Recycling bei Alpla : Wie der Kunststoff-Pionier Alpla mit der "4R"-Strategie Nachhaltigkeit vorantreibt

ALPLA setzt auf Recycling und Bottle-to-Bottle-Kreisläufe

Mit 4,7 Milliarden Euro Umsatz (2023), weltweit 23.300 Beschäftigten sowie 196 Produktionswerken in 47 Ländern gehört die Vorarlberger Alpla-Gruppe zu den Weltmarktführern unter den Kunststoffverpackungs-Produzenten.

- © ALPLA

Die Alpla-Gruppe aus Vorarlberg zählt mit einem Umsatz von 4,7 Milliarden Euro im Jahr 2023, 23.300 Mitarbeitenden weltweit und 196 Produktionsstätten in 47 Ländern zu den führenden Unternehmen der Kunststoffverpackungsbranche. Als das Familienunternehmen 1955 in Hard am Bodensee gegründet wurde, war "Plastik" – ein Begriff, der im Firmennamen steckt – noch weitgehend neutral oder positiv besetzt. Heute hingegen ist Kunststoff im Kontext der Nachhaltigkeit stark umstritten. Alpla begegnet dieser Herausforderung mit seiner "4R"-Strategie.

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Diese vier "R" stehen für Reduce, Reuse, Recycling und Replace. Ziel ist es, die von Alpla hergestellten Verpackungen wie Flaschen, Verschlüsse, Spritzgussteile und Tuben mit weniger Materialeinsatz dünnwandiger zu gestalten, wiederverwendbar zu machen – wie beispielsweise durch die jüngst vorgestellte Mehrwegflasche für Kosmetikprodukte – und das Recycling zu fördern. Unter "Replace" versteht Alpla etwa die Entwicklung einer Papierflasche, an der das Unternehmen seit 2019 arbeitet, sowie kompostierbare Kaffeekapseln. Dieser Aspekt wird bei Alpla sehr ernst genommen, auch aus Gründen des Wettbewerbs: Sollte jemals ein Material entwickelt werden, das Kunststoff vollständig ersetzen kann, möchte Alpla eine führende Rolle dabei spielen. Aktuell liegt jedoch der Fokus vor allem auf den Bereichen Reduce und Recycling.

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- © Industriemagazin

"Nachhaltigkeit ist alternativlos"

"Unser oberstes Ziel ist es, Kreisläufe für unsere Produkte zu schaffen", schrieb Philipp Lehner, der 2021 die Unternehmensführung von seinem Vater Günther übernommen hat, im Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens. Es gehe darum, den Kunden "sowohl lokal als auch global die nachhaltigste Verpackungslösung anzubieten". Lehner betonte zudem, dass Nachhaltigkeit alternativlos sei: Der Weg dorthin sei komplex und herausfordernd, aber auch "zwingend".

>>> Alpla-CEO Lehner: "Kreislaufwirtschaft und Design for Recycling sind die Zukunft"

Die Alpla-Sprecher Erik Nielsen und Lukas Österle hoben im Gespräch mit der APA die Vorteile von Plastik hervor. Im Vergleich zur Glasflasche – auch der recycelten – habe die Plastikflasche beim CO2-Fußabdruck deutliche Vorteile, unter anderem durch ihr geringeres Gewicht. Gelänge es, Plastikflaschen noch dünnwandiger und verbraucherfreundlicher zu gestalten, ließe sich dieser Effekt weiter verstärken. Neue Flaschen werden in einem der sieben weltweit betriebenen "Kompetenzzentren für Design und Technologie" von Alpla in Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt. Dabei kommen modernste Technologien zum Einsatz, einschließlich virtueller Simulationen, um das Aussehen, die Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile neuer Flaschen oder Behälter zu analysieren. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Gestaltung der Flaschen, um sie optimal recycelbar zu machen.

Philipp Lehner, CEO von Alpla, und Vater
Philipp Lehner, CEO von Alpla, und sein Vater, Günther Lehner - © Alpla
Unser oberstes Ziel ist es, Kreisläufe für unsere Produkte zu schaffen.
Philipp Lehner

Über 30 Jahre Erfahrung

Im Bereich Recycling verfügt Alpla über mehr als 30 Jahre Erfahrung. Das Recycling-Netzwerk des Unternehmens umfasst heute 13 Betriebe, darunter vier Joint Ventures in acht Ländern, mit einer installierten und geplanten Output-Kapazität von jährlich 350.000 Tonnen Material. Recycelt werden Polyethylenterephthalat (PET) und Polyethylen hoher Dichte (HDPE). Das Unternehmen hatte sich vor Jahren das Ziel gesetzt, bis 2025 ein Viertel seiner hergestellten PET-Flaschen aus Recyclingmaterial zu produzieren. Aktuell liegt dieser Anteil bei etwa 22 Prozent. Eine greifbare Zahl ist die Menge der täglich recycelten Flaschen – nach Unternehmensangaben etwa 30 Millionen. Bis 2030 soll die Recycling-Kapazität auf 700.000 Tonnen Material pro Jahr verdoppelt werden.

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Nielsen und Österle betonten, wie wichtig es sei, Verpackungen einen Wert zu geben, und sprachen sich daher für das in Österreich ab 1. Januar 2025 geltende Pfandsystem für PET-Flaschen und Aluminium-Dosen aus. In Deutschland, wo ein Pfandsystem bereits etabliert ist, "kommen 98 Prozent der PET-Flaschen zurück", so Nielsen. Die Sammlung über den "gelben Sack" kritisierte er hingegen aufgrund der Verunreinigungen und der Vielzahl unterschiedlicher Gegenstände als "schwierig". Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft sei es entscheidend, dass aus recycelten Flaschen wieder neue Flaschen entstehen. "Der PET-Markt ist umkämpft", sagte Nielsen. Eine Vereinfachung und Verbesserung des Recyclings lasse sich auch dadurch erreichen, dass Flaschen und Etiketten aus demselben Material bestehen. "Der Deckel ist oft aus Polypropylen (PP) gemacht", erklärte Nielsen. Beim Recycling müsse dieser dann getrennt werden. "Wir sind überzeugt, dass Kunststoff aktuell die beste und sinnvollste Option ist", stellte Nielsen fest. Es gelte jedoch, den "funktionierenden Recycling-Strom" weiter auszubauen.

Für diese Episode hat IM-Autor Daniel Pohselt mit Unternehmer Philipp Lehner gesprochen. Lehner - Jahrgang 1984 - ist seit Jahresbeginn neuer CEO des Verpackungslösungsherstellers Alpa. Einem Unternehmen, das sein Vater Günther in zweiter Generation zu einem Konzern mit heute über 21.600 Mitarbeitern an weltweit 180 Standorten in 45 Ländern aufbaute. Hören Sie, warum es Philipp Lehner zunächst einmal in die Ferne zog, bevor er den Eintritt in das Familienbusiness in Hard am Bodensee vollzog - und wie ihn gemeinsame Stunden mit seinem Großvater, dem Unternehmensgründer Alwin Lehner, prägten. Hören Sie außerdem, wie der Gründerenkel mit disruptiven, nachhaltigen Produkten in neuen Märkten die Internationalisierungsstory des Unternehmen mit 3,7 Milliarden Euro Jahresumsatz fortschreiben will.