Robotik und Automatisierung im Aufwind : Industrieautomatisierung: Viel Zuversicht und eine Sorge

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Woche der Robotik
Liebe Leser*innen,
heute haben wir etwas ganz Besonderes für Sie: Die "Woche der Industrierobotik" vom 2. bis 5. Dezember 2024, komplett online auf allen Portalen!
Steigender Kostendruck, Fachkräftemangel und der Bedarf an Flexibilität in der Produktion & Logistik erfordern innovative Lösungen. Multimedial geben wir spannende Einblicke und die wichtigsten Erkenntnisse rund um den Einsatz von Robotern: Von innovativen Automatisierungslösungen bis hin zu zukunftsweisenden Technologien beleuchten wir eine Woche lang die aktuellen Entwicklungen, Trends und Potenziale.
Wir wünschen Ihnen viel Freude mit unserem außergewöhnlichen Special!

Geopolitisch bleibt auch 2024 unsicher und viele Experten prognostizieren eine weitere Stagnation für die Industrie – das wird sich vor allem in der Auftragslage und den verhaltenen Investitionen zahlreicher Automatisierer widerspiegeln. Trotzdem herrscht Zuversicht in der Branche, wie O-Töne aus den heimischen Geschäftsführungen der größten Automatisierungsunternehmen zeigen. Die spannendsten Entwicklungen der Branche in 5 Kapiteln im Check.
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1. Investitionszurückhaltung allerorten: Wird 2024 doch noch ein fantastisches Jahr?
"Ich glaube, dass sich die Bauwirtschaft unter anderem durch das ein oder andere Förderprogramm vom Staat erholen kann", meint Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender ABB AG Österreich. Zuversichtlich ist er, was Energieeffizienz und Nachhaltigkeit betrifft. "Beides kann als treibende Kraft für die wirtschaftliche Entwicklung dienen", sagt Kohlmaier. Laut WIFO und Einkaufsmanagerindex scheint der Boden erreicht, die Talsohle durchschritten, beobachtet auch Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer Weidmüller Österreich. "Wir gehen von einer minimalen Verbesserung in Q2 aus", sagt Weidinger. Eine Erholung erwartet er ab Anfang Q3.
"Dies deckt sich auch mit der Auftragslage einiger unserer Großkunden, daher sind wir in Summe für 2024 leicht optimistisch", so Weidinger. Eine ähnliche Entwicklung erwartet Thomas Lutzky, Geschäftsführer Phoenix Contact Österreich. "Zunächst erwarten wir, dass sich die Konjunktur mit Fortdauer des Jahres bessert", sagt er.

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Energietransformation.
Trendthemen wie die Energietransformation und die fortschreitende Digitalisierung hin zu einer nachhaltigeren Produktion würden seiner Branche steigende Nachfrage bescheren. Unsere aktuelle Prognose für die zweite Jahreshälfte "ist vielversprechend", sagt Christoph Ungersböck, Geschäftsführer Sick Österreich. Die Projekte in der Angebots- bzw. Ausarbeitungsphase würden einen spürbaren Aufwärtstrend zeigen und man sehe verstärkte Investitionen in neue Technologien. "Die Indikatoren sprechen also für eine positive Entwicklung", so Ungersböck.
Man sei in einer absoluten Nische und trage hier zu Produktivität und Kostenersparnis bei", sagt Ronald Naderer, CEO und Gründer FerRobotics. In vielen Bereichen könnten Lösungen den allseits bekannten Fachkräftemangel abfedern. Mit diesen ganzen Vorteilen sei man auf einem Wachstumskurs. "Und die strategische Partnerschaft mit Bosch eröffnet uns zudem neue Märkte und neue Kunden", sagt Naderer.

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2. Welche Technologien befeuern Ihr Österreich-Geschäft?
"Erwähnenswert ist definitiv unser Angebot an kollaborativen Robotern", berichtet ABB-Mann Martin Kohlmaier. Neben unseren zahlreichen Hard- und Softwarelösungen in der Prozessautomatisierung würden selbstverständlich auch CyberSecurity-Lösungen eine essenzielle Rolle spielen. "In unserem Österreich-Geschäft werden insbesondere Automatisierungstechnologien für KMU wie Robotik, mobile Plattformen und mobile Roboter stark nachgefragt", sagt Reinhard Nagler, CEO Kuka CEE.
Durch clevere Automatisierung könne auch am teuren Standort Österreich wettbewerbsfähig und innovativ produziert werden. Die österreichischen Maschinen- und Anlagenbauer hätten die letzten Jahre an den Lieferkettenproblemen und an der Verfügbarkeit von Single Source Komponenten gelitten, sagt Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer Weidmüller Österreich.

