KV-Verhandlungen 2025 : Metall-KV: Stabiler Kompromiss schützt Tausende Arbeitsplätze

Metaller KV Lohnverhandlungen 2025

v.l. Reinhold Binder (PRO-GE), der Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie Christian Knill, Mario Ferrari (GPA) und Chefverhandler Stefan Ehrlich-Adám anlässlich des Startes der Metaller KV Verhandlungen mit Wirtschaftsgespräch Gewerkschaften mit den Fachverbänden, am Montag 22. September in Wien

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Bei den diesjährigen Lohnverhandlungen der Metallbranche konnten sich die Sozialpartner bereits am Montagnachmittag nach nur wenigen Stunden auf einen neuen Kollektivvertrag für rund 190.000 Beschäftigte einigen. Ab dem 1. November 2025 werden die effektiven Löhne und Gehälter um 1,41 Prozent erhöht, während die kollektivvertraglichen Mindestentgelte um 2 Prozent steigen. Ein Jahr später, ab dem 1. November 2026, folgen weitere Erhöhungen: Die Ist-Löhne und Gehälter steigen um 1,9 Prozent, die Mindestentgelte um 2,1 Prozent. Zusätzlich sind Einmalzahlungen vorgesehen.

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PRO-GE-Bundesvorsitzender Reinhold Binder bezeichnete das Ergebnis als einen „Krisenabschluss auf Zeit, der die rollierende Inflation nicht voll abdeckt“. Angesichts der anhaltenden Teuerung und hohen Energiekosten sei es entscheidend gewesen, „mit Vernunft und Sicherheit in die Zukunft zu schreiten“. Die rollierende Inflation von September 2024 bis August 2025 - die Verhandlungshandlungsbasis für die Metaller-KV-Verhandlungen - lag bei 2,8 Prozent.

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Wettbewerbsfähigkeit gestärkt: Warum der Metall-KV Betrieben jetzt Planungssicherheit bringt

Auch Christian Knill, Obmann der Metalltechnischen Industrie, sieht in dem Abschluss einen Schritt zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe: „Wir bleiben mit dem nachhaltigen Teil deutlich unter der europäischen Inflation.“ Dadurch bestehe die Hoffnung, dass sich die Position der österreichischen Metallindustrie im europäischen Wettbewerb nicht weiter verschlechtere.

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WKÖ-Präsident Harald Mahrer hob die Bedeutung des Verhandlungsergebnisses hervor: „Die moderate Lohnanpassung von 1,4 Prozent und Einmalzahlungen für 2025 sowie 1,9 Prozent ab 1.11.2026 schafft nun dringend benötigte Planungssicherheit und Entlastung für Betriebe wie Beschäftigte.“

Zustimmung kam auch von der Industriellenvereinigung (IV), die zwar nicht direkt an den Verhandlungen beteiligt war, aber den raschen Abschluss ausdrücklich würdigte. „Die Verhandler haben in einer schwierigen Situation rasch einen tragbaren Kompromiss erzielt, der die Herausforderungen der Unternehmen berücksichtigt und Planbarkeit schafft“, erklärte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Montagabend in einer Aussendung.

Übersicht über die Kollektivvertrags-Abschlüsse der Metaller seit 2019

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Wahlfreiheit beim Bonus: Mehr Geld oder freie Tage für Beschäftigte – auch Lehrlinge profitieren

Im Rahmen des auf zwei Jahre ausgelegten Abschlusses erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zwischen November 2025 und Juni 2026 entweder zweimal zwei zusätzliche freie Tage oder zweimal 500 Euro als Einmalzahlung zur Stärkung der Kaufkraft. Die genaue Ausgestaltung soll auf betrieblicher Ebene im Rahmen der Sozialpartnerschaft vereinbart werden.

Auch die Einkommen der Lehrlinge steigen: Ab 1. November 2025 erhöhen sie sich um 2 Prozent, ergänzt durch eine einmalige Zahlung in Höhe von 250 Euro. Ab 1. November 2026 folgt eine weitere Erhöhung um 2,1 Prozent.

WKÖ-Präsident Harald Mahrer: „Die moderate Lohnanpassung von 1,4 Prozent und Einmalzahlungen für 2025 sowie 1,9 Prozent ab 1.11.2026 schafft nun dringend benötigte Planungssicherheit und Entlastung für Betriebe wie Beschäftigte.“

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Reallohnverlust gegen Jobgarantie: Warum der Metall-Abschluss tausende Arbeitsplätze sichern soll

Nach Einschätzung des Wifo-Ökonomen Benjamin Bittschi hat der jüngste Lohnabschluss in der Metallindustrie, der deutlich unter der rollierenden Inflation liegt, tausende Arbeitsplätze gesichert. Die schnelle Einigung angesichts der schwierigen Lage in der Branche sei ein „starkes Zeichen der Sozialpartnerschaft“, erklärte Bittschi am Dienstag im Ö1-„Morgenjournal“. Gleichzeitig betonte er, dass sich das Ergebnis nicht unmittelbar auf andere Branchen übertragen lasse.

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In den vergangenen Jahren seien die Löhne tendenziell stärker gestiegen als die Wertschöpfung in der Metallindustrie. „Das ist, was kurzfristig geht, aber was man einfach nicht langfristig aufrechterhalten kann, weil sonst gehen eben Arbeitsplätze verloren“, so Bittschi. Dem damit verbundenen Reallohnverlust müsse man „die Arbeitsplatzsicherheit entgegenrechnen und die Gewinner dieses Abschlusses sind vermutlich die Menschen, die ohne einen so niedrigen Abschluss ihren Arbeitsplatz verloren hätten. Das ist natürlich schwer für die Gewerkschaft zu verkaufen, weil niemand davon ausgeht, dass er selbst den Arbeitsplatz verloren hätte, aber das muss man schon sagen, dass über diesen Abschluss eben etliche Tausend Arbeitsplätze, die sehr gut bezahlt sind, im Vergleich eben gehalten werden.“

Politik gefordert – Metallabschluss nicht auf andere Branchen übertragbar

Der Abschluss sei zwar ein wichtiger Beitrag zur lohnbezogenen Wettbewerbsfähigkeit, reiche jedoch nicht aus. Nun müsse die Politik „in die Gänge kommen“ und mit gezielten Strukturmaßnahmen zur Senkung der Inflation und zur Ausweitung des Arbeitsangebots beitragen.

Eine Übertragung des Metallabschlusses auf andere Bereiche sei nicht möglich, betonte Bittschi. Im Handel etwa seien die Mindestlöhne deutlich niedriger, zudem wirke sich die Inflation dort stärker aus.

Indes begannen am selben Tag die Kollektivvertragsverhandlungen für die Bahn-Beschäftigten – eine Einigung blieb dort zunächst aus.