeschöpft werden“, sagt Gerda Just von der Erste Bank. Wird ein bestehendes Firmengebäude generalsaniert oder erweitert, lohnt es sich, unter dem Titel „Verbesserung der Energieeffizienz“ bei der Kommunalkredit Public Consulting um eine Förderung anzufragen. „Es ist auch möglich, nur mit einzelnen Gewerken in die Fördergunst zu kommen. Sofern die baulichen Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes beitragen, ist die Chance auf eine Förderung sehr hoch“, sagt Peter Baumgartner, Senior Consultant beim Förderberater M27 Finance.

Helmut Werlberger: Der Gründer

Äußerst vielschichtig sind die Förderungsmöglichkeiten für Neugründungen. Und das ist auch sehr wichtig, denn die Anforderungen an Kreditbesicherungen sind in diesem Segment bankseitig besonders hoch. „Wir sehen auch im Bereich der Neugründungen eine starke Nachfrage nach Haftungsübernahmen. Im Vorjahr haben wir in diesem Bereich Garantien in durchschnittlicher Höhe von 57.000 Euro übernommen“, sagt Kurt Leutgeb, Geschäftsfeldleiter Garantien und Eigenkapital AWS. Neben dem klassischen erp-Gründungskleinkredit und branchenspezifischen Förderprogrammen von AWS sollten Jungunternehmer keinesfalls Unterstützungsleistungen der Bundesländer außer Acht lassen. „In Oberösterreich gibt es eine auf Bundesförderungen abgestimmte, zusätzliche Landesförderung für Start-up-Projekte“, sagt Martin Frühwirth, Förderspezialist der RLB OÖ. Verspricht die Gründungsidee schnelles und starkes Wachstum, ist der aws Gründerfonds ein fairer und verlässlicher Partner, der das notwendige Eigenkapital für die Expansion beistellt. „Bislang haben wir gemeinsam mit Co-Investoren mehr als 145 Millionen Euro in 30 Beteiligungen investiert und bereits zahlreiche Exits erfolgreich abgeschlossen“, sagt Ralf Kunzmann, Geschäftsführer des aws Gründerfonds.

Stefan Steinlechner: Der Nachhaltige

Zwangsläufig nicht sofort mit umweltschonenden Investitionen in Verbindung gebracht wird die Forschungsprämie. „Oft werden technische Entwicklungen im Zuge der Umsetzung von umweltschonenden Maßnahmen vorangetrieben, die häufig auch die Zuerkennung der Forschungsprämie auslösen“, sagt Manuela Walser, Geschäftsführerin ITS-Förderberatung. Gerda Just empfiehlt bei umweltrelevanten Investitionen, das Projekt bei der Kommunalkredit Public Consulting einzureichen. „Hier werden bei Schwerpunktthemen wie Energieeinsparung, Altlasten oder Gebäudesanierung in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen bis zu 30 Prozent der umweltrelevanten Kosten refundiert“, sagt Just. Neben Einmalbeträgen aus dem EU-Förderprogramm Horizon 2020 haben sich auch viele kleinere Fördertöpfe für Unternehmen in den letzten Jahren aufgetan. „Es gibt mittlerweile relativ leicht zugängliche Pauschalförderungen, die Usancen-atypisch teils sogar bis zu sechs Monaten nach Rechnungsdatum erst beantragt werden können“, sagt Peter Baumgartner vom Förderberater M27.

Johann Marihart: Der Modernisierer

Werden Produktionsanlagen neu errichtet bzw. modernisiert, fällt das klassisch in das Beuteschema des AWS ERP-Kredits. Je nach Innovationsgrad der Anlagen können aber auch noch weitere lukrative Fördertöpfe angezapft werden. Dabei sind auch EU-Förderungen keineswegs nur Konzernen vorbehalten. „Es ist weder die Größe eines Projekts noch die eines Unternehmens ausschlaggebend, um eine Förderung aus Horizon 2020 zu erhalten. Gerade kleinere und mittlere Firmen könnten noch viel intensiver ihre Chancen nutzen, die sich durch Innovationen oder beispielsweise auch Kooperationen mit Großunternehmen bieten“, sagt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Zum Stichwort innovative Produktionsanlage empfiehlt Gerold Wagner, Leiter Förderservice der Hypo Vorarlberg, sich um einen Zuschuss aus dem Förderprogramm „AWS Industrie 4.0“ zu bemühen. Hier werden beispielsweise die notwendigen Schulungs- und Ausbildungskosten mit bis zu 50 Prozent gefördert.

Förderfokus: Eigenkapital, Haftungen

Speziell Firmenübernahmen durch das Management oder Zukäufe von Mitbewerbern fallen nicht zwangsläufig in das klassische Beuteschema der Förderungsinstitutionen. Werden bei derartigen Vorhaben allerdings auch parallel Maßnahmen zur Internationalisierung, Innovation oder Wachstum gesetzt, steht u. a. auch die AWS-Förderwelt wieder offen. „Speziell bei größerem Finanzierungsbedarf helfen Garantien – z. B. durch die AWS –, um eine Hebelwirkung bei der Kapitalaufbringung zu erzielen“, sagt Peter Baumgartner, Senior Consultant beim Förderberater M27 Finance. Sind bei entsprechenden Wachstumsperspektiven aber trotz Förderhaftungen zu wenig Sicherheiten für eine klassische Zusatzfinanzierung der Bank vorhanden, versorgt die RLB OÖ ihre Unternehmenskunden auch mit Eigenkapital. „Wir bieten individuell nach Kundenwunsch und Unternehmenssituation von Mezzaninkapital über stille Beteiligungen bis zur Direktbeteiligung ein breites Spektrum an Eigenkapitalinstrumenten an. Hierfür verlangen wir natürlich keine Sicherheiten“, sagt Martin Frühwirth, Förderspezialist der RLB OÖ.