Offenheit.
Geschlossene Systeme, auch im Bereich der Steuerungstechnik, seien für neue Maschinen nicht mehr denkbar. Dies schaffe Platz und Möglichkeiten für offene Systeme, "wie unser u-OS, in Verbindung mit Codesys als Standard", sagt Weidlinger. "Das Systemgeschäft im Bereich Intralogistik und Lösungen in den Bereichen Qualitätssicherung, Safety sowie Mobile Automation Solutions stehen in Österreich gerade besonders hoch Kurs", beobachtet Christoph Ungersböck, Geschäftsführer Sick Österreich. Für Festo sei ein Wachstumsmotor das stetig wachsende Angebot im Bereich elektrische Antriebstechnik. "Es ist die perfekte Ergänzung zur Pneumatik und erlaubt es uns, technologieübergreifende Lösungen aus einer Hand anzubieten", sagt Rainer Ostermann, Geschäftsführer Festo Österreich.
Bekanntermaßen habe Österreich und Europa eine starke Industriebasis, sagt Martin Schwarz, CSO KEBA Industrial Automation. Gleichzeitig mache sich durch den demographischen Wandel der Mangel an Fachkräften bemerkbar. "Um dieser Entwicklung langfristig entgegenzuwirken bzw. sie zumindest teilweise zu kompensieren, setzt man zunehmend auf Automatisierung und Robotiklösungen - und auch, um als europäische Industrie generell wettbewerbsfähig zu bleiben", sagt Schwarz.

3. Welche Segmente verdienen die Zuschreibung „Wachstumsmarkt"?
Hier sind definitiv Segmente zum Thema Nachhaltigkeit und Recycling zu nennen, so Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender ABB AG Österreich. Technologisch werde sich viel um das Thema Simulation mit Fokus auf Digitalen Zwillingen drehen, dicht gefolgt von KI-basierter Unterstützung und KI-generierten Programmen in all ihren Facetten, beobachtet Reinhard Nagler, CEO Kuka CEE. Und: Mit Blick auf roboterbasierte Automatisierung werden mobile Roboter immer mehr in die Märkte drängen. Aus der Sicht von Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer Weidmüller Österreich, wird sich die Intralogistik Branche nach einem herausfordernden 2023, im Jahr 2024 wieder erholen.

Maschinenbau optimiert.
"Auch Firmen im erneuerbaren Energien Sektor werden stabil laufen", sagt Weidinger. Weidmüller könne hier sowohl im Bereich Photovoltaik (PV Sticks, Generatoranschlusskästen) und Wind (Blade Control) unterstützen. Der breite Maschinenbau werde weiterhin an Optimierungen arbeiten, "wo wir im Bereich Automatisierung im Schaltschrankbau unterstützen können", sagt er. "Wachstum sehen wir in allen Bereichen, die der Energietransformation zuzuschreiben sind", sagt Thomas Lutzky Geschäftsführer Phoenix Contact Österreich.
Bei der Sektorenkopplung etwa werden Energieerzeugung, -verteilung, -speicherung und -verbrauch als gesamtheitliches System betrachtet. Standardisierte Kommunikationsprotokolle würden die notwendige Kommunikation ermöglichen.

4. Gibt es selbst in stagnierenden Märkten wie Automotive Wachstum?
"Der Automotive-Markt wird sich weiter elektrifizieren. Das öffnet neue Bereiche für roboterbasierte Automatisierung – wie zum Beispiel E-Mobility oder Battery", sagt Reinhard Nagler von Kuka. Roboter würden bereits heute beim Be- und Entladen, sowie beim Handling von (Lithium-Ionen-)Batterien eingesetzt. Ein weiteres Wachstumsfeld sei die Logistik, die aktuell noch nicht so stark automatisiert ist wie der Automobil-Rohbau. "Flexible Logistiksysteme mit autonomen mobilen Plattformen oder auch mobilen Robotern können schnell angepasst werden und damit auch die immer größer werdende Nachfrage nach Modellvielfalt bedienen", sagt Nagler.
Auch in Automotive gebe es Wachstumschancen, meint Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer Weidmüller Österreich. Speziell wenn es um Maschinen und Technologien im Bereich E-Fahrzeuge oder Wasserstoff ginge. Für E-Fahrzeuge würden andere Maschinen, Anlagen und Prüfstände benötigt.

