Energieversorger : Deal von Eon und RWE mit möglichen Auswirkungen auf Österreich

Am Ende kam es sogar noch zum Austausch der Kugelschreiber: Eon-Chef Johannes Teyssen strahlte mit dem blauen RWE-Stift ebenso in die TV-Kameras wie RWE-Boss Rolf Martin Schmitz mit dem bunten Eon-Kuli. "Das ist eine Transaktion, die nur Gewinner hat", sagte der RWE-Chef auf der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Essen zu der Zerschlagung von Innogy.

Innogy soll bis Ende 2019 zerschlagen sein

Die Aufsichtsräte der beiden deutschen Energieriesen hatten die Pläne zuvor abgesegnet. Wenn die Wettbewerbshüter mitspielen, wollen sich die einstmals "ewigen Rivalen" schon bald an die Neuordnung des heimischen Markts machen. Und bereits jetzt ist klar: Nach der geplanten Übernahme der Netz- und Vertriebsgeschäfte von Innogy könnten im Eon-Lagerkönnten bis zu 5.000 Jobs wegfallen.

Bis Ende 2019 soll die erst vor zwei Jahren gegründete RWE-Ökostromtochter Innogy zerlegt sein: Eon will das Vertriebs-und Netzgeschäft übernehmen und RWE das Ökostromgeschäft von Innogy und Eon. Während Eon danach um die 70.000 Beschäftigte haben dürfte, käme RWE auf knapp 23.000.

Auswirkungen auf Kärntner Versorger Kelag möglich

Der Deal kann nach Einschätzung der E-Control auch Auswirkungen auf den österreichischen Markt haben. Die heimische Regulierungsbehörde will die möglichen Auswirkungen auf Österreich beobachten.

Die RWE-Tochter Innogy ist maßgeblich an der Kärntner Kelag beteiligt und hält 49 Prozent an der Kärntner Energieholding, die wiederum 51 Prozent an der Kelag hält.

Zusätzlich hält Innogy einen direkten knapp 13-prozentigen Anteil am Kärntner Versorger, der knapp 1.500 Mitarbeiter beschäftigt. Diese Anteile sollen nun also von Innogy direkt unters Dach von RWE wandern.

Teile der betroffenen Unternehmen seien auch direkt in Österreich tätig, zum Beispiel am Erdgasspeichermarkt, so E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch diese Woche.

Überprüfung durch EU-Fusionskontrolle denkbar

Wenn es tatsächlich zu einer solchen Umgestaltung dieser Konzerne kommt, müsse man sich sehr wohl damit auseinandersetzen, welche wettbewerblichen Auswirkungen das habe. Das sei klassischerweise eine Sache der Fusionskontrolle und angesichts der Größe dieses Zusammenschlusses sei wohl davon auszugehen, dass es die Europäische Kommission zu beurteilen habe. Im Regelfall frage die EU-Kommission bei den nationalen Wettbewerbsbehörden und wohl auch bei den Regulierungsbehörden nach, welche Auswirkungen durch ein konkretes Zusammenschlussvorhaben entstehe können.

Die E-Control werde das sehr genau beobachten und gegebenenfalls der Europäischen Kommission auch zur Verfügung stehen. Ein Teilbereich des Unternehmens soll künftig noch viel stärker im Erneuerbaren Bereich tätig werden und wenn dieses dann auch am österreichischen Markt aktiv sei, müsse man sich das genauer anschauen, welche Auswirkungen das in Österreich habe. Im Augenblick sei die Faktenlage aber etwas dünn.

(APA/Reuters/red)

Eon-Chef Teyssen versuchte, die verunsicherten Innogy-Mitarbeiter zu umgarnen: "Wir haben großen Respekt vor ihrer Leistung", sagte er. Zusammen mit den Eon-Beschäftigten entstehe eine "starke, leistungsbereite und kreative Mannschaft".

