Zulieferer : Chippreise steigen - Fabriken und Infrastruktur in Japan zerstört
Ein Fünftel der weltweiten Chipproduktion erfolgt in Japan. Dutzende von Herstellern halten ihre Fabriken seit dem Beben geschlossen. Es wird Monate dauern, bis Straßen, Stromnetz, Häfen und Eisenbahnstrecken wieder voll funktionsfähig sind.Auch wenn die Lieferungen von Bauteilen für die Chipproduktion bereits in zwei Wochen wieder beginnen würden, würden sich die Engpässe und Preiserhöhungen bis ins dritte Quartal auswirken, berichtete das Forschungsinstitut iSuppli. Vor allem die Nachfrage nach Nand-Chips ist zuletzt wegen des Tablet-Booms deutlich gewachsen. Chiphersteller Texas Instruments teilte am Montag mit, seine beiden Fabriken in Japan würden erst im Juli wieder ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen.Der Erdbebenkatastrophe folgen Kräfteverschiebungen in der weltweiten Chipbranche. Nachdem Werke der Halbleiterhersteller in Japan am Wochenende abgeschaltet wurden, werden sich die Abnehmer japanischer Chips wegen drohender Lieferengpässe vorerst verstärkt in Korea, Taiwan, Europa und den USA umsehen müssen. Im Export drohen die Japaner dadurch ins Hintertreffen zu geraten: Chipfabriken brauchen in der Regel eine ununterbrochene Stromversorgung, die durch die geplanten Abschaltungen im japanischen Elektrizitätsnetz gefährdet ist. Nach einem Stromausfall kann es mehrere Wochen dauern, bis eine Chipfabrik wieder ordnungsgemäß läuft. Kaum Auswirkungen auf Infineon und Dialog. So profitierten die Titel des weltweit zweitgrößten Herstellers von Chips, der koreanischen Samsung, am Montag mit einem Kursplus von über vier Prozent auf den Ausfall der Werke von Toshiba und Freescale in Japan. Toshiba ist weltweit der drittgrößte Chipanbieter. Auch die Papiere des US-Herstellers Micron legten zu. Japan hat innerhalb des Chipsektors eine starke Position bei sogenannten Flash-Speichern für die Unterhaltungselektronik, Stromregelchips und Auto-Halbleitern. Den Bereich der Computerprozessoren dominieren hingegen der amerikanische Weltmarktführer Intel und die kleinere AMD.Als Absatzmarkt spielt Japan für die ausländische Chipbranche indes kaum eine Rolle. Bei den deutschen Chipspezialisten Dialog und Infineon hielten sich daher Sorgen und Hoffnungen der Anleger in etwa die Waage. Ein Infineon-Sprecher erklärte, das Geschäft vor Ort hänge vor allem von der Entwicklung der Autoproduktion ab. Der bayerische Chipkonzern beliefert in Japan vor allem Autohersteller und deren Elektronikzulieferer mit Halbleitern. Insgesamt ist der Umsatzanteil von Infineon in Japan wie bei vielen anderen ausländischen Unternehmen mit sechs Prozent eher gering. Der japanische Markt gilt als stark abgeschottet, die Zulieferkreisläufe sind häufig inländisch oder regional. (APA/red)