Unabhängige Entwicklungen.
"Wir sind im Automobilsektor global aufgestellt", sagt Ronald Naderer, CEO und Gründer FerRobotics. Die meisten Automotive OEMs seien Kunden. "Prinzipiell wird der Mobilitätsbedarf wachsen und somit sehen wir auch hier große Wachstumschancen, da unsere Anwendungen unabhängig vom Antriebskonzept sind", sagt Naderer. Ziel der Kunden sei die Vollautomatisierung. "Dadurch können wir hier laufend neue Applikationen bedienen". Potenzial sieht auch Rainer Ostermann, Geschäftsführer Festo Österreich.
"Bei der klassischen Montage von Verbrennermotoren geht es um die hochpräzise Montage von mechanischen Bauteilen, bei der Herstellung von Batteriemodulen hingegen um das Zusammenfügen von sehr teuren und potenziell gefährlichen elektrochemischen Elementen", sagt er. Das sind handhabungstechnisch andere Herausforderungen. Ein weiteres Beispiel sei die Servopresse YJKP, die in hoher Stückzahl zur Batteriezellfertigung verkauft wurde, um die gewickelten Batterien zu verpressen.

5. Wie steigern Automatisierer die Usability?
"Durch den stetig zunehmenden Grad an Digitalisierung und den Einsatz von digitalen Produkten und Lösungen in Produktionen könnte man annehmen, dass die Komplexität der Bedienbarkeit ebenfalls zunimmt",sagt Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender ABB AG Österreich. Das Unternehmen lege jedoch größten Wert auf die Einfachheit der Anwendung und eine intuitive Handhabung. "Die Einbindung bestehender Technologien wie die Bedienbarkeit durch das eigene Smartphone oder durch Remote Services, sowie das Nutzbarmachen neuer Technologien, wie etwa Augmented Reality (AR) helfen dabei, die Einrichtung, Bedienbarkeit und die Wartung für unsere Kunden zu erleichtern und zu optimieren", sagt Kohlmaier. Usability umfasse für Kuka sehr viele Bereiche, sagt Reinhard Nagler, CEO Kuka CEE. So biete man mit my.KUKA ein digitales Rundum-Sorglos-Paket. 24/7 sei es damit möglich, Produktdaten und -verfügbarkeiten abzufragen, Hard- und Software-Produkte zu bestellen, Lizenzen und Supportanfragen zu verwalten oder auch die cloudbasierten Plattformen KUKA Xpert und KUKA Robot Selector zu besuchen. Neuestes Beispiel sei die Software KUKA.MixedReality.
"Sie verbindet die reale mit der virtuellen Welt und reichert so die Umgebung der Roboterzelle anschaulich und unkompliziert mit digitalen Informationen an", sagt Nagler. "Wir stellen uns bei jeder Neuentwicklung und bei jeder Weiterentwicklung immer wieder die Frage, wie können wir die Usability für den Anwender noch vereinfachen", sagt Martin Schwarz, CSO Keba Industrial Automation. So entwickelt man aktuell etwa KI basierte dialogfähige Assistenzsysteme für Maschinen und Roboter, durch die es möglichst ist, dass komplexe Maschinen auch von Personen ohne Vorkenntnisse in Echtzeit bedient und gesteuert werden können.
Sicherheit.
Die Herausforderung bestehe darin, die vernetzte Welt sicherer gegen Cyberattacken zu machen", sagt Thomas Lutzky Geschäftsführer Phoenix Contact Österreich. Das LifeCycle Management von Produkten und Komponenten werde dadurch aufwendiger, da hier eine ständige Aufmerksamkeit gegen eine nie endende Gefahr notwendig ist. Um schnell handeln zu können und die vielen Produkte im Feld mit einem Sicherheitsupdate zu versehen, sei es unerlässlich, "auf eine einheitliche und skalierbare Software-Plattform zu setzen", sagt Lutzky. Diese heißt bei Phoenix Contact PLCnext Technology und ist nach den geltenden Security-Anforderungen IEC 62443-4-1 ML3 und IEC 62443-4-2 SL2 zertifiziert.
"Universalität punktet", sagt Christoph Ungersböck, Geschäftsführer Sick Österreich. Darum achte man bei der Entwicklung neuer Sensorlösungen darauf, die Produktvielfalt so gering wie möglich zu halten und unterschiedliche Funktionen möglichst individuell per App zu aktivieren. "Das senkt die Lagerhaltung, vereinfacht die Beschaffung und erlaubt es, einem Sensor die gefragten Features erst ganz zum Schluss zuzuweisen", so Ungersböck.