Stellenabbau bei KTM : Pierer Mobility in der Krise: 200 weitere Stellen in Österreich gefährdet

Pierer KTM MotoGP

Die oberösterreichische Pierer Mobility (früher KTM Industries) des Industriellen Stefan Pierer baut aufgrund von Absatzrückgängen im dritten Quartal zusätzlich 200 Jobs ab.

- © KTM

Die Pierer Mobility AG, vormals bekannt als KTM Industries und geführt von Industriellen Stefan Pierer, plant aufgrund eines deutlichen Rückgangs der Verkaufszahlen im dritten Quartal, zusätzlich 200 Stellen abzubauen. Wie am Freitagabend auf APA-Nachfrage bestätigt wurde, wird der Stellenabbau „vorwiegend in Österreich“ erfolgen. Bereits im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen 373 Arbeitsplätze gestrichen, davon 309 in Österreich. Ende Juni beschäftigte die Unternehmensgruppe etwa 6.000 Mitarbeitende.

>>> Kündigungen: KTM baut weitere Stellen ab

Der börsennotierte Hersteller von Motorrädern und Fahrrädern meldete am Freitag nach Börsenschluss für das erste Halbjahr 2024 einen Umsatzrückgang um 27 Prozent auf 1 Milliarde Euro sowie einen Periodenverlust von 172 Millionen Euro. „Die wesentlichen Treiber hinter den Ergebnissen des ersten Halbjahres waren dem wirtschaftlich volatilen und schwierigen Marktumfeld geschuldete Absatzrückgänge, Aufwendungen in Zusammenhang mit der Restrukturierung des Bicycle-Segments und der Anstieg der Personalkosten in Europa“, erklärte Firmenchef Pierer in einer Stellungnahme. Er fügte hinzu, man habe „frühzeitig tiefgreifende Maßnahmen“ eingeleitet, die im zweiten Halbjahr „eine deutliche Verbesserung der Ergebnisse“ bewirken würden.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Folgen Sie uns doch für mehr News aus Österreichs Industrie auf unserem neuen WhatsApp-Kanal: einfach Code scannen und auf "abonnieren" klicken!

- © Industriemagazin

Pierer Mobility: EBIT stürzt ins Minus

Das operative Ergebnis (EBIT) des ersten Halbjahres belief sich auf minus 195 Millionen Euro im Vergleich zu 97 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Ein „wesentlicher Faktor“ für das negative Ergebnis war der Geschäftsbereich Bicycles, der ein negatives Betriebsergebnis von 117 Millionen Euro verzeichnete, davon entfielen minus 75 Millionen auf Sonderabschreibungen und -effekte, hieß es in der Unternehmensmitteilung. Der Motorradbereich wies ein Ergebnis von minus 78 Millionen Euro aus.

>>> Pierer Mobility prognostiziert Umsatzrückgang und Gewinneinbruch bei Motorrädern

Der Umsatz im Motorradsegment sank im ersten Halbjahr um 27 Prozent auf 936 Millionen Euro, während die Erlöse im Fahrradgeschäft um 36 Prozent auf 69 Millionen Euro zurückgingen. Laut Unternehmensangaben beeinträchtigten insbesondere die hohen Zinsen in den USA, die Inflation in vielen europäischen Ländern und ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum weltweit die Verkaufszahlen.

Um die Geschäftsergebnisse zu verbessern, plant Pierer Mobility neben dem Stellenabbau eine Reduzierung der Produktionsmengen im Jahr 2024 um etwa ein Viertel und eine Straffung der Produktentwicklung. Auch der defizitäre Fahrradbereich wird restrukturiert. Die bereits 2023 eingeleitete Neuausrichtung des Fahrradgeschäfts mit einem Fokus auf das Premium-Segment soll in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Umsatzrückgang von bis zu 15 Prozent erwartet

Für das Gesamtjahr 2024 erwartet der Vorstand der Pierer Mobility AG einen Umsatzrückgang von 10 bis 15 Prozent. Dennoch rechnet das Unternehmen mit „einem deutlich besseren zweiten Halbjahr“. Im Motorradbereich geht der Vorstand davon aus, dass die negativen Auswirkungen des Absatzrückgangs durch Kosteneinsparungen ausgeglichen werden können und für das Gesamtjahr 2024 „ein ausgeglichenes bis leicht positives EBIT erwirtschaftet werden kann“. Im Fahrradbereich wird hingegen aufgrund von außergewöhnlichem Abwertungs- und Restrukturierungsbedarf ein Betriebsergebnis von -110 bis -130 Millionen Euro erwartet.