Mittelfristig erwarte Eon großartige Entwicklungschancen, die im kommenden Jahrzehnt tausende neue Arbeitsplätze in Essen, Deutschland und Europa schaffen können.

Die Gewerkschaft Verdi unterstützt die Pläne zwar im Grundsatz, fordert aber Sicherheit für die Beschäftigten. "Die mit der Transaktion stattfindende Neuordnung des Energiemarktes in Deutschland muss nach Ansicht von Verdi für die Beschäftigten der betroffenen Unternehmen Arbeitsplatz- und Tarifsicherheit beinhalten", sagte das Mitglied des Bundesvorstands der Gewerkschaft, Andreas Scheidt, zu Reuters. Der angekündigte Arbeitsplatzabbau müsse sozial abgefedert sein, ohne betriebsbedingte Kündigungen.

Scheidt ist auch stellvertretender Aufsichtsratschef von Eon. Auch die Gewerkschaft IG BCE fordert den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Bei RWE soll es im Zusammenhang mit der Transaktion keinen Stellenabbau geben.

Die beiden Chefs von Eon und RWE blieben jedenfalls in Feierstimmung. Der am Wochenende überraschend angekündigte Deal sei durch gemeinsames Reden zustande gekommen. Das Innogy-Management, darunter der im Dezember geschasste Ex-Chef Peter Terium, sei nicht eingeweiht gewesen.

Schmitz wiederum frohlockte angesichts der künftigen Beteiligung von knapp 17 Prozent an Eon. "Sie glauben nicht, was ich mich schon jetzt über die Kurssteigerungen freue", sagte er. "Da leuchten bei mir jetzt schon die Dollar-Zeichen in den Augen." Aufstocken dürfe RWE die Beteiligung nach der Vereinbarung allerdings nicht. Auch ein Verkauf an einen Wettbewerber gehe nicht.

Energiekonzerne aus dem Ausland interessiert

Zeitweise hatten sich Eingeweihten zufolge auch mehrere ausländische Konzerne an Innogy interessiert gezeigt. Reuters zufolge hat RWE mit dem italienischen Versorger Enel, der französischen Engie und Iberdrola aus Spanien gesprochen. Mit Iberdrola habe RWE vor Weihnachten sogar kurz vor einer Einigung gestanden.

Die Kommunen - sie halten knapp 23 Prozent der RWE-Anteile - gab es nach anfänglichen Zweifeln Rückendeckung. Das Vorhaben sei strategisch und finanzwirtschaftlich grundsätzlich positiv zu werten, hieß es in einer Mitteilung. "Wir begrüßen außerdem, dass ein deutsches Unternehmen neuer Partner der RWE AG und damit indirekt auch für die Kommunen wird." Sie würden den Prozess positiv begleiten, aber dabei auch Wert darauflegen, dass die kommunalen Interessen gewahrt und gestärkt würden.

Die Pläne von RWE

RWE will mit der Übernahme neben den Kohle- und Gaskraftwerken ein zweites Standbein mit dem Ökostrom aufbauen. "Jetzt sind wir mit einem Schlag auf beiden Seiten exzellent aufgestellt", betonte Schmitz. Er legte auch Zahlen für 2017 vor. Nach einem Rekordverlust von 5,7 Mrd. Euro 2016 fuhr der Versorger im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von 1,9 Mrd. Euro ein. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie erhalten, inklusive einer Sonderausschüttung von einem Euro. Für 2018 soll die ordentliche Dividende auf 70 Cent je Papier steigen.

Eon will seinen Vorsteuergewinn steigern

Eon hatte am Abend zuvor die Bilanz vorgelegt. Der Konzern kündigte an, bis 2020 den um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um jährlich durchschnittlich drei bis vier Prozent zu steigern. 2017 fuhr der Konzern hier 3,1 Mrd. Euro ein, heuer sollen es 2,8 bis 3,0 Mrd. sein.

(reuters/apa/red)