>>> Stefan Pierer muss Steuern in Millionenhöhe nachzahlen

KTM hat in jüngster Vergangenheit einen deutlichen Stellenabbau durchgeführt, der sich als größer und weitreichender herausstellte als ursprünglich angekündigt. Zunächst war im März die Rede von 300 betroffenen Arbeitsplätzen in der Produktion, doch zusätzlich wurden 120 Positionen in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung gestrichen. Diese Einschnitte sind Teil einer umfassenden Restrukturierung, die auf die Verlagerung der Produktion nach Asien zurückzuführen ist. Finanzvorstand Viktor Sigl erklärte, dass die Maßnahmen zur Kostensenkung und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit notwendig waren.

Pierer Stefan , KTM , Wels . Stefan Pierer Pierer Industries Pierer Mobility
© Ilgner Lukas / Verlagsgruppe News / picturedesk.com

KTM-Stellenabbau: Automatisierung treiben Unruhe in Mattighofen

Der Abbau begann zu Jahresbeginn und wurde schrittweise durchgeführt. Besonders hart traf es die Mitarbeiter in Österreich, da das Unternehmen in den vergangenen Jahren stark von seinem Standort in Mattighofen aus expandierte. Die Verlagerung der Produktion sowie die Automatisierung wurden als wesentliche Gründe für den Stellenabbau genannt. Trotz dieser drastischen Maßnahmen betonte die Unternehmensleitung, dass man weiterhin auf Wachstum setze und die Marktführerschaft im Offroad-Segment halten wolle.

>>> Stefan Pierer: "Ein einzelner Chiphersteller hat die ganze Industrie in Mitleidenschaft gezogen"

Die Entscheidung, Arbeitsplätze zu streichen, führte zu Unruhe unter den Mitarbeitern und Gewerkschaften, die eine mangelnde soziale Verantwortung des Unternehmens kritisierten. Es wurden Forderungen nach mehr Transparenz und Mitsprache laut. KTM versicherte jedoch, dass man alle betroffenen Mitarbeiter unterstützen werde, insbesondere durch Angebote zur Umschulung und beruflichen Neuorientierung.

Die Pierer Mobility AG befindet sich zu 74,3 Prozent im Besitz der Pierer Bajaj AG, wobei die Pierer Industrie AG von Stefan Pierer 50,1 Prozent hält und der indische Partner Bajaj 49,9 Prozent. Weitere rund 0,1 Prozent gehören der Pierer Konzerngesellschaft. Laut Unternehmensangaben befindet sich der Streubesitz bei rund 25,6 Prozent. Der Aktienkurs der Pierer Mobility AG ist seit Jahresbeginn um über 40 Prozent gesunken.

Der KTM -Mutterkonzern Pierer Mobility erwartet bei der Präsentation der vorläufigen Bilanzzahlen einen Rekordumsatz von knapp 2,7 Milliarden Euro, trotzdem hält das Unternehmen an ihren Auslagerungsplänen nach China und den geplanten Kündigungen fest. Die AMAG erhält einen Großauftrag zur Lieferung von Aluminium an das Audi-Werk im ungarischen Györ, es ist der größte Auftrag seit Bestehen der Partnerschaft. Führungswechsel bei Simon Kucher und Partner in Österreich: Othmar Schwarz übernimmt die Leitung von Thomas Haller. Und das Technologieforum 2024 der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) steht im Zeichen von Nachhaltigkeit und Wachstum.